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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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diesen verdammten Blick.
    – Das kann ja sein, Max, aber das heißt noch lange nicht, dass er Tilda vergraben hat.
    – Eine aalglatte Sau.
    – Das sagt auch der Wärter am Eingang.
    – Er hat genau gewusst, was ich wollte, ich bin mir sicher, er hat auf mich gewartet, Baroni.
    – Du bist schon wieder besoffen, Max.
    – Er hat mir zugezwinkert.
    – Und?
    – Wieso sollte er mir zuzwinkern, wenn er nicht genau wüsste, worum es geht.
    – Er hat gezwinkert, Max, sonst nichts.
    – Er war es. Und Ende.
    – Er sitzt. Und Ende.
    – Irgendwie war er es aber.
    – Irgendwie sollten wir jetzt schlafen gehen, zurückfahren und weitersuchen. War keine gute Idee hierherzukommen.
    – Wir gehen da morgen noch einmal hin. Ich zu Wagner und du zu deinem Freund am Eingang.
    – Und dann?
    – Finden wir heraus, wie er es gemacht hat.
    – Du bist nicht ganz dicht, Max.
    – Kann sein. Aber trotzdem machen wir es so.
    – Nein.
    – Doch.
    – Wart mal kurz. Kleine Planänderung, mein lieber Max.
    – Nämlich?
    – Mein Freund vom Eingang hat sich eben da drüben an die Bar gesetzt.
    Während Max sich auf den Weg zur Toilette macht, steht Baroni auf, um den Wärter an den Tisch zu holen. Max hat ihn darum gebeten, damit er ihn auch kennenlernen, auch mit ihm reden kann. Er will es selbst hören, dass es unmöglich ist, dass er sich täuscht in Wagner, dass er nicht die miese kleine Drecksau ist, für die er ihn hält.
    Max geht an den Tischen vorbei, er wankt. Er spürt den Alkohol, er hält sich an der Garderobe fest und bleibt stehen. Über ihm ein Fernseher. Man sieht hunderte Beine, die über den Waldboden gehen, Suchmannschaften, kopfschüttelnde Menschen, bellende Hunde und Paul. Er ist blass im Gesicht, geduldig beantwortet er Fragen, er sagt, dass es nichts Neues gibt, dass es Tilda den Umständen entsprechend gut geht, dass alles Erdenkliche unternommen wird, um sie zu finden.
    Max steht da und starrt ihn an. Irgendwo im Wald hinter Paul liegt sie begraben. Vielleicht suchen sie an der völlig falschen Stelle, vielleicht liegt sie kilometerweit von ihm entfernt, von den Suchhunden, von den Beinen, von den Uniformen. Irgendwo ist sie. Und Wagner weiß wo. Wer sonst? Es gibt keine andere Möglichkeit, egal was Baroni sagt, was dieser Wärter sagt, was alle anderen sagen.
    Max geht weiter. Langsam.
    Die Toilettentür schwingt auf. Im Pissoir steht ein Tor. Ein weißes, kleines Plastiktor in der Muschel. Ein kleiner Plastikball wartet darauf, getroffen zu werden. Von Max. Er wird Wagner dazu bringen, ihm zu sagen, was er wissen will, er wird diesen kleinen Plastikball noch achtunddreißig mal ins Tor schießen, Wagner wird reden, er wird ihn dazu bringen, er wird auch einen Goldenen Schuh bekommen. Das wird er. Langsam tastet er sich zurück zum Tisch.
    Baroni stellt ihm den Beamten vor, Vinzenz.
    Ohne zu zögern trinkt der Fremde, was Baroni ihm hinstellt, ohne Hemmungen spricht er über Fußball, über das Gefängnis, über sein Leben. Max hört ihm zu. Vinzenz erzählt. Dass es eigentlich ein Versehen ist, dass er im Gefängnis arbeitet, dass es sich vor drei Jahren einfach so ergeben hat, aber dass sein Platz eigentlich anderswo ist. In Asien, an den schönen Plätzen auf dieser Welt, nicht hinter Gefängnismauern. Vinzenz erzählt von sich, ungefragt, er spricht über seine Reisen, irgendwann auch über die Marihuanaplantage in seinem Keller. Er ist redselig, erzählt von seiner Ernte, wie gut sein Gras ist, er schwärmt, er freut sich über die fremden Ohren, die ihm zuhören, über die Neugier des Fußballstars, darüber, dass er mit ihm an einem Tisch sitzen und trinken darf.
    Vinzenz und Baroni.
    Max hört zu. Er schaut den Wärter an. Er hat ihn sich anders vorgestellt, er hat erwartet, einem sadistischen Scheißkerl zu begegnen, einem kleinen, machtbesessenen Drecksack, aber Vinzenz ist anders. Irgendwie mag er ihn. Und deshalb beginnt er von Tilda zu erzählen, von Wagner, von dem Dilemma, in dem sie stecken. Er beginnt Vinzenz auszufragen, er will Antworten von ihm, Antworten, die es nicht gibt. Wie kann jemand ungesehen aus dem Gefängnis kommen? Gibt es eine Hintertür? Was ist mit den Kameras? Kann ihm jemand geholfen haben? Wer? Wie hat er es angestellt? Fragen über Fragen und Vinzenz, der immer wieder den Kopf schüttelt. Verneint, abwehrt.
    Unmöglich, sagt er. Mauern, Kameras, noch mehr Mauern, Beamte und noch mehr Beamte. Ungesehen verschwinden und wieder zurückkommen, das ist nicht machbar,

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