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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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nicht vorstellen.
    Er glaubt nicht daran, sagt Hanni. Nicht an Wagner. Er will euch beide zurück im Dorf, er will, dass ihr dabei seid, wenn sie Tilda finden.
    Max hört, was sie sagt. Er fragt sich, ob es richtig ist, was sie vorhaben. Er duscht. Das Wasser fällt. Er weiß, dass Paul alles tut, um Tilda zu finden, er hofft auf Wunder, er sucht Stecknadeln im Wald, es ist das einzige, was er tun kann.
    Max trocknet sich ab. Paul hält sich an die Fakten, Paul kann nicht neben der Spur fahren, er muss im Rahmen bleiben. Max muss das nicht.
    Hanni gähnt, die Badezimmertür steht offen. Hanni und Baroni starren in den Fernseher. Wie sie über sie reden. Überall, auf allen Sendern, im Radio. Tilda. Sobald die Augen aufgehen, ist sie wieder da, die Angst um sie, die Sorgen, die Verzweiflung. Er muss sie anrufen, er muss noch einmal mit ihr reden, bevor sie zu Wagner gehen. Er muss sich anziehen, er muss ihre Nummer wählen, ihre Stimme hören. Er muss sie fragen, nur einmal noch. Sie muss es ihm noch einmal sagen, bevor er ihm weh tut. Er wählt. Es läutet.
    Dann ihre Stimme.
    – Max.
    – Wie geht es dir?
    – Schön, dich zu hören, Max.
    – Wie es dir geht, Tilda.
    – Nicht gut.
    – Du musst durchhalten.
    – Sie müssten mich längst gefunden haben.
    – Bald, Tilda, bestimmt.
    – Es ist alles so unwirklich, Max. Dass ich hier bin, dass es dunkel ist. Dass ich nicht an meinem Schreibtisch sitze.
    – Da wirst du bald wieder sitzen.
    – Wenn ich die Augen zumache und mich zwinge, nicht daran zu denken, dann geht es.
    – Dann mach sie bitte nicht wieder auf, so lange nicht, bis wir bei dir sind.
    – Ich schaffe das, solange ich das Telefon habe.
    – Wie lange noch, was denkst du?
    – Ich habe keine Ahnung, wie alt der Akku ist. Vielleicht einen Tag, vielleicht zwei. Ich weiß es nicht.
    – Paul vermutet, dass du eines seiner Kinder gesehen hast, einen jungen Mann, der ihm ähnlich sieht.
    – Ich weiß.
    – Und?
    – Blödsinn, Max. Ich weiß, was ich gesehen habe, das war kein Doppelgänger, das war er, älter als damals, aber er war es.
    – Du bist dir sicher?
    – Du glaubst mir nicht?
    – Doch, Tilda.
    – Warum fragst du dann?
    – Ich war gestern bei Wagner.
    – Was machst du dort? Das ist Polizeiarbeit, Max. Warum machst du das?
    – Weil Paul nicht an Wunder glaubt. Weil in diese Richtung nicht ermittelt wird. Und weil ich wissen wollte, wer dieser Wagner ist.
    – Und?
    – Ich glaube dir.
    – Das kannst du, Max. Ich bin mir sicher, absolut sicher.
    – Er tut so, als wüsste er von nichts.
    – Trau ihm nicht.
    – Es scheint unmöglich, dass er das Gefängnis verlassen hat. Er sitzt seit achtzehn Jahren in seiner Zelle, dokumentiert, keiner zweifelt auch nur eine Sekunde daran.
    – Irgendwie hat er es angestellt.
    – Wenn er es war, dann bringe ich ihn dazu, mir zu sagen, wo du bist.
    – Wie, Max?
    – Ich liebe dich.
    – Was hast du vor, Max? Rede mit mir. Ich glaube, es ist besser, wenn du deine Finger davon lässt.
    – Ich melde mich.
    Er drückt den roten Knopf.
    Während er mit Baroni nach unten geht, bleibt Hanni im Bett. Sie hat kaum geschlafen, sie ist direkt nach der Sperrstunde im Würstelstand losgefahren, sie ist müde, sie wartet, bis Max zurückkommt. Sie weiß nicht, was er vorhat. Sie hat mit einem Kuss nach ihm geworfen, kurz bevor die Tür zuging. Baroni und Max sind die Treppen nach unten. Durch die Gaststube nach draußen.
    Ihre Köpfe schmerzen. Fünfhundert Meter bis zum Gefängnis. Der kleine Umweg zum Lebensmittelgeschäft.
    Baroni fragt, ob Max das wirklich machen will, ob es nicht sein könnte, dass Wagner tatsächlich nichts damit zu tun hat. Max schüttelt nur den Kopf und schweigt. In dem kleinen Laden kaufen sie zwei Flaschen Wasser und eine Rolle Frischhaltefolie. Zwei Euro für die Wahrheit.
    Es ist früh. Noch keine Besucher. Der Zeitpunkt ist günstig, sagt Vinzenz am Telefon, sie sollen kommen, gleich. Seine Stimme hinter den Mauern, Tischbesuch, Wagner. Vormittag. Wie sie durch die Pforte gehen.
    Wie sie ihre Handys abgeben, ihre Schlüssel, wie die Rolle Frischhaltefolie in der Innentasche von Max’ Jacke bleibt. Wie sie die Stiegen nach oben gehen, wie sie den kahlen Raum betreten. Tische, Stühle, Gitter an den Fenstern. Der Beamte, der sie nach oben gebracht hat, weist ihnen einen Platz zu. Nur kurz warten sie, dann kommt Vinzenz. Er geht auf sie zu, er flüstert und hält seine Hand auf.
    Schnell, sagt er.
    Baroni gibt ihm den Scheck, drückt

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