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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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Tasche greift und einen Scheck aus seinem Terminkalender holt. Wie er die Summe einsetzt, unterschreibt und Vinzenz den Scheck entgegenstreckt.
    – Wir wollen zehn Minuten mit Wagner allein. Keine Kameras, keine Überwachung. Sein Wort gegen deines. Dann bekommst du dein Geld.
    – Wow.
    – Wann?
    – Morgen. Aber fünf Minuten, nicht zehn.
    – Für fünftausend verdammte Euros wollen wir zehn Minuten.
    – Dein Freund Max hier will seine Mama zurück, korrekt? Also nehmt, was ihr kriegen könnt. Länger als fünf Minuten kann ich meine Kollegen nicht vom Überwachungsraum fernhalten. Eine Zigarettenlänge.
    – Wie läuft das?
    – Morgen ist Tischbesuch.
    – Was ist das?
    – Keine Glaswand, ihr trefft ihn im Besucherraum. Wenn außer euch niemand im Raum ist, wenn kein weiterer Besuch kommt, schicke ich die Kollegen zum Rauchen.
    – Und das funktioniert?
    – Das wird schon.
    – Was wenn sie nicht rauchen wollen?
    – Ich sagte, ich kümmere mich darum.
    – Was, wenn der Besucherraum die ganze Zeit voll ist?
    – Was, wenn ihr beiden Knalltüten die Frischhaltefolie vergesst?
    Max schweigt, hört nur zu, ignoriert es, dass dieser Wicht sie Knalltüten nennt, er staunt, ist wie immer beeindruckt, wenn Baroni mit Geld um sich wirft. Fünftausend Euro für fünf Minuten, für Tilda, für ihn. Max weiß, dass es sinnlos ist, Baroni davon abzubringen, es ihm auszureden, Baroni hat sich entschieden, er will es so. Er will, dass sie in wenigen Stunden zurück in dieses Gefängnis gehen und Leopold Wagner foltern, ihn zum Reden bringen, ihm die Luft nehmen.
    Max lehnt sich zurück.
    Baroni und Vinzenz reden über Details, sie sind betrunken, alle sind betrunken, die Welt ist betrunken. Baroni winkt. Die Wirtin bringt Schnaps.
    Bis das Licht ausgeht.

Sieben
     
    Hanni. Max hatte sie noch angerufen.
    Kurz bevor er abtauchte, in den Laken verschwand, war da noch ihre beruhigende Stimme am Telefon. Wie sie sich Sorgen um ihn machte, wie sie ihn dazu brachte, ihr zu erzählen, in welchem Bett er lag. Noch bevor Max aufwachte, lag sie neben ihm, kroch unter die Decke, schmiegte sich an ihn.
    Ich bin bei dir, sagte sie.
    Lass mich in Ruhe, Baroni, sagte Max.
    Erst als ihre Hände nicht mehr aufhörten, seinen Kopf zu streicheln, machte er die Augen auf. Das vertraute Gesicht zu sehen machte ihn glücklich, ihre Finger auf seinem Rücken, ihr Lächeln, das sagte, wir schaffen das.
    Er presste sich fest an sie, umarmte sie, ließ sich festhalten von ihr. Hanni tat ihm gut. Über eine Stunde lang waren sie ohne ein Wort, nur ihr Körper und seiner, sein Kopf an ihren Brüsten, mit geschlossenen Augen. Im Dunkel unter seinen Lidern war alles so wie immer, Tilda servierte Rindssuppe in ihrer Küche, Baroni und la Ortega kochten Tapas, den kleinen, korrupten Beamten hatte Max nie kennengelernt. Hannis Haut war wie ein Märchen, aus dem ihn Baronis Klopfen einfach herausriss.
    Besuchszeit, schrie er. Hanni öffnete.
    Max duscht. Er hört das Wasser, er hört, wie sie reden, über Tilda, über Wagner. Das Wasser ist nicht laut genug, um zuzudecken, was passiert ist. Max möchte mit Hanni ins Ausland, nach Ungarn, nach Tschechien, weit weg, sich verstecken mit ihr, untertauchen in einem kleinen Landgasthaus, das Telefon ausschalten, den Fernseher, alles. Keine Bilder mehr sehen von Suchmannschaften, keine tragischen Stimmen aus dem Radio hören. Nur Hanni und Max.
    Es ist kurz vor acht. Wie das Wasser über ihn rinnt, auf seiner Haut nach unten, warm. Es ist egal, wie hässlich dieses Bad ist, es ist angenehm, er räkelt sich, streckt sein Gesicht nach oben, spürt, wie die Tropfen aufschlagen auf seiner Wange, wie sie ihn berühren. Zehn Minuten lang. Max unter der Dusche, Hanni und Baroni draußen.
    Wie sie über Paul reden.
    Wie Hanni davon erzählt. Dass Paul bei ihr war, dass er sie gebeten hat, Max zurückzuholen, dass er sich Sorgen macht. Dass fast alle Kinder überprüft worden sind. Alle männlichen Kinder von damals, alle, von denen man wusste, dass sie von Wagner stammten. Jeder einzelne von ihnen wurde befragt, nach seinem Alibi. Keiner von ihnen konnte es gewesen sein. Keiner. Paul war überzeugt, dass es nicht anders sein konnte, sagt Hanni. Entweder Tilda hat sich getäuscht, oder es war einer seiner Söhne, jemand, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht, sein Gesicht, seine Züge. Tilda hat nicht unterschieden zwischen Damals und Heute. Für Paul war das die einzige Möglichkeit, etwas anderes konnte er sich

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