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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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beschuldigt, seine Stiefmutter vergraben zu haben? Was, wenn?
    Sie warten. Baroni legt Max die Hand auf die Schulter, dann kommt der Anruf, dass Max nach oben kommen soll, allein. Baroni muss warten, im Eingangsbereich bleiben. Wagner darf selbst entscheiden, wen er sehen will und wen nicht, sagt der Beamte.
    Baroni klopft Max auf die Schulter.
    Du machst das schon, sagt er.
    Max weiß, dass Baroni in der Zwischenzeit mit den Beamten reden wird, dass er seinen Promi-Joker ausspielen und irgendetwas in Erfahrung bringen wird, irgendetwas, das ihnen weiterhilft. Während er Wagner trifft. Einen Fremden. Einen Mörder, den Mann, der Tilda entführt hat, oder einen Ahnungslosen, der seit achtzehn Jahren für das büßt, was er getan hat.
    Bis gleich, sagt Max.
    Ein Beamter kontrolliert den Ausweis, schreibt die Besuchszeit ein und zeigt Max das Garderobenkästchen, in das er Schlüssel und Telefon legen muss. Dann geht Max durch die Sicherheitskontrolle, eine Beamtin tastet ihn ab, Baroni bleibt zurück, schaut ihm nach, winkt, hebt seinen Daumen. Dann ist Max allein. Stufe für Stufe, die Beamtin vor ihm. Wie sie vorausgeht, sich nicht zu ihm umdreht, sich nicht dafür interessiert, wer er ist und was er hier will. Sie macht nur ihre Arbeit, bringt ihn zu dem Häftling. Max hinter ihr, aufgeregt, zweifelnd. Gleich wird er mit ihm reden. Er wird herausfinden, ob er der Mann ist, der Tilda das angetan hat. Max wird es spüren, er wird es wissen, wenn er ihn sieht. Wenn er vor ihm sitzt. Wenn er den Mund aufmacht. Leopold Wagner.
    Dann geht die Tür auf.
    Eine lange Glaswand teilt den Raum. Zehn kleine Kojen, voneinander getrennt durch Holzwände, zehn Sessel, Telefonhörer, Glas. Max setzt sich. Die Beamtin lässt ihn allein. Max schaut durch das Glas auf eine weiße Wand. Eine Minute lang passiert nichts, nur Max auf dem Sessel, Max im Gefängnis, nach einer kurzen Nacht, nach einem Abend, der nicht so geendet hat, wie er sich das vorgestellt hatte. Max wartet. Er sieht, wie er den Raum betritt. Wagner.
    Wie er plötzlich auftaucht. Wie er der Wand entlang geht und hinter der Glasscheibe Platz nimmt, langsam, mit Ruhe, freundlich jede seiner Bewegungen, so als wäre er am friedlichsten Ort der Welt, so als wäre auf der anderen Seite des Glases alles schöner, besser, so als wäre die Welt dort nicht bedrohlich. Wie er sich mit einem Lächeln auf den nackten Stuhl setzt, selbstbewusst, seine Augen wach, neugierig.
    Wie er seine Hände faltet und Max anschaut. Wie Max seinen Blick irritiert abwendet. Wie Wut in ihm laut wird, wie er beschließt anzugreifen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Wie er an Tilda denkt, während Wagner seine Lippen bewegt. Egal was Wagner sagen wird, er glaubt ihr, sie hat ihn gesehen, sie ist sich sicher, Max wird nicht an ihr zweifeln.
    – Ich weiß nicht, warum Sie es tun, aber es ist schön, dass Sie mich besuchen. Kommt nicht allzu oft vor.
    – Du weißt, warum ich hier bin.
    – Ehrlich?
    – Wäre besser für dich.
    – Ich habe nicht die leiseste Ahnung, aber ich vermute fast, es ist etwas Persönliches. Sie wirken aufgebracht.
    – Sie hat dich wiedererkannt.
    – Wer?
    – Tilda Broll.
    – Bitte?
    – Du hast sie eingegraben, und du wirst mir jetzt sagen, wo sie ist.
    – Tilda Broll?
    – Wo ist sie?
    – Ich weiß genau, von wem Sie sprechen, aber nicht, worüber Sie sprechen.
    – Du hast sie betäubt, entführt und begraben, und du hast mir dieses Seniorenhandy auf die Kommode gelegt.
    – Interessant.
    – Ich habe keine Ahnung, warum du das getan hast, aber ich weiß, dass du es getan hast.
    – Da wissen Sie mehr als ich.
    – Warum hast du ihr das Telefon gelassen?
    – Welches Telefon?
    – Warum spielst du dieses Theater?
    – Moment, junger Mann. Sie glauben also, ich hätte Tilda Broll umgebracht?
    – Nicht umgebracht. Begraben, bei lebendigem Leib, mit einem Seniorenhandy und zwei Flaschen Dreh und Trink.
    – Sie meinen dieses Kindergetränk?
    – Tilda sagt, du warst es.
    – Ich wusste nicht, dass es Dreh und Trink noch gibt, ich dachte, das sei längst Geschichte. Wir haben das als Kinder getrunken, sehr süß, aber wir haben es geliebt.
    – Ich habe nicht viel Zeit.
    – Sie haben um den Besuch gebeten. Nicht ich.
    – Du sollst mir sagen, wo du sie begraben hast. Jetzt.
    – Max Broll. Sie sind also ihr Sohn?
    – Du sollst den Mund aufmachen.
    – Sonst?
    – Wird dir das sehr leid tun.
    – Sie drohen mir? Aber warum denn? Ich habe keine Ahnung, wovon Sie

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