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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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verdursten.
    – Man wird sie finden, bestimmt wird man sie finden.
    – Und wenn nicht, wird sie verdursten. Einfach so. Verdursten, verstehen Sie das?
    – Das tut mir alles sehr leid.
    – Mir auch.
    – Ich verstehe aber immer noch nicht ganz, warum Sie hier sind. Was Sie hoffen, hier in meinem Gefängnis zu finden.
    – Den, der meiner Stiefmutter das angetan hat.
    – Bitte?
    – Leopold Wagner hat Tilda Broll entführt und vergraben.
    – Sie scherzen?
    – Sie wird sterben.
    – Es tut mir leid, aber ich denke, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.
    – Ich weiß nicht, wie er es gemacht hat, aber er hat es gemacht.
    – Sie müssen entschuldigen, aber es klingt äußerst absurd, was Sie sagen. Sie denken, dass ein Häftling die Justizanstalt einfach so verlässt und wieder zurückkommt, dass Herr Wagner ihre Stiefmutter entführt hat?
    – Genau das.
    – Das ist mehr als lächerlich. Die Herren von der Kripo haben heute hier anscheinend viel Zeit vergeudet. Genauso wie Sie.
    – Er hat sie vergraben wie einen toten Hund.
    – Ich bitte Sie. Es gibt Regeln hier, meine Herren, Regeln, die ein solches Vorhaben unmöglich machen.
    – Irgendwie hat er diese Regeln gebrochen.
    – Es ist erschütternd, was mit Ihrer Stiefmutter passiert ist, aber Ihr Weg zu uns war wohl umsonst. Ich bin seit fünfundzwanzig Jahren in diesem Haus und etwas Derartiges ist noch nie vorgekommen. Das von Ihnen gezeichnete Szenario ist absurd, meine Herren. Tut mir sehr leid, Ihnen das sagen zu müssen, Ihnen nicht weiterhelfen zu können, ich wäre gerne behilflich, aber ich fürchte, ich kann es in diesem Fall beim besten Willen nicht sein.
    – Jemand muss ihn rausgelassen haben.
    – Verstehen Sie das bitte nicht falsch, dass ich lache, aber das ist völlig absurd. Absolut niemand ist in den letzten zwanzig Jahren aus meinem Gefängnis ausgebrochen. Mein Personal befolgt strikte Anweisungen, die modernste Überwachungstechnik steht uns zur Verfügung. Was Sie da sagen, ist lächerlich.
    – Lächerlich?
    – Es tut mir leid, Sie zu enttäuschen, aber ich kann es nicht anders ausdrücken.
    – Von hier bis ins Dorf und wieder zurück sind es, wenn er schnell fährt, fünf Stunden. Zwei Stunden kommen für die Entführung dazu, vielleicht noch eine Stunde als Reserve. Er musste also gerade einmal acht Stunden draußen gewesen sein.
    – Herr Broll, der Häftling Wagner hat beinahe die letzten beiden Jahrzehnte hier im Haus verbracht, er war in der Schlosserei, am Hof, im Speisesaal, im Aufenthaltsraum, alle paar Jahre einmal in der Krankenstation, sehr häufig in der Bibliothek, er war auf den Gängen, aber nirgendwo sonst. Einen achtstündigen Ausflug hat Herr Wagner nicht gemacht, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.
    – Sie irren sich.
    – Bei allem Respekt und allem Verständnis für Ihre Situation, ich irre mich nicht.
    Baroni mischt sich ein. Er spürt, wie es in Max rumort, dass er sich kaum noch halten kann.
    – Eine Frage.
    – Ja, Herr Baroni? Ich bedaure zwar die Umstände, aber es ist schön, dass ich Sie kennenlernen darf, ich fand Sie immer großartig. Ich meine, ich finde Sie natürlich immer noch großartig, ich bewundere Ihre Art, Fußball zu spielen.
    – Das freut mich sehr, ich danke Ihnen. Und ja, die Umstände sind grässlich.
    – Fragen Sie nur, Herr Baroni, fragen Sie.
    – Glauben Sie, dass es möglich ist, einen Ihrer Mitarbeiter zu bestechen? Könnte jemand in Ihrem Gefängnis empfänglich sein, sagen wir einmal für Geldgeschenke? Und könnte dieser Jemand in der Folge etwas tun, das ungesetzlich ist?
    – Was ist das für eine Frage? Die Zeiten der Korruption in Österreich sind vorbei, und speziell in meinem Gefängnis hat es so etwas nie gegeben. Niemals.
    – Sind Sie sicher?
    – Einhundert Prozent.
    – Was ist mit diesem Vinzenz?
    – Vinzenz Stuck. Ein guter Mann. Sie wollen ihm hoffentlich nichts unterstellen?
    Doch, wollen wir, sagt Max.
    Er unterbricht. Er ist wütend, er will, dass dieser kleinliche Buchhalter endlich redet, dass er ihm das Gefängnis zeigt, dass er etwas erzählt, das ihn weiterbringt.
    – Ich bitte Sie, meine Herren, seien Sie doch vernünftig.
    – Mein Freund Max meint das nicht so, Sie müssen das verstehen, die Situation ist außergewöhnlich.
    – Ich habe ja Verständnis dafür, Herr Baroni, aber hier finden Sie keine Antworten, nichts, das seiner Stiefmutter weiterhelfen könnte. Ich verbürge mich für alle meine Leute.
    – Könnten Sie uns herumführen?
    – Wie

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