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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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habe nicht mehr viel Zeit.
    – Er hat sie mit einer Plastikfolie erstickt.
    – Blödsinn, Max. Paul sagt, die Kollegen vor Ort haben kein Fremdeinwirken festgestellt.
    – Es war so, Tilda. Frischhaltefolie. Er hat sie für mich dagelassen.
    – Was redest du da?
    – Ich habe dasselbe mit ihm gemacht heute Morgen. Wir haben den Wärter bestochen, ihm Folie um den Kopf gewickelt. Er hat uns mit ihm alleingelassen, ich wollte, dass er mir sagt, wo du bist, ich wollte dich doch nur finden. Ich wollte das nicht, Tilda. Nicht Hanni.
    – Ihr habt Wagner in Frischhaltefolie eingewickelt?
    – Ich hätte ihn umbringen sollen.
    – Was machst du nur, Max?
    – Dreißig Sekunden länger und sie wäre noch am Leben. Dieses Schwein, dieses verdammte Schwein.
    – Max, hör mir zu, hör mir jetzt gut zu. Was auch immer du getan hast, kein Wort darüber zu Paul, zu niemandem, verstehst du.
    – Er hat mich bestraft.
    – Dieser Mann ist gefährlich, Max. Du fährst jetzt mit Baroni zurück ins Dorf, du wirst dich in die Reihe zu den anderen stellen und nach mir suchen. Du wirst sofort zurückfahren, hast du das verstanden?
    – Nein.
    – Bitte, Max.
    – Warum tut er das?
    – Rache.
    – Warum, um Himmels Willen?
    – Weil ich ihn eingesperrt habe. Jetzt sperrt er mich ein.
    – Warum so grausam?
    – Du kennst die Geschichte?
    – Ja.
    – Was du nicht weißt, ist, dass ich eine von den Frauen war.
    – Was warst du?
    – Ich wollte ein Kind. Dein Vater und ich. Eine Schwester für dich, oder einen Bruder. Aber es hat nicht funktioniert, lange nicht, und dann war da dieser Wagner, ungeheuer erfolgreich, fast jede Befruchtung ein Treffer. Wir haben es uns so gewünscht, Max.
    – Du warst schwanger?
    – Ja.
    – Wieso habt ihr mir das verschwiegen?
    – Wir wollten warten bis zur dreizehnten Woche. Und dann war da diese Frau, die behauptete, ihr Kind sei von Wagner, er habe ihr sein Sperma eingesetzt, und nicht das ihres Mannes.
    – Was redest du da?
    – Ich war nicht von deinem Vater schwanger.
    – Diese verdammte Drecksau.
    – Ich habe abgetrieben.
    – Und ihn ins Gefängnis gebracht.
    – Das war nicht das Schlimmste für ihn. Dass ich sein Kind abgetrieben habe, war schlimmer. Er hat sich unzählige Male fortgepflanzt, Kinder waren ihm heilig, er war besessen davon, Vater zu sein, immer noch eines in die Welt zu setzen. Und ich habe eines getötet. Dafür bezahle ich jetzt.
    – Das ist doch krank, das kann doch alles nicht sein.
    – Doch, Max. Mörderin, hat er geschrien, damals im Gerichtssaal, ich müsste eingesperrt werden und nicht er. Er war außer sich.
    – Er hat nichts gesagt. Ich hätte ihn fast umgebracht, kein Wort darüber, dass er etwas mit alldem zu tun hat.
    – Er wusste, dass du ihn nicht umbringst.
    – Er hat Hanni getötet. Sie ist nicht mehr da, Tilda. Sie haben sie in einen eurer Blechsärge gelegt.
    – Ich weiß, Max, und deshalb lässt du jetzt deine Finger von Wagner, er ist zu allem fähig.
    – Sie lag einfach da. Er hat sie nackt ausgezogen, ich dachte, sie schläft.
    – Du musst dich jetzt zusammenreißen. Baroni soll dich von dort wegbringen.
    – Nein.
    – Bitte, Max, ich muss jetzt auflegen, du tust jetzt, was ich dir gesagt habe, und in ein paar Stunden rufst du mich wieder an.
    – Bitte nicht, Tilda. Lass mich nicht allein.
    – Ich muss.
    Ihre Stimme verschwindet. Max sitzt hilflos auf seinem Stuhl. Das Telefon in seiner Hand. Baroni, wie er ihn hochzieht und aus dem Zimmer schiebt.
    Wir müssen zu diesem Vinzenz, sagt Max. Er hat ihn rausgelassen. Er muss es gewesen sein.
    Du hältst jetzt endlich deinen Mund, sagt Baroni.

Elf
     
    Max war fast drei Jahre lang allein gewesen, bevor Hanni ihn am Friedhof verführt hat.
    Max hatte seinen Vater gepflegt, bis er starb, er hatte die Gräber für ihn geschaufelt und sich jeden Tag ein Stück mehr von ihm verabschiedet. Da war kein Platz für die Liebe, für Haut, für Glück, da war nur das Sterben, das ihn festhielt im Dorf, die letzten gemeinsamen Monate mit ihm, und dann sein Tod, die Trauer, die ihn niederstreckte, lähmte, die nichts zuließ, keine Zunge in seinem Mund.
    Max hatte seine Liebe in Wien gelassen, Emma Huber, er hatte sich gegen sie entschieden und für seinen Vater, gegen Wien und für das Dorf. Er konnte sie lange nicht vergessen, lange niemanden in seine Nähe lassen. Zwei Jahre, acht Monate und vier Tage nach seinem letzten Geschlechtsverkehr stieg Hanni zu ihm ins Grab und küsste ihn.
    Immer wenn jemand

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