Fuer immer und alle Zeit
Darci ging zurück zum Hauptgebäude und spazierte in jeden nicht abgeschlossenen Raum. Sie begrüßte die Küchenangestellten und fragte sie nach ihren Namen. Auch bei den anderen Mitarbeitern stellte sie sich vor und durfte dann auch den Keller des Hauses erforschen. Um acht Uhr ging sie zurück zu ihrer Unterkunft. Sie zog ihre Kostümjacke eng um sich, denn mittlerweile war es ziemlich kalt geworden. Wie sie feststellte, war Mr Montgomery noch immer nicht da. Also ging sie wieder nach draußen. Sie hätte sich gern die Hemdjacke aus dickem Flanellstoff angezogen, die in seinem Schrank hing, aber wahrscheinlich hätte sie damit ihre Grenzen überschritten. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihre Kostümjacke zuzuknöpfen und schneller zu laufen.
Ein paar Mal blieb sie stehen, schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Bild des Mannes, auf den sie wartete. Wo war er? Plötzlich hörte sie jemanden durch das trockene Laub laufen. Sie blieb wieder stehen und atmete tief ein. Sie hatte ihn gefunden. Ohne weiter zu überlegen, lief sie ihm nach.
Er benutzte nicht die Gehsteige, sondern ging über die Rasenflächen. Sie folgte ihm fast eine Stunde lang quer durch Camwell, ehe sie ihn fragte: »Wonach suchen Sie eigentlich?«
Adam zuckte erschrocken zusammen, als er die Stimme in seiner Nähe hörte, erholte sich jedoch rasch, sobald er merkte, wer es war. Sie stand unter einer Straßenlaterne in demselben dünnen, abgetragenen Kostüm, das sie auch bei ihrer ersten Begegnung getragen hatte, und wirkte so zerbrechlich, dass Adam befürchtete, sie würde rückwärts stolpern, wenn er nur einmal nieste. »Warum sind Sie nicht im Hotel?«
»Ich wollte Sie finden und fragen, was ich zu tun habe. Worin meine Arbeit eigentlich besteht, meine ich«, sagte sie und lächelte zu ihm empor. Sie fand ihn hinreißend in seiner modischen Lederjacke über einem handgestrickten irischen Pullover mit Zopfmuster und hervorragend sitzenden ausgebleichten Jeans.
»Ich wollte zu gegebener Zeit mit Ihnen über Ihre Arbeit sprechen«, entgegnete er leicht verstimmt.
»Was machen Sie denn hier draußen?«
Adam lag schon auf der Zunge, ihr zu sagen, das ginge sie nichts an, aber schließlich würde er die nächste Zeit mit ihr zusammen verbringen müssen und wollte sie nicht gleich verärgern. Wahrscheinlich war es das Beste, sich von Anfang an gut mit ihr zu stellen. »Das werde ich Ihnen alles zu gegebener Zeit erklären«, wiederholte er.
»Wenn Sie Sex suchen - ich stelle mich gern zur Verfügung«, meinte Darci und klimperte kokett mit ihren hellblonden Wimpern.
Einen Moment lang war sich Adam nicht ganz sicher, ob er richtig gehört hatte. Er sah sie verständnislos an.
Doch als er sie eingehend musterte und feststellte, dass sie die Arme fest um sich geschlungen hatte, um sich zu wärmen, kam ihm die Vorstellung, mit diesem zitternden Mädchen Sex zu haben, plötzlich sehr komisch vor. Er konnte sich nicht beherrschen und lachte laut los. Dabei verflog sein ganzer Ärger. Was ihr anderswo fehlt, macht sie mit ihrem Humor wett, dachte er.
»Kommen Sie«, meinte er gut gelaunt, »dort drüben gibt es ein kleines Café. Setzen wir uns kurz hinein, damit Sie sich ein wenig aufwärmen können.«
Bald hatten sie das hell erleuchtete Bistro erreicht, und er führte sie in eine Nische. Die Kellnerin, eine große, dünne Frau in einer blauen Uniform mit einer kleinen weißen Schürze, fragte sie nach ihren Wünschen. »Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«, fragte Adam, und Darci nickte.
»Darf’s auch was zu essen sein?«, fragte die Bedienung gelangweilt.
»Nein«, entgegnete Adam, doch dann blickte er auf Darci, die ihm gegenübersaß, und meinte: »Vielleicht bringen Sie uns doch zwei Stück Kuchen. Haben Sie Apfelkuchen?«
»Wir sind hier in Neuengland, im Oktober, und da fragen Sie mich, ob wir Apfelkuchen haben!«, meinte die Kellnerin kopfschüttelnd, dann ging sie kichernd davon.
Adam wandte sich wieder an Darci. »Danke! So herzhaft habe ich schon lange nicht mehr gelacht.«
Die Kellnerin stellte zwei grüne Steingutbecher auf den Tisch und schenkte Kaffee ein. Adam trank seinen schwarz, Darci kippte drei Teelöffel Zucker in ihren und dann noch vier Portionspackungen Kaffeesahne. Nun war der Kaffee offenbar nach ihrem Geschmack, und sie trank ihn in langen Zügen, die Hände fest um den Becher gelegt, um sich daran zu wärmen.
»Ich freue mich, wenn ich etwas für Sie tun kann!«, meinte sie und schaute ihn mit
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