Für immer und eh nicht (German Edition)
Seufzer. Nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken hatte er verkündet, jetzt gehen zu müssen. Formvollendet hatte er sich von meiner Mutter verabschiedet und beim Hinausgehen den Arm um mich gelegt.
»Ich vermisse dich jetzt schon«, hatte ich geflüstert.
»Ich dich auch.« Er hatte mir einen Kuss auf die Stirn gegeben und mich sehr zärtlich und liebevoll angeschaut. »Schlaf gut!«
»Ja. Du auch.« Angesichts seines innigen Blickes war ich unfähig gewesen, mehr als drei Worte richtig aneinanderzureihen.
Ich gähnte und erhob mich vom Sofa. Inzwischen waren mir sinnvollere Sätze eingefallen, die ich hätte sagen sollen. So etwas wie »Wann sehen wir uns wieder?« oder »Du kannst auch bei mir übernachten.«
Den letzten Satz strich ich sofort wieder, als mein Blick im Bad auf die Zahnbürste meiner Mutter fiel. Mit der eigenen Mutter und einem Hund im Nebenzimmer und zu zweit auf einem viel zu engen Sofa wäre unsere erste Nacht alles andere als romantisch geworden.
»Theresa?« Meine Mutter kam ins Bad, als ich gerade in die Dusche steigen wollte. Schnell griff ich nach einem Handtuch, hängte es um und hoffte, dass diese Aktion nicht zu schamvoll wirkte.
»Was machst du da?«, wollte sie wissen.
»Ich will duschen.«
»Mit Handtuch?«
»Äh … nein, eigentlich nicht.«
»Dann solltest du es ablegen.« Sie setzte sich auf den Badewannenrand und begann, ihren Schlafanzug aufzuknöpfen.
Ich zögerte. »Bleibst du jetzt hier im Bad?«
»Ja. Keine Angst, ich störe dich nicht. Ich will mich nur schnell waschen und die Zähne putzen.«
Und ob sie störte! Ich war es nicht gewohnt, morgens mein Bad mit jemandem zu teilen, und ich hätte auch gern meine Ruhe beim Duschen gehabt.
»In zehn Minuten ist das Bad frei.«
»Stell dich nicht so an! Früher waren wir manchmal zu viert im Bad.«
»Früher war ich auch erst zehn Jahre alt und habe nicht so viel Platz gebraucht.«
»Du brauchst auch jetzt nicht viel Platz.«
»Ich bin achtunddreißig Jahre alt und möchte meinen Freiraum haben.«
»Und ich bin deine Mutter.«
Damit war die Diskussion für sie beendet. Verärgert warf ich das Handtuch auf den Boden und drehte den Duschhahn auf. Warmes Wasser lief mir von der Kopfhaut ins Gesicht. Ich schloss die Augen. Die wohltuende Stille hielt jedoch keine drei Sekunden.
»Was soll ich heute Abend kochen?«
»Keine Ahnung.«
»Worauf hast du Hunger?«
»Momentan habe ich gar keinen Hunger auf Abendessen.«
»Bist du krank?«
»Nein. Ich kann nur einfach gerade nicht an herzhaftes Essen denken.« Ich seifte mir die Haare mit Shampoo ein.
»Machst du eine Diät?«
»Nein.«
Für ein paar viel zu kurze Minuten war es still. Dann, als ich aus der Dusche stieg, warf mir Mutter vom Waschbecken aus einen prüfenden Blick zu. »Eigentlich könntest du eine Diät vertragen. Um die Hüften herum hast du ganz schön zugenommen.«
Ich funkelte sie böse an. »Du hast auch nicht mehr deine Traumfigur!«
»Ich muss aber auch nicht in ein Brautkleid passen. Du schon.«
»Ich habe noch nicht endgültig ja gesagt.«
»Das ist dumm von dir. Meinst du, er wartet ewig? Schließlich ist er nicht exklusiv für dich auf dieser Welt.«
»Das weiß ich.«
»Andere Mütter haben auch hübsche Töchter.«
»Danke für den Hinweis!« Wütend steckte ich mir die Zahnbürste in den Mund und hoffte, dass unser Gespräch fürs Erste beendet war. Aber ich hätte es besser wissen müssen, denn jetzt ging die Fragerei erst richtig los.
»Wann kommst du heute von der Arbeit nach Hause?«
Ich zeigte ihr sechs Finger. Samstags hatte die Apotheke zwar nur bis zwei Uhr geöffnet, aber ich hatte einiges an Schriftkram nachzuholen und würde es nicht vor achtzehn Uhr nach Hause schaffen.
»Kommt Raphael heute noch vorbei?«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Was hältst du davon, wenn ich Kartoffelsalat mit Würstchen mache? Das kann man notfalls verlängern, wenn Raphael mit uns essen möchte.«
Ich nickte tapfer. Kartoffelsalat und Würstchen waren nicht unbedingt die Worte, die ich mit Raphael und einem schönen Abendessen in Verbindung gebracht hätte. Aber solange meine Mutter mit am Tisch saß, würde es sowieso nichts werden mit der Romantik.
»Gut.« Sie wirkte zufrieden. »Dann gehe ich heute Morgen zuerst einkaufen. Du hast ja gar nichts mehr im Haus.« Wir hatten am Abend zuvor die Reste von Raphaels Einkauf aufgegessen.
»Danach bin ich erst einmal bei Sebastian«, fuhr sie fort. »Heute ist Samstag.«
Erstaunt nahm
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