Für immer und eh nicht (German Edition)
zwar von innen.«
»Wie dumm! Hast du den Notdienst kommen lassen?«
»Ja. Ich habe bei meiner Nachbarin geklingelt und von dort aus angerufen. Es kam auch sofort ein Mechaniker. Weißt du, was das gekostet hat?«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Zweihundert Euro!«
»Das ist ärgerlich, aber längst noch nicht so schlimm wie meine Geschichte.«
»Ich bin noch nicht fertig. Nachdem der Schlüsseldienst wieder fort war, hat mich die Nachbarin auf ein Glas Wein eingeladen.«
»Ist sie hübsch?«
»Kann sein. Braune Haare, grüne Augen und Sommersprossen.«
»So wie ich!«
Er schüttelte den Kopf. »Leider bist du überhaupt nicht mein Typ.«
Gut zu wissen. »Und was passierte dann?«
»Zuerst haben wir Wein getrunken. Und dann …« Harald stockte.
»Und dann?«, half ich nach.
»Dann hat sie versucht, mich auf ihrem Schafsfell zu verführen.«
»Sie hat ein Schafsfell?«
»Sogar zwei. Eines im Wohnzimmer und eines im Schlafzimmer.«
Ich lachte. »Wahrscheinlich wollte sie einfach mal ausprobieren, wie es sich auf Wolle liebt.«
»Ich fand das überhaupt nicht komisch.« Er fuhr sich verlegen durch die Haare. »Ich bin so schnell es ging geflüchtet. Aber das Schlimmste kommt jetzt erst. Weißt du, was ich bei ihr liegen gelassen habe?«
»Ich ahne es.« Vergnügt nahm ich einen Schluck Kaffee. »Du hast den Schlüssel bei ihr vergessen.«
Er nickte. »Genau. Und es war verdammt mühsam, sie dazu zu bewegen, mir noch einmal die Tür zu öffnen.«
»Du Armer!«
»Und?« Er sah mich fragend an. »Habe ich in der Kategorie Schlimmster Freitagabend gewonnen?«
»Ich denke nicht. Mein Abend war nämlich noch viel katastrophaler.«
»Wie das? Ich dachte, du warst nur mit deinem Freund essen.«
»Zu Anfang schon.« Ich lehnte mich zurück an die Hauswand und erzählte ihm die ganze Geschichte.
Er unterbrach mich kein einziges Mal, aber sein Mund verzog sich zu einem immer breiter werdenden Grinsen. Schließlich lachte er schallend, als ich ihm meine Nacht mit Franz-Ferdinand beschrieb. »Dieser Hund schnarcht erbärmlich und haart wie verrückt.«
»Okay.« Harald wischte sich die Lachtränen vom Gesicht. »Du hast gewonnen. Der Preis für den Schlimmsten Freitagabend geht an dich. Prost!« Er hielt mir seine Kaffeetasse hin.
»Prost!« Wir stießen an und tranken schweigend unseren Kaffee aus.
»Wahrscheinlich muss man das Ganze positiv sehen«, sagte Harald nach einer Weile nachdenklich. »Wenn ich den Schlüssel nicht verloren hätte, wüsste ich jetzt nicht, dass meine Nachbarin auf mich steht.«
»Und wenn ich nicht den Ring zerstört hätte, wäre ich jetzt verlobt«, murmelte ich.
Überrascht sah er mich an. »Wäre das so schlimm?«
»Ich weiß nicht.« Ich biss mir auf die Lippen. Der Satz war mir herausgerutscht, und ich hatte keinesfalls vor, dieses Thema mit Harald zu diskutieren. »Mir geht das alles einfach viel zu schnell.«
»Hm.« Er zuckte mit den Schultern. »Wenn man es langsam angehen lässt, kann das genauso falsch sein. Man ist ewig mit jemandem zusammen und trennt sich trotzdem gleich nach der Hochzeit wieder.«
»Das klingt so, als ob du aus Erfahrung sprichst.«
Er nickte. »Ich habe meine Jugendliebe geheiratet, mit der ich sieben Jahre lang zusammen war. Nach nur sechs Monaten Ehe waren wir wieder geschieden.«
»Das tut mir leid.«
»Muss es nicht. Wir hatten wunderschöne sieben Jahre. Außerdem bin ich längst darüber hinweg, es ist schließlich schon eine ganze Weile her.«
»Wie wäre es, wenn wir noch einmal das Thema wechseln?« Es war mir etwas unangenehm, ausgerechnet mit Harald über solche privaten Angelegenheiten zu reden. »Es ist erst acht Uhr morgens. Viel zu früh für diese Art von Problemen.«
»Einverstanden«, entgegnete er zu meiner Erleichterung. »Hast du Hunger?«
»Und wie! Bei mir zu Hause gab es nur Nuss-Müsli. Das kann ich heute beim besten Willen nicht beißen.«
»Ich habe etwas für dich.« Harald stand auf und holte eine Tüte vom Tisch.
»Milchbrötchen!« Begeistert griff ich nach dem weichen Gebäck. »Hast du gleich mehrere gekauft?«
»Ja. Ich muss zugeben, dass ich Milchbrötchen besonders gern mag.«
»Ich liebe sie«, sagte ich mit vollem Mund.
Harald nahm sich ebenfalls ein Brötchen. »Mit Nutella schmecken sie noch besser.«
»Ich weiß. Aber dann haben sie auch doppelt so viel Kalorien.«
»Na und? Dafür arbeiten wir doch den ganzen Tag ziemlich hart.« Er erhob sich noch einmal und kam mit zwei Messern
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