Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Wanner
Vom Netzwerk:
etwas ganz Großes werden können. Stattdessen saß ich jetzt mit abgebrochenem Zahn vor einer Schüssel Schokoladenpudding und ließ mir die Füße von einem Dackel wärmen. Das war mehr als jämmerlich!
    »Wie du meinst.« Mutter setzte sich zu mir an den Tisch und begann, Kartoffeln zu schälen. Eine Zeitlang schwiegen wir.
    »Warum kochst du das eigentlich nicht morgen?«, fragte ich schließlich, nachdem ich die Schale geleert hatte.
    Mutter blickte von ihren Kartoffelschalen auf. »Ich habe morgen noch einmal den ganzen Tag Computerkurs, und danach gehen wir alle zusammen essen. Da bleibt keine Zeit zum Kochen.«
    »Morgen? Morgen ist Samstag!«
    »Ja, und?«
    »Du putzt doch jeden Samstag bei Sebastian. Was soll der arme Junge denn jetzt machen?«, fragte ich mit gespielter Empörung.
    »Er muss einfach bis nächste Woche warten. So viel Schmutz produziert man in einer Woche schließlich auch nicht.«
    Ich verbiss mir eine weitere gehässige Bemerkung. »Ich glaube, ich gehe schlafen«, murmelte ich stattdessen.
    »Gehst du morgen auf die Baustelle?«
    Ich nickte. »Ich habe versprochen, um acht Uhr dort zu sein. Stefanie und Herr Breitling übernehmen den Dienst in der Apotheke.«
    »Dann sehen wir uns morgen früh gar nicht. Ich muss schon um sieben Uhr los, weil ich Gertrud abhole.«
    Schön! Das garantierte mir zumindest einen ruhigen Morgen und eine ungelesene Samstagszeitung.
    »Gute Nacht!« Ich huschte ins Bad und zog mich danach aufs Sofa zurück. Kurz bevor ich einschlief, hörte ich, wie meine Mutter ins Zimmer kam und mir sanft über die Wange strich. Gleich darauf hüpfte Franz-Ferdinand neben mir aufs Kissen und rollte sich zufrieden neben der Wolldecke zusammen. Schläfrig strich ich ihm über das Fell. Zumindest sorgte der Hund dafür, dass ich die Nacht doch nicht allein verbringen musste.

9
     
    G uten Morgen!« Harald saß auf der Terrassentreppe und begrüßte mich fröhlich, als ich am nächsten Tag durch den Hintereingang zum Haus meiner Eltern kam. Er hielt eine Tasse Kaffee in der Hand und sah noch ziemlich verschlafen aus.
    »Guten Morgen! Wieso bist du allein?« Ich blickte mich suchend um. »Wo sind die anderen?«
    »Im Baumarkt. Dein Vater braucht Spaxschrauben und Dämmfolie. Bis sie zurückkommen, habe ich frei und genieße diesen tollen Morgen.«
    Ich ließ mich neben ihm nieder und streckte meine Beine aus. Er hatte recht, der Morgen war außergewöhnlich schön. Die Sonne war bereits aufgegangen und schien von einem wolkenlosen, klaren Himmel. Hin und wieder konnte man Vogelgezwitscher hören, ansonsten aber war es himmlisch still.
    »Möchtest du einen Kaffee?«, fragte Harald.
    »Gern. Mit Milch und Zucker.«
    Er ging zum Terrassentisch und schenkte mir eine Tasse ein.
    Als er sich wieder neben mich setzte, nahm ich ihm meine Tasse ab. Zufrieden lehnte ich mich zurück, schloss die Augen und ließ mein Gesicht von der Morgensonne bescheinen. Harald sagte nichts, sondern trank schweigend seinen Kaffee. Inzwischen war mir seine Anwesenheit so vertraut, dass mich die Stille nicht störte.
    Überrascht von dieser Feststellung öffnete ich die Augen wieder und betrachtete ihn von der Seite. Es gab nur wenige Menschen, mit denen sich gut schweigen ließ. Warum gehörte ausgerechnet er dazu? Was wusste ich überhaupt von ihm?
    »Kann ich dich mal was fragen?«, erkundigte ich mich vorsichtig.
    Er nickte.
    »Warum machst du das hier eigentlich?«
    »Was meinst du?«
    »Du hast uns die ganze Woche geholfen. Warum? Hast du kein Privatleben?«
    »Du bist aber sehr direkt!«
    »Entschuldige. Du musst nicht antworten.«
    »Ist schon okay.« Er starrte in seine Tasse. »Eigentlich wollte ich gar nicht jeden Abend kommen. Das hat sich einfach so ergeben.«
    »Für meinen Vater bist du ein Glücksfall. Und für mich auch.« Ich dachte daran, dass wir ohne seine Hilfe noch längst nicht so weit wären wie jetzt.
    »Danke!«
    »So habe ich das nicht gemeint.«
    »Ich weiß.« Er grinste.
    »Können wir vielleicht das Thema wechseln?«
    »Gern.« Harald überlegte einen Moment. »Und, wie war dein Abend gestern?«
    »Furchtbar«, stöhnte ich. »Und deiner?«
    »Mindestens genauso schlimm.«
    »Meiner war schrecklicher.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Wollen wir wetten?«
    »Okay. Wer zuerst?«
    »Du!« Ich stieß ihm freundschaftlich in die Seite.
    »Also gut. Als ich gestern Abend nach Hause kam, stellte ich fest, dass ich meinen Haustürschlüssel in der Tür stecken gelassen hatte. Und

Weitere Kostenlose Bücher