Für immer und eh nicht (German Edition)
Schlagermusik, die unaufhörlich aus dem Radio plärrte.
Mein Vater hatte Raphael zu sich an den Tisch gezogen und redete aufgeregt auf ihn ein. Raphael nickte interessiert und hörte aufmerksam zu. Hin und wieder lächelte er freundlich in meine Richtung und signalisierte mir, dass es ihm gut ging.
Zufrieden zog ich mich von der Terrasse zurück und schlenderte langsam Richtung Grill. Harald hatte sich die alte Schürze meiner Mutter umgebunden und wendete gerade die Bratwürstchen.
»Es läuft doch gut«, begrüßte er mich und deutete auf meinen Vater und Raphael.
»Ja.«
»Dann entspann dich ein wenig!« Er hielt mir eine Dose Bier hin.
Ich nahm einen großen Schluck.
»Das tut gut, oder?«
Ich nickte. »Aber ich muss erst einmal etwas Richtiges in den Magen bekommen. Ich habe mich heute nur von Milchbrötchen und Joghurt ernährt.«
»Hast du noch Probleme mit dem Zahn?«
»Ein wenig. Das Fleisch und die Bratwürste kann ich auf keinen Fall essen.« Bedauernd blickte ich auf die leckeren Speisen auf dem Grill.
»Ich habe etwas für dich.« Harald öffnete eine Fleischpackung. »Kennst du Salsicciole?«
»Nein. Was ist das?«
»Das sind italienische Würstchen ohne Haut. Sie sind weich und zart und deshalb einfach zu kauen.«
»Woher hast du sie?« Ich konnte mir kaum vorstellen, dass diese Würstchen zum Standard-Grillprogramm meines Vaters gehörten.
»Ich habe sie vorhin noch schnell beim Metzger geholt.«
»Extra für mich?« Das war ja nett.
»Natürlich nicht.« Harald rieb sich verlegen am Kinn. »Ich werde auch welche essen.«
»Hast du denn auch Zahnprobleme?«
»Nein.« Er lachte. »Aber sie schmecken gut.«
»Okay, dann teilen wir sie uns.« Gut gelaunt nahm ich einen weiteren Schluck Bier und setzte mich auf die alte Holzbank, die mein Vater extra für den Grillabend aus der Garage geschleppt hatte.
Harald legte die italienischen Würstchen auf den Grill und ließ sich dann neben mir nieder. »Wie läuft es in der Küche?«
»Gut. Ich muss nur noch ein wenig aufräumen. Es wird erst wieder hektisch, wenn es ans Abspülen geht.«
Eine Weile lang sagte keiner von uns etwas.
»Du musst nicht hier bei mir sitzen und mir Gesellschaft leisten«, bemerkte Harald schließlich und öffnete eine Dose Cola.
»Ich möchte es aber.« Vorsichtig ließ ich mich gegen die Lehne sinken. »Hier ist es so schön friedlich.«
»Solltest du nicht lieber bei deinem Freund sitzen?«
»Der kommt ganz gut allein zurecht.« Ich warf einen Blick auf Raphael und meinen Vater. Die beiden hockten immer noch beieinander, doch mein Vater hatte mittlerweile die Unterhaltung für den gesamten Tisch an sich gerissen.
»Natürlich zeige ich euch gern die Baustelle«, dröhnte seine Stimme jetzt bis zu uns herüber. »Aber ihr müsst mir versprechen, dass ihr nichts anfasst!«
Alle Männer am Tisch nickten gehorsam und erhoben sich. Auch Raphael stand auf und schaute fragend in meine Richtung. Ich lächelte ihm aufmunternd zu.
Im Gänsemarsch setzte sich die Gruppe in Bewegung und verschwand im Haus. »Ich hoffe, sie zeigen angemessene Bewunderung«, murmelte ich.
Harald grinste und griff nach der Grillzange. »Und ich hoffe, die Besichtigung dauert nicht ewig. Die Würstchen sind bald fertig.«
Es verstrichen zehn Minuten, bis die Männer wieder im Garten erschienen. Sie diskutierten erregt und redeten alle auf Raphael ein, der es zu genießen schien, im Mittelpunkt zu stehen. Selbst mein Vater machte ein aufgeregtes Gesicht und klopfte Raphael anerkennend auf die Schulter.
»Was ist denn da los?« Misstrauisch lief ich der Gruppe entgegen.
»Theresa, mein Schatz«, empfing mich mein Vater. »Du hast uns ja ein Prachtexemplar angeschleppt!«
»Äh … ja, weiß ich«, stotterte ich.
»Er hat einen Rolls-Royce!«, rief ein Freund meines Vaters, den ich schon von Kindheit an »Onkel Manfred« nennen durfte, obwohl wir gar nicht verwandt waren.
»Ein Rolls-Royce als Cabriolet«, ergänzte ein zweiter Mann schwer schnaufend.
»Und wir dürfen gleich alle eine Runde mit ihm fahren«, schloss Onkel Manfred.
Ich blickte in fünfzehn glückliche Gesichter. Die alten Herren sahen aus, als hätte man ihnen gerade eröffnet, dass das Christkind wirklich existierte und dass es ab sofort auch Rentnern Geschenke bringen würde.
Raphael zog mich an sich. »Ist das für dich in Ordnung?«, flüsterte er mir ins Ohr.
Ich nickte, erstaunt über seine Frage. Eigentlich hätte ich mich erkundigen müssen, ob er
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