Für immer und eh nicht (German Edition)
bestimmte Szene gefallen«, fuhr er fort.
Vor Spannung vergaß ich zu kauen und sah ihn nur fragend an.
»In dieser Szene versteckt der Mann den Verlobungsring im Restaurant.«
Ich sah mich suchend um. Hatte er den Ring versteckt, als er vorgab, Brot zu holen? Überhaupt – hatte er Verlobungsring gesagt? Wurde das jetzt wirklich ein richtig schöner, romantischer Antrag? So ein Antrag, von dem jede Frau träumt? Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf. Die Dringendste fiel mir erst zum Schluss ein: Wie sollte ich antworten – mit dem Stück Brot im Mund?
Hektisch begann ich zu kauen und biss genau in dem Moment auf etwas sehr Hartes und Spitzes, als Raphael fortfuhr: »Er drückt den Ring in ein Stück Brot. Die Frau war sehr überrascht und gerührt, als sie ihn fand. Sie hat sogar geweint.«
O ja, ich war auch sehr überrascht! Einen winzigen Moment lang war mir sogar zum Weinen zumute, denn der Ring hatte sich seitlich in mein Zahnfleisch gebohrt. Das tat verdammt weh.
»Raphael«, sagte ich seufzend und presste mir eine Serviette vor den Mund.
»Du musst jetzt nichts sagen.«
»Der Ring …« Ich nahm die Serviette von den Lippen und sah, dass ich ziemlich stark blutete. »Der Ring steckt in meinem Zahnfleisch fest«, stöhnte ich.
»Das tut mir alles furchtbar leid«, flüsterte Raphael, als wir zwei Stunden später vor meiner Wohnungstür standen.
»Du kannst doch nichts dafür. Es war eine wunderschöne Idee«, entgegnete ich tröstend. Dabei hätte ich selbst Zuspruch nötig gehabt.
Wenn alles so gekommen wäre wie von Raphael geplant, hätten wir jetzt im Hotelzimmer liegen können. Natürlich im Wasserbett, mit nichts am Körper als dem neuen Verlobungsring: einem schmalen, silbernen Reif mit einem einzelnen Diamanten.
Stattdessen hatten wir die letzten zwei Stunden in der zahnärztlichen Notaufnahme verbracht, wo man mir in einer mühseligen und sehr schmerzhaften Prozedur den zerbissenen Ring aus dem Zahnfleisch zog. Leider war auch ein Stück Zahn abgebrochen. Ich würde mehrere Tage nichts Hartes essen können. Der Diamant war übrigens nicht wieder aufgetaucht, und ich dachte lieber nicht darüber nach, wohin er verschwunden war.
»Ich werde nie wieder alte Liebesfilme zum Vorbild nehmen«, versprach mir Raphael und zog mich in seine Arme.
»Warum nicht? Es gibt noch jede Menge schöner Szenen, gegen die ich nichts habe.« Ich ließ meinen Kopf an seine Brust sinken und schloss die Augen.
»Zum Beispiel?« Er fasste mich vorsichtig am Kinn.
»Zum Beispiel diese Szene.« Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um seine Lippen zu erreichen.
Er küsste mich sanft und rücksichtsvoll.
Ich wollte ihm gerade sagen, dass die Betäubung in meinem Mund längst nachgelassen hatte und ich deshalb auch nichts gegen etwas mehr Leidenschaft gehabt hätte, als die Wohnungstür geöffnet wurde und meine Mutter vor uns stand.
Sie trug nur ein Nachthemd und hatte den Kopf voller Lockenwickler. »Was macht ihr hier draußen? Kommt doch rein!«
Raphael löste sich vorsichtig von mir. »Ich werde jetzt gehen. Es ist schon spät, und du solltest dich auch besser hinlegen.«
»Aber es geht mir gut«, protestierte ich.
»Trotzdem kann ein wenig Ruhe nicht schaden.«
»Was ist denn passiert?«, mischte sich meine Mutter ein.
»Theresa hat aus Versehen auf ihren Verlobungsring gebissen und sich das Zahnfleisch verletzt.«
»Ist das wahr?« Die Augen meiner Mutter weiteten sich.
»Ja«, bestätigte ich mit einem Seufzer. »Wir sind sogar in die Zahnklinik gefahren.«
»Sie hatte noch Glück, dass die Wunde nicht genäht werden musste«, ergänzte Raphael.
»Habe ich das richtig verstanden?«, fragte meine Mutter aufgeregt. Der Vorfall schien sie tatsächlich zu beunruhigen.
»Mama, es besteht kein Grund zur Sorge. Ich sagte doch, dass es mir gut geht«, versicherte ich ihr, aber sie hörte nicht zu.
»Du hast einen Verlobungsring?«, fragte sie stattdessen.
Ich nickte und presste ärgerlich die Lippen aufeinander. Ich hätte mir denken können, dass es ihr gar nicht um meine Schmerzen ging.
»Also seid ihr jetzt endlich auch offiziell verlobt?«
Hilfesuchend blickte ich zu Raphael. »Ich weiß nicht genau.«
Er schüttelte traurig den Kopf. »Das war keine Verlobung, das war ein misslungener Abend, und es ist alles meine Schuld.«
Ich nahm seine Hand und streichelte sie sanft. »Das stimmt nicht.«
»Wo ist der Verlobungsring? Du hast ihn hoffentlich nicht verschluckt, oder?«, wollte
Weitere Kostenlose Bücher