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Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Wanner
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überhaupt Lust zu einer Spritztour mit alten Herren hatte. Stattdessen fragte er mich, ob es mir passte. Dieser Mann war einfach unglaublich!
    »Aber nicht alle fünfzehn auf einmal«, mischte sich jetzt Harald ein. »Als Polizist muss ich das verbieten.«
    »Du bist heute nicht im Dienst, mein Junge!« Vater kicherte aufgeregt.
    »Natürlich werde ich nur die zulässige Passagieranzahl mitnehmen«, versicherte Raphael ihm. »Ich tue doch nichts Verbotenes.«
    »Das habe ich mir gedacht«, murmelte Harald leise.
    »Sind die Würstchen fertig?« Mein Vater warf einen prüfenden Blick auf den Grill.
    Als Harald nickte, eilten alle Männer gleichzeitig mit ihren Tellern herbei. Es entstand ein fürchterliches Durcheinander, das mein Vater vergeblich mit ein paar gebrüllten Anweisungen zu regeln versuchte.
    »Haben die den ganzen Tag nichts gegessen?«, fragte ich Harald leise, während wir Würstchen, Senf, Ketchup und Brötchen verteilten.
    »Doch. Aber der Rolls-Royce lockt«, entgegnete er.
    Ich lachte.
    »Soll ich euch helfen?« Auf einmal stand Raphael vor uns.
    »Auf keinen Fall!« Mein Vater zog Raphael mit sich zum Tisch. »Du musst essen, damit du fahren kannst, mein Sohn.« Na, das ging aber schnell!
    Entschuldigend lächelte Raphael zu mir herüber und ergab sich seinem Schicksal. Ich winkte fröhlich zurück. In rekordverdächtigen zwanzig Minuten waren alle Bratwürste verteilt und aufgegessen, und die Männer standen erwartungsvoll am Gartenzaun.
    »Immer nur vier Passagiere«, sagte Raphael bestimmt. »Und keiner steht während der Fahrt auf!«
    Er startete das Auto und fuhr mit der ersten Gruppe davon.
    »Jetzt haben wir erst einmal unsere Ruhe«, seufzte Harald und wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Die Kinder fahren Karussell.«
    »Ich bin voller Fett, Senf und Ketchup.« Missmutig betrachtete ich mein T-Shirt.
    »Du riechst jetzt auch so«, entgegnete Harald und schnüffelte an meinen Haaren.
    »Meinst du, dass du besser duftest?« Ich legte meine Hände um seinen Nacken und zog ihn ein Stück zu mir herunter. Schnüffelnd bohrte ich meine Nase in seinen Hals. Dabei berührten sich unsere Gesichter, und ich stellte erstaunt fest, wie angenehm sein Dreitagebart an meiner Haut entlangkratzte. Meine Wange glühte richtig. Ob dieses Gefühl nur von den Barthaaren kam? Ich hatte das lange nicht mehr so intensiv gespürt. Raphael war immer tadellos rasiert.
    Rasch zog ich den Kopf zurück. Es fehlte gerade noch, dass ich mir tiefsinnige Gedanken über den Bartwuchs fremder Männer machte!
    Harald war wohl auch peinlich berührt, denn er trat einen Schritt zurück, räusperte sich und griff wieder zur Grillzange. »Möchtest du dein Würstchen essen?«
    »Gern.« Ich kramte geschäftig im Geschirrkorb herum und zog Teller und Besteck heraus.
    In den nächsten Minuten stopfte ich mir in rascher Folge Wurst und Kartoffelsalat in den Mund. Solange ich kaute, musste ich mich nicht mit Harald unterhalten oder ihn ansehen. Ich war immer noch verwirrt.
    Trotzdem schmeckte mir die italienische Wurst überraschend gut. Ich wollte gerade eine entsprechende Bemerkung machen, als Harald auf den Rolls-Royce zeigte, der zu seiner vierten und letzten Tour startete. Dann deutete er auf meinen Vater und seine Freunde, die immer noch aufgeregt diskutierend am Gartenzaun standen, und sagte anerkennend: »Dein Freund macht gerade viele alte Männer glücklich.«
    »Stimmt.« Langsam entspannte ich mich wieder. Ich sollte vermutlich auch etwas Positives sagen. »Übrigens schmeckt die Wurst wirklich gut.«
    Er grinste. »Ich weiß.«
    »Danke, dass du an mich gedacht hast.«
    »Gern geschehen.«
    »Theresa?« Mein Vater eilte über die Wiese auf uns zu. Er wirkte gelöst und gut gelaunt. »Weißt du, wo Mama die Spielkarten hingeräumt hat?«
    »Die müssten im Fernsehschrank sein. Warum?«
    »Wir wollen jetzt pokern«, entgegnete er und ließ sich ein wenig kurzatmig auf die Holzbank fallen. »Raphael spielt mit. Zuerst wollte er nicht, aber wir haben ihn dazu überredet.«
    »Raphael pokert?« Der Arme! Zuerst musste er fünfzehn Männer im Cabrio durch die Gegend kutschieren, und jetzt sollte er auch noch mit ihnen Karten spielen …
    Besorgt musterte ich ihn, als er zehn Minuten später mit den letzten Fahrgästen einparkte und mühelos aus dem Wagen sprang. Sein Haar war vom Fahrtwind zerzaust, und sein Gesicht gerötet. Außerdem trug er ein Paket unterm Arm und kam strahlend auf mich zu. »Das hat Spaß

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