Für immer und eh nicht (German Edition)
Stirn vor seinen Karten und beobachtete die anderen Spieler konzentriert. Er nahm mich gar nicht wahr.
»Hat es geschmeckt?«, erkundigte sich Harald, als ich mich zu ihm auf die Holzbank setzte.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Das hat es gestern schon nicht.«
Er lachte leise. »Was hast du mit dem Essen gemacht?«
»Es steht im Kühlschrank. Du darfst dich gern bedienen.«
»Nein, danke. Diese Art von Küche gefällt mir nicht.«
»Mir auch nicht.«
»Showdown!« Onkel Manfred sprang auf und gab sich sehr siegessicher.
»Warte!« Ein weiterer Freund meines Vaters erhob sich und blickte fragend in die Runde. »Wir haben noch nicht über unsere Einsätze gesprochen.«
Jetzt blickte auch Raphael von seinen Karten hoch. »Einsätze?«, wiederholte er.
»Ja.« Mein Vater nickte. »Jeder, der spielt, muss einen Einsatz bringen. Derjenige, der die niedrigste Punktzahl hat, hat verloren und muss seinen Einsatz einlösen.«
»Ich setze meine Dauerkarte für das nächste Heimspiel der Eintracht«, sagte Onkel Manfred. »Der Sieger darf ins Stadion.«
»Ich gebe die nächste Runde beim Kegeln aus«, fügte jemand hinzu.
»Ich mähe dreimal den Rasen für den Sieger.«
»Ich wasche dem Sieger das Auto.«
So ging es eine Weile lang hin und her. Schließlich mussten nur noch mein Vater und Raphael ihren Einsatz nennen. Gespannt näherte ich mich dem Tisch.
Raphael rieb sich nachdenklich die Stirn. »Ich verleihe mein Auto für einen Tag an den Sieger«, sagte er dann.
Daraufhin brach erstauntes Gemurmel aus. »Den Rolls-Royce?«, fragte Onkel Manfred ehrfürchtig nach.
Raphael nickte, und das Gemurmel verwandelte sich in freudige Erwartung.
Jetzt war nur noch mein Vater ohne Einsatz. Er machte es spannend. Ein paar Mal schaute er kritisch auf sein Kartenblatt. Dann wanderte sein Blick in die Runde und blieb schließlich an mir hängen. Zufrieden nickte er. »Ich setze meine Tochter.«
»Wie bitte?« Erschrocken trat ich einen Schritt zurück und spürte Harald dicht hinter mir.
»Theresa?«, fragte Raphael entgeistert.
»Du kannst nicht einfach deine Tochter setzen«, kritisierte Onkel Manfred. »Was ist denn das für ein Angebot?«
»Genau!«, stimmte ich zu.
»Davon hat doch keiner etwas«, fuhr er fort.
Na, vielen Dank auch! Ich spürte Haralds Hand auf meiner Schulter und atmete tief durch. Seine Berührung hatte etwas Beruhigendes. Gleichzeitig jedoch wühlte mich diese Geste stärker auf, als ich es zugegeben hätte.
Raphaels Blick huschte verwirrt von meinem Vater zu mir. Als er Haralds Finger auf meiner Schulter entdeckte, runzelte er die Stirn. Sofort ließ Harald seine Hand sinken.
»Ich will sie doch nicht wirklich verschenken«, stellte mein Vater vergnügt klar. »Ich stelle sie nur für heute Abend zur Verfügung. Hört doch mal die schöne Musik im Radio! Wann habt ihr das letzte Mal mit einem jungen Mädchen getanzt?«
»Ich bin kein junges Mädchen mehr«, knurrte ich und trat einen weiteren Schritt zurück. Es war gleichgültig, dass mein Rücken jetzt an Haralds Brust lehnte.
Raphael schien es jedoch etwas auszumachen, dass ich so nahe bei einem fremden Mann stand. Er erhob sich und trat zu mir. Besitzergreifend legte er den Arm um mich, was Harald dazu zwang, zur Seite zu gehen. »Ihr habt gehört, was sie gesagt hat.«
Onkel Manfred ließ sich von ihm nicht einschüchtern. »Sie hat lediglich gesagt, dass sie kein junges Mädchen mehr ist. Das sehen wir selbst.«
Neben mir prustete Harald los.
»Sie soll doch nur mit uns tanzen. Was ist denn schon dabei?« Mein Vater sah mich bittend an.
»Sie will aber nicht.« Raphael schob sich heldenhaft vor mich, als ob er mich verteidigen müsse. »Und wenn sie es nicht will, dann muss sie auch nicht.«
»Auch, wenn sie ihrem Vater einen großen Gefallen tun würde?« Harald sah nicht Raphael, sondern mich an. »Was ist daran so schlimm?«
Verlegen schlug ich die Augen nieder. Er hatte recht. Es ging hier nur um ein Spiel und ein paar harmlose Tänze. »Also gut, ihr dürft mit mir tanzen.«
»Prima!« Mein Vater schlug mit der Faust auf den Tisch und lachte. Auch seine Kumpel stimmten in das Lachen ein, und bald herrschte wieder eine ausgelassene Stimmung am Tisch.
»Ist dir das wirklich recht?«, erkundigte sich Raphael übermäßig besorgt.
»Nein«, sagte ich. »Aber ich werde es überleben.«
»Ich kann das regeln, wenn du es absolut nicht willst«, beharrte er.
»Es ist schon gut.« Ich zeigte auf die Karten auf dem
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