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Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Wanner
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betrachtete sie kritisch.
    »Bist du glücklich?«, fragte ich sie.
    Sie blickte mich aus ihren blau geschminkten Augen ausdruckslos an und schwieg.
    »Und du?« Ich holte Ken aus dem Auto heraus. »Bist du glücklich?«
    Auch von ihm bekam ich keine Antwort.
    Der Einzige, der ein fröhliches Gesicht machte, war Ernie. »Du passt aber überhaupt nicht in diese Geschichte. Du bist nicht annähernd so perfekt wie Ken«, flüsterte ich ihm zu. »Warum akzeptierst du das nicht?«
    Ihn schien das nicht zu stören, denn er strahlte weiterhin über das ganze Gesicht.
    »Du kannst ganz schön hartnäckig sein.« Plötzlich hatte ich eine Idee. »Aber ich zeige dir jetzt mal, wer der perfekte Mann für Barbie ist!« Vorsichtig schob ich die Arme von Ken und Barbie nach vorn und drückte ihre Körper zusammen. »Hier, siehst du?«
    Doch die Puppen verweigerten sich der Umarmung. Barbie hielt ihren Mund ins Leere, genau in die Lücke zwischen Kens Kinn und seiner Brust. Und Kens Gesicht landete mitten in Barbies hochtoupierten Haaren auf dem Perlenschleier.
    Vielleicht waren sie doch nicht füreinander geschaffen? Zögernd entfernte ich Ken aus Barbies Armen und drückte ihr stattdessen Ernie an die Brust. Die weiche Puppe passte sich dem Plastikkörper mühelos an. Mehr noch, es sah sogar so aus, als ob sich Barbie glücklich an ihn schmiegen würde.
    »Ist es das, was du willst?«, fragte ich sie.
    Natürlich antwortete sie nicht. Aber ihre Arme gaben Ernie selbst dann nicht frei, als ich die beiden zusammen in den Karton legte.
    »Ich werde mich von Raphael trennen«, verkündete ich Hanna mit leiser Stimme, als sie mich spät am Abend anrief und sich nach den Ereignissen der letzten Tage erkundigte.
    »Warum? Hat es mit dem Sex nicht geklappt?«
    »Das auch. Aber das ist nicht der Grund.«
    »Das wäre aber Grund genug.«
    »Hanna! Kannst du bitte aufhören, ständig auf diesem Thema herumzureiten? Darum geht es gar nicht.«
    »Sondern?«
    Ich schluckte. »Hast du dich schon mal gefragt, ob Barbie mit Ken glücklich sein kann?«
    »Was redest du denn da? Hast du etwas getrunken?«
    »Nein. Mal ernsthaft: Wenn alles genauso ist, wie man es sich erträumt hat, ist man dann wunschlos glücklich?«
    Sie lachte. »Diesen Zustand werde ich leider nie erreichen, deshalb kann ich dir darauf keine Antwort geben.«
    »Aber du bist glücklich mit dem, was du hast und bist, nicht wahr? Obwohl nicht alles vollkommen ist.«
    »Hier ist weiß Gott so gut wie gar nichts vollkommen«, stöhnte sie. »Aber ja, es stimmt. Ich bin trotzdem sehr glücklich.«
    »Vielleicht nicht trotzdem, sondern gerade deswegen«, murmelte ich. »Vielleicht lebt es sich glücklicher, wenn man nicht alle Träume erfüllt bekommt.«
    »Theresa, für diese Uhrzeit ist mir das Thema eindeutig zu kompliziert. Kannst du das etwas einfacher erklären?«
    »Ich werde es versuchen. Stell dir vor, ich bin Barbie.«
    Sie lachte. »Das kann ich nicht. Du hast weder ihre blonden Haare noch ihre Figur.«
    »Vielen Dank. Dann stell dir meinetwegen vor, ich bin eine braunhaarige, normalgewichtige Barbie mit Sommersprossen.«
    »Okay, ich versuche es.«
    »Diese Barbie hat schon seit vielen Jahren einen guten Bekannten mit Namen Ernie.«
    »Ernie?«, gluckste Hanna. »Der aus der Sesamstraße?«
    »Genau der. Ein Typ zum Lachen, Streiten und Pferdestehlen.«
    »Ich finde ihn ehrlich gesagt ganz schön nervig.«
    »Das geht mir genauso, manchmal zumindest. Aber manchmal ist er einfach nur süß.«
    »Könnte es sein, dass dieser Ernie ein Mathe-Genie mit kräftigem Bartwuchs ist?«
    »Äh … ja«, gab ich zu.
    »Ich ahne, was passiert. Jetzt kommt Raphael ins Spiel.«
    »Ken«, korrigierte ich.
    »Ken«, wiederholte sie. »Gutaussehend und makellos. Unsere braunhaarige, dickliche Barbie ist hin und weg.«
    »Zumindest für ein paar Wochen. Sie erlebt genau das, was sie sich immer erträumt hat.«
    »Aber?«
    »Aber irgendwie ist sie damit nicht so glücklich, wie sie eigentlich sein sollte. Und dann öffnet ihr ausgerechnet Ernie die Augen. Sie erkennt, dass Ken ihr zwar ein perfektes Leben bieten kann, dass dann aber alles andere auf der Strecke bleiben wird.«
    »Alles andere?«
    »Dinge, die ihr Spaß machen, obwohl sie es niemals zugeben würde.«
    »Zum Beispiel?«
    »Sich betrunken von lauter Sechzigjährigen zum Tanzen abschleppen zu lassen. Mathe-Rätsel zu lösen, während man beide Hände im Tapetenkleister hat. Oder sich mit dem Gartenschlauch

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