Für immer und eh nicht (German Edition)
nasszuspritzen.«
»So etwas mag Barbie? Ich bin schockiert!«
»Ja. Allerdings hat sie keines dieser Erlebnisse Ken zu verdanken.«
»Tja, meine Liebe …« Hanna machte eine kurze Pause. »Das allein reicht aber trotzdem nicht aus, um Ken zu verlassen.«
»Nein? Warum nicht?«
»Wenn er tatsächlich so verständnisvoll ist, wird er dafür sorgen, dass Barbie sich weiterhin so vergnügen darf, wie sie es möchte. Er liest ihr schließlich jeden Wunsch von den Augen ab.«
»Ja, das tut er«, musste ich zugeben. »Daran habe ich bis jetzt noch gar nicht gedacht.«
»Ich glaube eher etwas anderes.« Hanna zögerte kurz, sprach dann aber weiter. »Ich glaube, unsere Barbie hat noch einen anderen Grund, Ken in die Wüste zu schicken.«
»Und der wäre?«
»Sie kann ihr Herz nicht an Ken verschenken. Sie hat es vermutlich schon längst an Ernie verloren.«
Im ersten Moment wollte ich protestieren, doch dann biss ich mir nachdenklich auf die Lippen. Konnte es sein, dass Hanna recht hatte? Hatte ich mich in Harald verliebt?
Zuerst langsam, dann aber immer schneller begannen meine Gehirnzellen zu arbeiten. Erinnerungen, Gedanken und Gefühle jagten durcheinander, und mit einem Mal fügten sie sich zu der einzig sinnvollen Antwort zusammen: Ja! Das mit Harald war nicht nur ein flüchtiges Intermezzo. Es war viel mehr. Ich hatte mich tatsächlich in ihn verliebt.
»Theresa? Bist du noch da?«
»Ja.« Ich atmete tief durch und versuchte, mich dieser neuen Erkenntnis zu stellen. Vergeblich. »Was soll ich denn jetzt tun?«, fragte ich kläglich.
»Du bist beiden die Wahrheit schuldig. Und zwar so schnell wie möglich.«
»Das wird nicht einfach werden.«
»Ich weiß. Aber es ist der einzige Weg, Barbie, Ken und Ernie nicht gemeinsam ins Unglück zu stürzen.«
»Ich glaube, ich muss eine Nacht darüber schlafen.«
»Tu das. Und wenn du das nächste Mal anrufst, sag mir vorher Bescheid, in welche Rollen du schlüpfen möchtest. Ich muss nämlich jetzt meinem Mann erklären, warum ich mit dir am Telefon die Beziehungsprobleme von Kinderspielzeug diskutiere!«
13
R aphael erschien am Mittwochabend sehr pünktlich. Er trug wieder seinen dunkelblauen Anzug, dieses Mal aber mit kariertem Hemd.
»Möchtest du ausgehen?«, begrüßte ich ihn und trat vorsichtshalber einen Schritt zurück, so dass er mich nicht umarmen konnte.
Stattdessen küsste er meinen rechten Handrücken und nickte. »Ich denke, wir haben eine zweite Chance verdient, oder?«
Beinahe hätte ich mit dem Kopf geschüttelt, doch ich riss mich zusammen. Ich musste ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.
»Du siehst aber auch toll aus.« Sein Blick wanderte von meinen neuen Sandalen über die glänzenden Seidenstrümpfe bis hin zu meinem blauen Kleid mit dem weit schwingenden Rock.
»Tja, irgendwie war mir danach, mich schick zu machen«, murmelte ich. Gut angezogen fühlte ich mich ein wenig selbstsicherer und nicht ganz so charakterlos.
»Fein, das passt ja. Sollen wir in den ›Goldenen Engel‹ gehen?«, fragte er.
»Was, schon wieder?«
»Ich dachte, es gefällt dir dort.«
»Ehrlich gesagt, nein.«
»Oh!« Er machte ein erschrockenes Gesicht. »Bitte entschuldige.«
»Du kannst doch nichts dafür.« Ich hakte mich bei ihm unter und zog ihn ins Wohnzimmer.
»Irrtum! Ich hätte es merken müssen. Schließlich bin ich dazu da, dich glücklich zu machen«, widersprach er, als ich ihn Richtung Sofa schob.
»Siehst du? Genau da liegt mein Problem«, sagte ich seufzend.
»Du hast ein Problem?«
»Ich fürchte, ja.«
»Das verstehe ich nicht.« Raphael runzelte nachdenklich die Stirn und blickte mich aus seinen wunderschönen blauen Augen erwartungsvoll an. »Aber du wirst es mir sicherlich erklären.«
»Setz dich bitte.«
Gehorsam nahm er Platz.
Ich schloss für einen Moment die Augen. Die Sache würde sehr viel schwerer werden, als ich es mir ausgemalt hatte. Warum musste er so verdammt verständnisvoll sein und dabei auch noch so gut aussehen?
»Theresa? Ist dir nicht gut?«, fragte er schüchtern.
Ich öffnete meine Augen wieder. »Doch. Alles bestens. Ich weiß nur nicht, wie ich dir etwas sagen soll.«
»Dann lass mich zuerst reden. Ich habe hier etwas für dich!« Er zog ein samtbezogenes Kästchen aus seiner Jackentasche und öffnete es. Angesichts des großen, funkelnden Diamanten, der in der Mitte eines fein geschliffenen Rings prangte, musste ich blinzeln.
»Der ist wunderschön!«, murmelte ich.
»Er ist
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