Fuer immer und einen Tag
Geschenkpapier herum.
»Sieht aus, als hätten Sie schon jede Menge Spaà gehabt«, bemerkte Emma mit einem augenzwinkernden Blick auf den mit weihnachtlichem Drum und Dran übersäten Tisch.
»Ja, der Weihnachtsmann war dieses Jahr sehr groÃzügig. Sehen Sie mal«, antwortete Jean und zog einen Umschlag ganz unten aus ihrem Geschenkestapel heraus, der daraufhin umzukippen drohte. Der Umschlag enthielt einen Gutschein für einen Erlebnistag.
»Eine Fahrt in einem HeiÃluftballon?«, stammelte Emma und fragte sich, wie Jean in die Gondel klettern sollte, ohne sich die Hüfte zu brechen. »Das ⦠das ist unglaublich.«
»Hm«, brummte Iris, »ich glaube nicht, dass der Weihnachtsmann gar so groÃzügig gewesen wäre, wenn er gewusst hätte, dass manche von uns dieses Jahr weniger verwöhnt werden.« Mit einem deutlichen Mangel an Begeisterung nahm sie ein wild gemustertes Kopftuch und ein Paar pinkfarbene Plüschwürfel von ihrem Haufen. »Ich habe doch nicht mal ein Auto, um die aufzuhängen â oder hat der liebe Santa mir ein neues drauÃen hingestellt?« Sie sah Jean erwartungsvoll an.
Jean gluckste. »Na ja, dafür reicht meine Rente nicht ganz, aber â¦Â« Sie kramte zwischen den Falten ihrer Strickjacke herum, zog einen ähnlichen Umschlag wie den, den Emma in der Hand hielt, hervor und überreichte ihn Iris mit Grandezza.
Iris riss ihn auf, während ihre zunehmende Gespanntheit sich auf den Rest der Gruppe übertrug. Alle reckten die Hälse, um den Gutschein besser sehen zu können, auf den sie mit offenem Mund starrte. »Eine Teilnahme an einer Autoralley?«
Emma konnte es nicht fassen, aber Iris war vor Aufregung ganz aus dem Häuschen.
»Ist das nicht ein bisschen â¦Â«, begann Emma, der die Worte fehlten. »Ist das nicht ein bisschen extrem?«
Die vier Damen warfen ihrer neuen Kellnerin einen vernichtenden Blick zu. »Wieso das denn?«, fragte Jean.
Emma lächelte. Nachdem sie sich von ihrem Schreck erholt hatte, empfand sie nichts als Bewunderung für die Frauen. »Na ja, ich dachte, so etwas wie ein Tag in einem Spa wäre vielleicht ein bisschen, ich weià nicht, entspannender?«
Jean versuchte, ihre beleidigte Miene beizubehalten, aber der nächste Kicheranfall war schon im Anzug. »Letztes Jahr war es Panzerfahren«, gestand sie. »Aber sie ist jetzt fünfundsiebzig, also dachte ich, ich machâs mal einen Tick harmloser.«
»Haben Sie noch nie daran gedacht, ein bisschen was Handfesteres zu verschenken?«, fragte Emma mit einem schalkhaften Grinsen. »Kochbücher, Badesalze, solche Sachen. Oder wie wärâs mit selbst gestrickten Schals?«
Der Tisch ging sofort zum Gegenangriff über, aber Emma fand es an der Zeit, zur Sache zu kommen. »Jean, haben Sie nun die Bestellung für mich, oder soll Ihnen das Weihnachtsessen erst am zweiten Feiertag serviert werden?«
Jean tat ihr den Gefallen und rückte die auf einen Fetzen Weihnachtspapier gekritzelte Bestellung heraus. Von dem Moment an kam Emma nicht mehr zur Ruhe. Sie hatte kaum Zeit für mehr als ein kurzes, schüchternes Hallo zu Ben, und der Nachmittag verging wie im Flug. Es war keine Ãberraschung, dass Iris und Jean samt Freundinnen als Letzte gingen, und als die Tür hinter ihnen zufiel, lieÃen sie die Belegschaft, einschlieÃlich der Aushilfen, erschöpft, aber glücklich zurück.
»Okay, wer hat Lust auf eine Party?«, rief Louise.
Für ein Resteessen war ihr Weihnachtsmenü immer noch ziemlich königlich. Ben und Steven durften auf Louises Befehl hin keinen Finger mehr rühren. Der Tag war ein rauschender Erfolg gewesen, und da zudem viele Gäste versichert hatten, sehr bald wiederzukommen, gab es endlich etwas zu feiern.
Nachdem sie miteinander auf ihren Triumph angestoÃen hatten, zog sich die Mahlzeit unter viel Geplauder endlos lange hin, was aber niemandem etwas auszumachen schien. Emma, Louise und Meg versuchten, sich gegenseitig mit Familienanekdoten zu übertreffen, je peinlicher, desto besser.
»Seht euch nur an, wie sie an ihrem Schokoladenkuchen herumpickt«, sagte Louise mit kritischem Blick auf Emmas Teller. »Das kann man für harmlos halten, aber glaubt mir, sie achtet die ganze Zeit darauf, als Letzte noch etwas auf dem Teller zu haben, damit sie den anderen den Mund wässerig machen
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