Fuer immer und einen Tag
zurück, als das Flugzeug auf dem JFK -Airport landete. Beim Verlassen des Flughafengebäudes hob ich mein Gesicht der Sonne entgegen. Es war April, die Luft kühl und frisch, eine angenehme Abwechslung nach der unablässigen Hitze, doch das war nicht das Einzige, was ich in Tansania zurückgelassen hatte. Ich vermisste Ben jetzt schon, und das stimmte mich bedenklich.
Er war auf mein Drängen hin nach England zurückgekehrt, um der Sache mit dem Bauernhof nachzugehen, von der er gesprochen hatte, während ich meine eigenen Träume verfolgte. Ich hatte ihm versprochen, mich zu melden, wenn die nächste Expedition anstand, doch jetzt kamen mir Zweifel. Zögerte ich damit nicht das Unvermeidliche hinaus? Unsere Wege würden sich früher oder später ohnehin trennen, wäre es dann nicht besser, schon jetzt einen Schlussstrich zu ziehen? Wieder einmal sagte ich mir, dass Ben und ich nicht zueinanderpassten.
»Moment mal, dafür bin ich doch da, oder?«, mischte sich der Ladenbesitzer ein. »Es passend zu machen?«
Ich zupfte an der Verpackung der Schachtel, die er vor mich hingestellt hatte. Das Schild darauf brauchte ich gar nicht erst zu lesen, um zu wissen, was sie enthielt. Ben würde eines Tages einen wunderbaren Ehemann und Vater abgeben.
»Wir haben unterschiedliche Vorstellungen«, sagte ich stur.
»Wirklich? Willst du dein Leben nicht mit einem Mann verbringen, der dich liebt? Mit ihm eine Familie gründen?«
»Er will sich auf irgendeiner gottverlassenen Farm niederlassen und Käse machen«, sagte ich mit einem Lachen, das seltsam hohl klang.
»Aber dich irgendwo niederzulassen gehörte auch einmal zu deinen Plänen, oder?«
Die Beharrlichkeit des Ladenbesitzers verunsicherte mich; er schien mich besser zu kennen als ich selbst. Ich war mit zweiundzwanzig Jahren bei Alsop and Clover eingetreten, bereit, der Firma die besten Jahre meines Lebens zu widmen. Der Lohn dafür würde die Position einer Bereichsleiterin mit spätestens dreiÃig sein, wonach ich mich noch ein paar Jahre voll darauf konzentrieren würde, mich in meinem Job zu etablieren, ehe ich mich anderen Aspekten wie der Suche nach einem Lebenspartner zuwandte. Das würde dann automatisch zur nächsten Phase führen. Im Gegensatz zu meiner Mutter beabsichtigte ich, zuerst meine Karriere auf feste Beine zu stellen. Eine eigene Familie sollte das Sahnehäubchen auf dem Kuchen sein und kein Klotz am Bein.
»Ich hatte viel nachzuholen«, betonte ich. Ich war schon dreiunddreiÃig und beruflich noch nicht ganz da, wo ich sein wollte. Es gab keinen Grund, weshalb ich meine Pläne nicht flexibel handhaben sollte. »Ich habe noch keine Beförderung erreicht oder auch nur die Hälfte von dem gesehen, was ich wollte.«
»Wovor hast du eigentlich Angst, Emma?«
Ich legte eine Hand auf den Deckel der Schachtel und nahm meine ganze Willenskraft zusammen, um sie ihm wieder hinzuschieben, doch sie bewegte sich nicht. »Was ist, wenn es so wunderbar wird, wie ich ahne?«, fragte ich leise. »Was ist, wenn es sich als so kostbar herausstellt, dass mich die ständige Furcht lähmt, es wieder zu verlieren?«
Der Ladenbesitzer kraulte nachdenklich seinen Bart. »Da wärst du nicht die Erste, aber beantworte mir eine Frage. Was wäre schlimmer: In dem Wissen zu sterben, dass du ein erfülltes Leben gehabt hast, oder froh zu sein, ein Leben aushauchen zu können, das es kaum wert war, gelebt zu werden?«
»Das Zweite wäre leichter«, antwortete ich, ein bisschen zu hastig.
»Was hast du dann hier in meinem Laden der Träume verloren?«
Ich wollte antworten, dass ich es nicht wisse, aber das Bild des Ladenbesitzers erzitterte plötzlich und löste sich in der klaren Aprilsonne auf, die sich in dem Strom aus gelben Taxis auf der Fifth Avenue spiegelte. Mein Handy brummte in meiner Jackentasche. Kate rief an, um zu fragen, warum ich zu spät zu unserem Meeting komme. Sie wartete ungeduldig darauf, Näheres über meine letzte Reise zu erfahren und den nächsten Auftrag mit mir zu besprechen. Ich hatte mich bereits voller Spannung darauf gefreut, den Amazonas zu erkunden, doch als ich mir nun vorstellte, diesen Trip ohne den Mann zu unternehmen, der so entschlossen war, mein Herz auf Abwege zu führen, verlor der Traum viel von seinem Glanz.
Emma wusste, dass es ihr letztes Weihnachten sein konnte, aber auch
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