Fuer immer und einen Tag
kann.«
»Meinen Anteil kann sie gern auch noch haben, ich bin gestopft voll«, sagte Ben und rieb sich seufzend den Bauch.
»Okay, vielleicht nicht allen den Mund wässerig zu machen, aber mir.«
»Louise«, entgegnete Emma, »ich bin schockiert, dass du mich für so verschlagen hältst.« Ihr Appetit hatte infolge der reduzierten Steroiddosierung stark nachgelassen, aber sie spielte nur allzu gern mit.
»Mich führst du nicht hinters Licht. Genauso hast du jedes Jahr zu Ostern dafür gesorgt, dass du mindestens noch ein Schokoladenei übrig hattest, nachdem ich meine alle aufgegessen hatte.«
»Tut mir leid, Emma, aber das stimmt«, fiel Meg mit ein. »Das hast du gemacht. Es hat mich immer auf die Palme gebracht, wie du sie mit diesem letzten Ei getriezt hast.«
»Aber ich habe ihr jedes Mal was davon abgegeben. Irgendwann.« Emma konnte sich das Lachen nicht mehr verbeiÃen, und es fühlte sich gut an. Sie merkte kaum, wie erschöpft sie war.
»Ja«, rief Louise und drohte ihr mit dem Zeigefinger, »nachdem ich buchstäblich vor dir auf dem Boden gekrochen bin und dich angebettelt habe.«
»Mhm, dieser Kuchen ist wirklich köstlich«, schwärmte Emma und schwang eine gehäufte Gabel Schokoladenkuchen vor Louises leerem Teller.
In die allgemeine Heiterkeit hinein sagte Meg: »Ich glaube, es ist Zeit für die Bescherung«, und holte eine Geschenktüte unter dem Tisch hervor. Sie hatten zwar schon Geschenke ausgetauscht, aber das war eine kleine Familientradition, ein paar Dreingaben zum Schluss, bei denen es sich meist um Luxusnaschereien oder ausgefallene Socken handelte.
»Louise hat mich vorgewarnt, dass es Geschenke geben würde, deshalb sind auch wir nicht mit leeren Händen gekommen«, trumpfte Steven auf und zog drei bunt verpackte Päckchen aus einer Tüte, die er aus der Küche mitgebracht hatte. »Obwohl ich gestehen muss, dass mein Beitrag nur im Verpacken bestand, alles andere hat Ben gemacht.«
Emma besah sich das Geschenk, das Steven vor sie hingelegt hatte und das die gleiche Form hatte wie das, was ihre Mutter und ihre Schwester bekamen. Sie befühlte es und stellte leicht enttäuscht fest, dass es ein Bilderrahmen war. Lieber hätte sie einen Umschlag bekommen, der Irisâ würdig gewesen wäre, aber sie spürte Bens Augen auf sich und übte im Stillen schon beim Entfernen des Papiers, ein erfreutes Gesicht zu machen.
Als sie den Rahmen umdrehte, schlug ihr Herz schneller, denn sie hielt eine SchwarzweiÃaufnahme von sich selbst in der Hand. Sie hatte noch nie gern Fotos von sich angesehen, aber bei diesem hier stockte ihr der Atem. Es zeigte sie, wie sie in eine Ausstellungsvitrine im Museum blickte, anscheinend ohne zu merken, dass sie fotografiert wurde, und war so aufgenommen worden, dass nicht nur ihr Gesicht, sondern auch dessen Spiegelbild in der Vitrine zu sehen war.
»Gefällt es dir?«, fragte Ben.
Das Foto berührte sie tief. Es hatte einen Moment eingefangen, in dem sie ganz in Gedanken versunken war, und in ihrem Blick lag etwas wie Hoffnungslosigkeit. Seltsamerweise, ob aufgrund einer Lichtverzerrung oder der Kunstfertigkeit des Fotografen, hatte das gespiegelte Gesicht einen völlig anderen Ausdruck; die Augen waren suchend auf einen unsichtbaren Punkt in Raum und Zeit gerichtet. Dieses Gesicht blickte bestimmt und erwartungsvoll. Das Foto war nicht nur ein Abbild ihres ÃuÃeren, sondern auch ihrer Seele. »Es ist wunderschön«, flüsterte sie. »Vielen Dank.«
Ben lächelte. »Na, da bin ich ja erleichtert. Louise hat mir ständig in den Ohren gelegen, wie sehr du es hasst, fotografiert zu werden, so dass ich dachte, du würdest es gleich in den Müll werfen.«
»Deshalb haben wir Meg und Louise zur Sicherheit auch eins geschenkt«, fügte Steven hinzu, der im Gegensatz zu Ben die beiden anderen Frauen beobachtet hatte. Sie hatten auch ein Foto von Emma bekommen, zwei verschiedene, ebenfalls sehr gut gemacht, aber nicht mit dem gleichen dramatischen Effekt.
Emma schüttelte den Kopf. »Du hättest dir ein besseres Modell aussuchen können«, sagte sie, »aber es ist toll.« Je öfter sie es ansah, desto bewegender fand sie es.
»Das sind sie alle«, fand Meg. Sie war den Tränen nahe, also setzte sie rasch ein Lächeln auf und hielt ihre eigene Kamera hoch. »Du bist sehr begabt,
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