Fuer immer und einen Tag
ein Auge auf mich geworfen gehabt, während ich nichts davon bemerkte und distanziert blieb, und es war gerade dieser Abstand, der uns zusammenbrachte, ehe ichâs mich versah. Erst jetzt begriff ich, dass wir beide im Rampenlicht stehen konnten, ohne dass einer von uns in den Schatten gedrängt zu werden brauchte. Wir waren ebenbürtige Partner und würden uns ein Leben aufbauen, das unseren Wünschen und Bedürfnissen gleichermaÃen gerecht wurde.
Meine Vergangenheit lag endgültig hinter mir, ich freute mich auf das, was kam, und lief zum ersten Mal nicht vor dem Gedanken weg, eine Familie zu gründen. Ich wollte Ben heiraten, und ich wollte in unser Cottage in den Bergen von Wales zurückkehren, um Ehefrau und Mutter zu sein. Ben war aus ganz anderem Holz geschnitzt als mein Vater, mit ihm würde das Familienleben eine völlig neue Erfahrung werden.
Als ich meinen Kaffee austrank, hinterlieà der letzte Schluck eine körnige Bitterkeit in meinem Mund. Ich spielte mit dem Belag auf meiner Zunge, während ich einen Mann beobachtete, der über das Kopfsteinpflaster des Platzes herankam. Der groÃe Strauà leuchtend roter Rosen, den er in der Hand hielt, verdeckte sein Gesicht. Ich fragte mich, ob es Ben war, denn ich konnte ihn nicht deutlich sehen, als er sich durch das Gewühl wand. Solche klischeehaften Liebesbezeugungen hatte ich früher oft erhalten. Besonders Alex war häufiger Kunde in Blumenläden gewesen, und ich hatte nie den Mut aufgebracht, ihm zu sagen, dass ich, wenn schon, pinkfarbene Rosen bevorzugte. Ich erhaschte einen Blick auf das Gesicht des Mannes, als er abbog. Zu meiner Erleichterung war es nicht Ben.
»So arbeitest du also neuerdings?« Ben war aus der anderen Richtung gekommen und stand plötzlich neben mir. »Direkte Gedankenübertragung auf deinen Computer?«
Ich blickte verlegen auf meinen ungeöffneten Laptop, während er mir einen Kuss auf den Kopf drückte. Als er sich setzte, sah ich, dass er die Arme voll hatte. Sein Geburtstagsstrauà bestand aus einer braunen Papiertüte, zum Platzen mit Leckereien gefüllt, aus der oben ein Baguette herausragte. Ein Duft von frischem, warmem Brot, durchzogen mit dem würziger Marinaden, wehte mir entgegen. Die köstlichen Aromen sprachen mehr von Liebe und unserer gemeinsamen Zukunft als jeder BlumenstrauÃ. »Ich wurde abgelenkt«, sagte ich zu ihm. »Von einer neuen Art zu leben.«
Emma war endlich aus dem Krankenhaus entlassen und sehr damit beschäftigt, ihre nächste Lebensphase zu planen. Alles würde anders werden, es würde hart werden und ganz sicher nicht normal. Anfang Februar sollte sie mit der Strahlenbehandlung beginnen, und bis dahin waren es nur noch zwei Wochen. Entschlossen, aufzuräumen und ein paar unerledigte Dinge zu klären, begann sie mit Bannisters Küchen und Bäder , das ganz oben auf ihrer Liste stand.
»Emma, wie schön, dich zu sehen«, rief Jennifer und eilte auf sie zu, um sie zu umarmen.
Emma musste zweimal hingucken. Die Frau, die vor ihr stand, schien ganz Geschäftsfrau zu sein, ihre Kleidung war von dezenter Eleganz. Sie erinnerte kaum noch an die alte Jennifer und viel mehr an ⦠nun ja, an Emma.
»Ich komme nur vorbei, um Hallo zu sagen und meine restlichen Sachen abzuholen«, sagte Emma. »Mit deinem Vater habe ich schon gesprochen.«
»Ja, ich weiÃ.«
»Er war sehr freundlich«, fügte Emma hinzu und dachte daran, wie Mr Bannister sich geweigert hatte, ihre Kün digung zu akzeptieren. Dabei hatte er nichts beschönigt oder davon geredet, dass sie vielleicht noch einmal wiederkomme. Sie hatte ihm klipp und klar gesagt, dass dafür keine Chance bestand, und er hatte selbst genug Erfahrung mit Krebs, um zu wissen, was auf sie zukam. Dennoch hatte er darauf beharrt, sie als Angestellte der Firma zu behalten, keine Diskussion.
»Ich habe deine Sachen zusammengepackt, du hattest mich ja darum gebeten«, sagte Gina beim Hereinkommen und umarmte sie. »Du hättest Bescheid sagen sollen, dass du heute kommst, dann hätten wir die Willkommensfähnchen aufgehängt.«
»Ich wollte nicht, dass ihr ein groÃes Trara macht, und ich bleibe auch nicht lange. Ben wartet drauÃen.« Sie musste schlucken, denn gleich würde sie mit einem wichtigen Teil ihrer Existenz abschlieÃen â ihrem Beruf. »Ist Ally auch da?«
»Ich bin hier«,
Weitere Kostenlose Bücher