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Fuer immer und einen Tag

Fuer immer und einen Tag

Titel: Fuer immer und einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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zog die Knie an und schlang ihre Arme darum in dem Versuch, sich zusammenzunehmen.
    Â»Warum jetzt? Warum ich?«, flüsterte sie in die Stille des Bades hinein. Es kam keine Antwort auf ihre Fragen, abgesehen von dem steten Tropfen und einem neuen, langgezogenen Klagelaut, der eher wie das Geheul eines in eine Falle geratenen Tieres klang.
    Â»Ich will nicht sterben!«, keuchte sie, selbst überrascht von ihrem plötzlichen Gefühlsausbruch. Sie war lauter geworden und hörte ihre eigenen Worte klar und deutlich, die von den kahlen weißen Wänden zurückgeworfen wurden.
    Sie wollte schreien, und als sie merkte, dass das nicht ging, weil daraufhin Sally Anne hereingestürmt kommen und ihr das kleine bisschen Privatheit, das sie sich verschafft hatte, wieder nehmen würde, wollte sie erst recht schreien. »Ich bin noch nicht so weit!«, schluchzte sie so laut sie es wagte. »Ich habe noch nicht genug gelebt!«
    Sie unterdrückte das nächste Schluchzen und dann noch eines, wobei sich eine strenge Falte in ihre Stirn grub. Das Echo ihres Aufschreis brachte sie auf einen neuen Gedanken und riss sie aus ihrer Trostlosigkeit. »Ich will leben«, sagte sie und atmete gleichmäßig, damit sie sich auf den Klang ihrer widerhallenden Stimme konzentrieren konnte. Dann versuchte sie ein Lächeln, schluckte die Tränen herunter und holte tief Luft, um ihren bebenden Körper zu bezwingen.
    Â»Ich werde ein vollständiges Leben leben«, sagte sie und machte sich bewusst, dass ihre Stimme nicht die einzige Möglichkeit war, ihren Worten einen Widerhall zu verschaffen. Ihre Geschichte war ihr Weg zu einem gelungenen und erfüllten Leben, ihr einziger Weg. Emma nickte und nahm ihren Mut zusammen. Sie war bereit, ihre Rüstung wieder anzulegen und den Kampf fortzusetzen.

ELFTES KAPITEL
    I ch führte die Kaffeetasse an den Mund und atmete das Aroma ein. Meine Sinne lebten auf, wie von einem Zaubertrank, der die Welt um mich herum verwandelte. Der Fluss schimmerte wie flüssiges Silber, und der Grasstreifen entlang des Ufers war ein dichter grüner Teppich. Die blühenden Kirschbäume boten einen wunderbaren Anblick; ihre feinen Blüten bebten leicht, als wären sie rosa Schmetterlinge, die gleich davonfliegen würden. Ich stellte mir vor, ich könnte das Flattern ihrer zarten Flügel inmitten des Stimmengewirrs und des Verkehrsbrausens hören.
    Es war nicht der Kaffee, der mich so berauschte, nicht einmal die Freude darüber, im Frühling in Paris zu sein. Es war die Freude, die ich tief im Herzen empfand. Töricht, wie ich war, hatte ich früher schon das eine oder andere Mal geglaubt, verliebt zu sein, doch erst jetzt lernte ich den Unterschied zwischen Lust und Liebe kennen, zwischen einseitigem Anhimmeln und gegenseitiger Bewunderung, zwischen selbstverleugnender Unterwerfung und dem Verschmelzen zweier Seelen.
    Ich saß in einem Straßencafé mit herrlichem Blick auf die Seine und ein Stück des Eiffelturms, der in der Morgensonne glänzte, und wartete auf Ben. Er war losgegangen, um ein paar Zutaten für mein Geburtstagspicknick zu kaufen. Unterdessen sollte ich eigentlich eine Arbeit fertig machen, damit wir den Nachmittag gemeinsam verbringen konnten, aber ich war so gebannt von meiner Umgebung und so überwältigt vor Glück, dass für nichts anderes Platz war.
    Warum hatte ich nur so lange gebraucht, um zu erkennen, was wahre Liebe ist? Auch hierfür, wie für so vieles andere, konnte ich die Ursache bis in meine Kindheit zurückverfolgen. Ich hatte mich immer sehr bemüht, meinem Vater zu gefallen, hatte meine eigenen Interessen hintangestellt, um auf seine einzugehen, in dem vergeblichen Versuch, mir etwas von seiner rationierten Aufmerksamkeit zu sichern. Wenn er seine Familie mit seiner Gegenwart beehrte, freute ich mich immer so sehr, dass es mich dazu anspornte, mehr solche Momente zu erzeugen. Unbewusst hatte ich dieses Gefühl, diese übergroße Freude, in meinem Erwachsenenleben reproduzieren wollen; das war zum Grundmuster meiner Beziehungen mit Männern geworden.
    Ich suchte die vielen Gesichter auf dem vollen Platz ab und hielt Ausschau nach dem Mann, der es mir ermöglicht hatte, dieses Grundmuster zu durchbrechen und neu zu beginnen. Bei Ben hatte ich es nicht nötig, um Brosamen seiner Aufmerksamkeit zu betteln – anfangs war es sogar eher umgekehrt gewesen. Er hatte zuerst

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