Fuer immer und einen Tag
muss ein bisschen langsamer machen.«
»Wenn ich dich zu sehr antreibe, sagst du es mir, ja?«
Emma küsste ihn auf die Nase. »Das war nicht auf dich bezogen. Du bist die beste Medizin, die ich mir wünschen könnte. Aber ich werde eine Weile brauchen, um mich auf unsere nächste Lebensphase einzustellen, und ich will alles richtig machen.«
»Das schaffst du«, sagte Ben. »Ich habe gesehen, wie du dich um andere Menschen kümmerst. Du wirst eine wunderbare Mutter abgeben.«
Ben sah ihre Tränen nicht, weil sie die Augen schloss und ihre Trauer um ihre ungeborenen Kinder verbarg. Sie lieà sich von ihm küssen und zog daraus die Kraft, eine magische Welt zu erschaffen, die ihr ein Baby in die leeren Arme legen würde.
Als sie wenig später allein zu Hause war, sah es drauÃen auf einmal zu hell und verlockend aus, um die Augen davor zu verschlieÃen. Zwar hatte sie Ben gesagt, sie wolle sich ein bisschen schonen, aber ihr fiel schon wieder die Decke auf den Kopf. Er war ins Bistro gefahren, und Meg hatte früh in der Kanzlei angefangen, nachdem sie versprochen hatte, gegen Mittag wiederzukommen, um Emma ins Krankenhaus zu begleiten. Das war jedoch noch einige Stunden hin. Die körperliche Kondition, die sie vor Weihnachten langsam aufgebaut hatte, war von der Operation völlig aufgezehrt worden, aber sie sagte sich, dass ein flotter Spaziergang ihr nur guttun könne.
Von dem klaren Himmel und dem strahlenden Sonnenschein lieà sie sich nicht täuschen. Der Sturm vom Vortag hatte sich noch nicht ganz gelegt, und sie war froh, sich dick angezogen zu haben, als der Wind ihr buchstäblich den Atem raubte, kaum dass sie vor die Tür getreten war. Sie hielt den Kopf gesenkt und bemerkte Louise nicht, bis sie beinahe mit ihr zusammenstieÃ.
»Was machst du denn hier?«, fragte sie, nicht gerade erbaut von der Aussicht, wieder hineingehen und ihre Schwester bewirten zu müssen.
»Hallo, ich freue mich auch, dich zu sehen! Ich dachte, ich statte meiner groÃen Schwester mal einen Besuch ab.«
»Ich wollte gerade einen Spaziergang an der Promenade machen.« Emma blickte sehnsüchtig auf den Weg, der zum Fluss führte.
»Kein Problem, ich komme mit.«
Louise war sportlich in Jeans und Steppweste gekleidet, aber ihre offenen Haare wirbelten jetzt schon um ihr Gesicht herum, und ihre Absätze waren zwar nicht schwindelerregend hoch, aber hoch. »Bist du sicher?«, fragte Emma skeptisch.
»Ja, ich könnte ein bisschen frische Luft vertragen«, behauptete Louise und marschierte schon voraus, während sie noch ungläubig dastand. »Kommst du?«
Der Wind von der See her hatte immer noch fast Sturmstärke, als sie zur Uferpromenade kamen und sich in östliche Richtung, nach Otterspool zu, wandten. Emma überlegte, ob jemand sich bei diesem Wetter trauen würde, Drachen steigen zu lassen, wusste aber, dass ihre Neugier nicht befriedigt werden würde, denn sie hatte nicht die Energie für einen solchen Gewaltmarsch. Schon das Stück zum Flussufer hatte sie ermüdet, aber sie trieb sich weiter an und achtete mehr darauf, einen Fuà vor den anderen zu setzen, als auf Louises Geplauder.
Der schneidende Wind machte es nicht besser, und bald blieb sie neben einem riesigen Anker stehen, der von seinem Schiff zurückgelassen worden war, um eine einsame Skulptur zu werden und nie wieder ins Meer abzutauchen. Als sie sich an ihn lehnte, war sie sowohl mit ihrer Geduld als auch mit ihren Kräften am Ende.
»Also, sagst du mir jetzt, was du hier willst?«
Louise war drauf und dran abzustreiten, dass sie aus einem bestimmten Grund gekommen war, unterlieà es aber. Sie warf einen Blick zurück, als wollte sie sich einen Fluchtweg offenhalten, aber als sie Emma wieder ansah, funkelte ungewohnter Trotz in ihren Augen.
»Du musst dich bei Dad melden.«
Emmas Laune sank in den Keller. »Ich habe doch gesagt, er kann warten. Meinetwegen soll er ewig warten. Wir brauchen ihn nicht mehr.«
»Aber das könnte deine letzte Gelegenheit sein, ihn wiederzusehen. Am Ende bereust du es«, beharrte Louise. Ihre blonden Haare hatten sich um ihr Gesicht gewickelt, und sie spuckte die Strähnen zusammen mit ihren Worten aus.
»Nein, Lou, er bereut es vielleicht, aber ich bestimmt nicht! Ich werde bald nicht mehr hier sein, schon vergessen?« Emma schrie gegen den Wind an, schrie ihre ganze Wut
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