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Fuer immer und einen Tag

Fuer immer und einen Tag

Titel: Fuer immer und einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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trotzdem warst du es, der er geschrieben hat.«
    Emma entfernte sich von dem Anker und von Louise. Sie hielt sich an dem Geländer fest, das sie daran hinderte, in das aufgewühlte Wasser unten zu stürzen. Sie konnte nicht klar denken, ihre Gedanken waren so schwer wie die Wellen des Gezeitenflusses und versanken spurlos in ihrem Gefühlschaos.
    Dabei wusste sie im Grunde bereits, dass sie ihrer fordernden Schwester nachgeben würde, das lag in der Familie. Sie drehte sich wieder zu Louise um. »Was, wenn er der Aufgabe nicht gewachsen ist? Schließlich hat er uns schon lange, bevor ich krank wurde, verlassen. Nichts spricht dafür, dass er da sein wird, wenn du ihn brauchst.«
    Â»Aber wir müssen es versuchen, Emma, bitte. Triff dich mit ihm, und sei es nur einmal.« Der trotzige Ausdruck war längst von Tränen weggewaschen worden, aber Louise gab nicht auf.
    Â»Was ist, wenn er mich gar nicht sehen will? Wenn er Nein sagt, gibst du dann Ruhe?«, fragte Emma hoffnungsvoll.
    Â»Wir haben schon darüber gesprochen«, gestand Louise. »Er will dich sehen.«
    Â»Moment mal, gesprochen? Du hast persönlich mit ihm gesprochen?« Ihre heftige Reaktion überraschte sie selbst. Sie redeten hier schließlich von ihrem Vater. Von dem Mann, mit dem sie ihre Kindheit verbracht hatte, den sie einmal Daddy genannt hatte. Den sie von ganzem Herzen geliebt hatte. Warum sollte es sie so befremden, dass ihre Schwester mit ihm gesprochen hatte?
    Â»Es tut mir leid, ich hätte es dir vorher sagen sollen, aber du hast es mir nicht gerade leicht gemacht.«
    Â»Ihr habt also miteinander gesprochen.«
    Louise nickte.
    Emma blickte wieder auf den Fluss, blickte in der Zeit zurück, versuchte sich an den Klang seiner Stimme zu erinnern. »Also gut«, sagte sie. Ihr Herz klopfte. »Wenn du das nächste Mal mit ihm redest, sag ihm, dass ich bereit bin, mich mit ihm zu treffen. Oder sag ihm gleich, dass ich mich am kommenden Freitag mit ihm treffen will, um zwei im Palmenhaus.«
    Wenn sie ihn sah, dann musste es vor dem Beginn der Strahlentherapie sein, solange sie noch die Kraft hatte, ihm gegenüberzutreten. Sie wusste nicht, ob es die richtige Entscheidung war, aber ihr gefiel die Herausforderung, vor die sie ihren abwesenden Vater stellte. Das überlegene Gefühl hielt jedoch nicht lange an.
    Â»Kann ich mitkommen?«, fragte Louise.
    Emma biss sich auf die Lippen, während sie über ihre Antwort nachdachte. Sie wollte Louises labiler Verfassung nicht noch mehr zusetzen. »Wir beide haben unterschiedliche Erwartungen an ihn«, sagte sie schließlich. »Du möchtest eine Zukunft mit ihm – diese Möglichkeit habe ich nicht, und ich bin nicht sicher, ob ich sie nutzen würde, selbst wenn ich sie hätte. Was ich ganz bestimmt nicht will, ist eine tränenreiche Versöhnung, Louise. Ich will die Gelegenheit, ihm meine Meinung zu sagen, und seine Erklärung dafür hören, weshalb er uns aus seinem Leben gestrichen hat. Deshalb ist es wohl besser, wenn wir uns getrennt mit ihm treffen. Dann kannst du mit der Situation umgehen, wie du es für richtig hältst.«
    Louise nickte, endlich waren sie einer Meinung. »Und was ist mit Mum?«, wollte sie wissen. »Was sollen wir ihr sagen?«
    Emma ahnte, dass es noch schwerer sein würde, ihrer Mutter davon zu erzählen, als sich tatsächlich mit dem Mann zu treffen. »Wir sagen ihr, dass das nichts an unserem Verhältnis zu ihr ändert, dass wir sie nicht im Stich lassen werden. Und du machst ihr klar, dass du stark für sie sein wirst, für sie da sein wirst, wenn sie dich braucht. Aber vor allem sagen wir ihr offen und ehrlich, was wir tun. Keine Geheimnisse mehr.« Letzteres sprach sie langsam und deutlich aus, als wäre Louise schwerhörig. »Allerdings denke ich, da ich sie gerade erst gefragt habe, ob Ben bei mir einziehen kann, dass wir damit warten sollten, bis alles in die Wege geleitet ist.«
    Â»Ben zieht bei dir ein?«, rief Louise aufgeregt.
    Â»Ja, und wenn du damit fertig bist, dich in mein Leben einzumischen, könntest du mich wieder ein bisschen in deins einmischen lassen …«
    Emma war mittlerweile körperlich und emotional vollkommen erschöpft. Sie hakte sich bei Louise ein, und sie machten sich zusammen auf den Rückweg.
    Â»Das ist ja wohl nichts Neues«, murmelte Louise, während sie sich an ihre Schwester

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