Für immer untot
er Nahrung aufnehmen will, und in diesem Moment…«
Ich trat mein Schwert an die Wand. »Pritkin!«
»Du musst dir das anhören! Ich kann nicht überall sein, und selbst wenn ich in deiner Nähe bin. .« Er holte tief Luft, und die nächsten Worte schienen ihm schwerzufallen. »Es gibt einige Sachen, vor denen ich dich vielleicht nicht schützen kann.«
»Das erwarte ich auch gar nicht von dir. Aber ich erwarte sehr wohl, dass man mir die Wahrheit sagt.«
»Wir sind nicht hier, um zu reden.« Pritkin nahm mein Schwert und drückte es mir wieder in die Hand.
Das galt vielleicht für ihn, aber bei mir stand Reden durchaus auf der Absichtenliste. Allerdings konnte ich ihn nicht zwingen, mir die Wahrheit zu sagen. Und in diesem Fall glaubte ich nicht, dass es etwas nützte, ihn an mein Amt zu erinnern. Ich schloss beide Hände um den Griff des Schwerts, hob es und wünschte mir etwas, bei dem die Wahrscheinlichkeit nicht so groß war, Rückenschmerzen zu bekommen. Es war praktisch der einzige Körperteil, der mir noch nicht wehtat.
»Du willst also kämpfen, na schön«, sagte ich. »Aber wenn ich dir zeige, dass ich einigermaßen gut zurechtkomme… Dann musst du meine Fragen beantworten.«
Pritkin antwortete nicht und griff an. Ich wich aus, und eine schrullige Stimme kam aus meinem Gedächtnis, mit bissigen Bemerkungen, die vertraut und fast tröstlich klangen. Du hast keine Kraft, Mädchen, und du wirst nie welche haben.
Verlass dich nicht darauf. Wenn du einen Hieb nicht parieren musst, dann lass es.
Dein Gegner mag stärker sein als du, aber er kann dir nichts tun, wenn du nicht da bist. Eine Sekunde später zielte mein Schwert auf Pritkins Halsader und zwang ihn zurück.
Ich sah plötzlich in grüne Augen, die mich abwägend musterten. Die Spannung schien zu steigen, ohne dass er sich bewegte. Ich wahrte angemessenen Abstand, was angesichts der gleichen Länge unserer Schwerter bedeutete: so weit entfernt, dass mich ein langer Schritt in Angriffsdistanz brachte. Pritkin ging langsam um mich herum und zeigte dabei perfekte Beinarbeit, überkreuzte nie die Füße und gab mir keine Gelegenheit, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich hatte ihn noch nie beim Schwertkampf gesehen, aber auch er schien Unterricht gehabt zu haben.
Ich ahmte seine Bewegungen nach und hörte erneut die Worte meiner Gouvernante Eugenie: Geschwindigkeit, Timing, Balance. Schieb die Füße über den Boden und spring nicht wie ein ängstliches Kaninchen umher! Ich war eine armselige Schützin und zweifelte allmählich daran, ob ich jemals viel besser werden konnte. Aber ich kannte mich mit den Grundlagen des Schwertkampfs aus. Was ich Eugenie und Rafe verdankte, die damals oft mit mir geübt hatten. Tony gegenüber hatte Eugenie den Unterricht mit dem Hinweis gerechtfertigt, dass es mehr körperliche Ertüchtigung war als Kampftraining. Sie hatte gelogen.
Achte auf eine Gewichtsverlagerung, auf das Senken einer Schulter und das Spannen von Muskeln, das auf einen Angriff hindeutet. Und vor allem: Denk nicht! Denk nicht an deinen Gegner. Denk nicht daran, wer er ist und wie gut er kämpft. Frag dich nicht, was geschehen wird. Du weißt es nicht. Sei zuversichtlich, aber nicht zu selbstsicher. Bleib offen, flexibel und bereit, zu agieren und zu reagieren.
Pritkin senkte die Klinge, brachte sie dann plötzlich nach oben und trat gleichzeitig vor. Die Spiegel an den Wänden zeigten, wie er angriff – und wie sein Schwert durch leere Luft strich. Diese Finte war eins von Rafes Lieblingsmanövern gewesen, und darauf fiel ich gewiss nicht herein. Pritkin erholte sich sofort von der Überraschung und drehte sich aus einem Angriffsmuster ins nächste, so schnell, dass ich keine Gelegenheit bekam, hinter ihn zu gelangen.
Triff die Person, nicht das Schwert! Es ist nicht das Schwert, das dich zu töten versucht. Und vergiss nicht: Größere Gegner haben eine größere Reichweite, aber oft lassen sie ihre Beine ungeschützt. Nicht nur Oberkörper und Köpfe sind Ziele, Mädchen! Ich schwang das Schwert in einem nach unten gerichteten Bogen, und es streifte Pritkins linke Wade. Er tänzelte aus meiner Reichweite. Ich bezweifelte, ob auch nur ein blauer Fleck zurückblieb, aber eine echte Klinge hätte vielleicht eine blutende Wunde zurückgelassen.
Eugenie wäre in der Lage gewesen, ihm mit einem solchen Schlag das Bein abzuhacken, aber ich war nicht so gut wie sie und würde es nie sein, trotz all ihrer Bemühungen. Im Gegensatz zu Rafe
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