Für immer untot
zu halten, ohne ihn zu verletzen. Durch die Falle erübrigt sich auch eine ständige Überwachung.«
»Durch die Falle? Soll das heißen, Sie haben ihn . .«
»Uns blieb keine Wahl«, warf Marlowe rasch ein. »Nichts anderes konnte ihn festhalten.«
Alphonse fluchte, und ich biss mir auf die Lippen, um nichts zu sagen, das mir vielleicht den sofortigen Tod beschert hätte. Ich versuchte, ruhig zu bleiben, spürte aber, wie mein Blutdruck in die Höhe schoss. Die Konsulin sprach von einer magischen Falle wie der, mit der es Françoise bei den Graien versucht hatte. Sie war für gefährliche Kriminelle bestimmt, was bedeutete, dass ihr Entwickler kaum Gedanken an Bequemlichkeit vergeudet hatte – oder daran, die Bewusstlosigkeit des Gefangenen zu garantieren. Die wie beiläufige Bemerkung der Konsulin bedeutete: Mircea befand sich ganz allein in einer leeren Welt ohne jeden Komfort. Es gab keine Stimme, mit der er reden konnte, keine Hand, die ihn berührte. Nichts. Ich konnte mir kaum etwas Schlimmeres vorstellen.
»Willst du diesen Scheiß einfach so hinnehmen?«, zischte mir Alphonse ins Ohr. Er ballte die Faust und sah aus wie ein Mann, der am liebsten Amok gelaufen wäre. »Was mich betrifft… «
Ich trat ihm auf den Fuß, was ihn erstaunlicherweise zum Schweigen brachte.
»Nein.« Ich sah erneut die Konsulin an. »Mircea muss freigelassen werden. Sofort.«
Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Bist du bereit, den Geis zu vervollständigen?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Dann bleibt er, wo er ist«, sagte die Konsulin kategorisch. »Wir können ihn nicht heilen. Solange er gefangen bleibt, kann er weder sich noch andere verletzen.«
»Er ist verletzt! Der Geis treibt ihn in den Wahnsinn!«
»Was du verhindern könntest, wenn du wolltest.« Zorn huschte durch das sonst immer unbewegte Gesicht. »Wenn er dich nicht zum stellvertretenden Oberhaupt des Hauses ernannt hätte, würde ich dich zusammen mit ihm in einem Zimmer einsperren, und dann hätten wir das schnell hinter uns gebracht!«
»Wenn Mircea daran gelegen wäre, hätte er mich nicht zu seiner Steilvertreterin gemacht«, erwiderte ich und überlegte schnell. Und plötzlich begriff ich, warum er mich weggeschickt und dafür gesorgt hatte, dass uns die Konsulin nicht zusammenbrachte. »Er hat Angst, nicht wahr?«
»Was?« Alphonse war ganz offensichtlich verwirrt, aber Sal wirkte nachdenklich. Ich fragte mich, wer bei ihnen der dominante Teil war.
»Du bist jetzt die Pythia«, sagte sie langsam und ging Punkt für Punkt vor.
»Und der Geis reagiert auf Macht.« Plötzlich riss sie die Augen auf. »Ach du meine Güte.«
Damit war die Sache klar. Ich würde Sal nie wieder für schwer von Begriff halten – sie war schneller dahintergekommen als ich.
Ich sprach es laut aus, damit auch Alphonse verstand. »Als Mircea den Geis auf mich legte, war er der Mächtigere von uns beiden, und deshalb befand ich mich unter seiner Kontrolle. Der Zauber sollte entfernt werden, bevor ich zur neuen Pythia wurde, aber dazu kam es nicht. Und jetzt fürchtet Mircea, dass meine Macht größer ist als seine. Dass nicht ich zu seiner Dienerin werde, wenn wir den Geis vervollständigen, sondern dass er mir dienen muss.«
Alphonse sah aus wie vom Schlag getroffen. Ich überließ ihn seinen Gedanken und wandte mich wieder an die Konsulin. »Tony hatte ein Portal«, sagte ich abrupt. »Er benutzte es für den Schmuggel. Sie können es verwenden, um Mircea ins Feenland zu schicken, wo der Geis nicht so stark ist. Dort sollte er in der Lage sein, sich wieder in die Gewalt zu bekommen.«
»Die Elfen erlauben es bestimmt nicht.« Die Konsulin trug jetzt wieder ihre schöne Maske, die so perfekt wirkte, dass ich fast glaubte, mir das andere Gesicht nur eingebildet zu haben.
»Die Dunklen Elfen werden es gestatten. Ihr König und ich haben eine Vereinbarung getroffen. Und eine seiner Dienerinnen steht zur Verfügung, um Mircea zum Palast zu bringen; er wird unterwegs also nicht zu Schaden kommen. Wir brauchen nur eine Energiequelle, um das Portal zu öffnen.«
»Damit wird das Problem nicht gelöst«, sagte die Konsulin. Hinter ihr bewegte sich der Schlangenkopf, und seine Bewegung ging auf die lange Schuppenhaut über: ein langsames Wogen über den glänzenden Kaftan hinweg. Ich wusste nicht, was es bedeutete, und versuchte, nicht darauf zu achten.
»Ich arbeite an einer dauerhaften Lösung.« Ich hatte gehofft, das nicht zur Sprache bringen zu müssen, denn
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