Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
an.
    So weit oben war es seltsam still. Die Verkehrsgeräusche erreichten mich nur sehr gedämpft, und ich hörte nichts, das auf einen Kampf hinwies. Es sah auch alles normal aus. Die Lichter des Strip leuchteten in der Ferne, heller als die Sterne am Himmel über mir. Dann kam ein plötzlicher Windstoß von unten, schob mich einen Meter zurück und brachte den Geruch von Schießpulver und Ozon. Offenbar hatte ich den richtigen Ort gefunden.
    Behutsam kehrte ich zum Rand des Dachs zurück und sah ein Panorama des Chaos auf dem Parkplatz tief unten. Der blaue Rauch auf der einen Seite hatte sich fast aufgelöst, und zum Vorschein kamen: verbrannte und explodierte Autos, einige Leichen und Tomas, der vor einer Gruppe neugieriger Zuschauer stand. Er zog seine Obi-Wan-Nummer ab – ohne die Droiden –, während eine Werratte zur Hintertür kroch und eine Blutspur auf dem Boden zurückließ.
    Auf der anderen Seite, weiter von der Straße entfernt, hatte das Aufräumen begonnen. Es wurde kurz von einem Vampir unterbrochen, der über den Parkplatz lief und mit den Armen ruderte – hinten leckten Flammen aus seiner Jacke. Mircea trat ihm entgegen, und weitere Vampire kamen aus silbergrauen Limousinen, die beim Kasino parkten. Mircea sorgte mit einem Wort dafür, dass der ausgerastete Vampir stehen blieb, und einige andere sprangen mit Decken herbei und erstickten das Feuer. Kurz darauf sah ich, wie ich selbst, Françoise und ein glühender Fleck, den ich für die Fee hielt, verschwanden.
    Abgesehen von Mircea schien niemand ihre Abreise zu bemerken. Die meisten Vamps waren viel zu sehr damit beschäftigt, die Feuer unter Kontrolle zu bringen – wenn ein Funke tödlich sein konnte, neigte man dazu, auf solche Dinge zu achten. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die übrigen Aktivitäten und stellte fest, dass auch alle anderen Leute beschäftigt waren.
    Tomas sprach jetzt mit zwei Cops, während Louis-Cesare die jüngere Version von mir stützte, damit ich mit Pritkin streiten konnte. Eine so gute Gelegenheit bekam ich nie wieder.
    Ich sprang hinter Mircea. »Hast du mich vermisst?«
    Er drehte ruckartig den Kopf, und seine Augen wurden groß. Er blickte dorthin, wo mein anderes Selbst gerade verschwunden war, richtete den Blick dann wieder auf mich. »Was hat das zu bedeuten?«
    Ich musterte ihn. Vom Dach aus war es mir nicht aufgefallen, aber er wirkte recht mitgenommen. Seine Jacke wies hinten ein rautenförmiges Brandmuster auf, und bei jeder Bewegung lösten sich kleine schwarze Ascheflocken von seinem Rücken – man hätte sie mit Halloween-Luftschlangen verwechseln können. Das Haar hatte sich halb aus der Spange gelöst und reichte ihm seitlich übers Gesicht bis hin zu seinem Kinn, an dem ich ebenfalls Asche sah. Mit dem Hemd schien so weit alles in Ordnung zu sein. Es bestand aus dicker chinesischer Seide und hatte keine Knöpfe, sondern kleine Schlaufen. Die Jacke hatte es offenbar vor den elektrischen Entladungen geschützt.
    Ich entdeckte ein bisschen Asche an der cremefarbenen Seide und streckte die Hand danach aus, um sie wegzuschnipsen, aber Mircea wich von mir zurück.
    »Wir müssen uns auf den Weg machen«, sagte ich ungeduldig. Uns blieben vermutlich nur wenige Sekunden, bis mich jemand sah, der mich nicht sehen sollte.
    Erneut streckte ich die Hand nach ihm aus, aber plötzlich stand er nicht mehr da. Verdammt! Ich hatte vergessen, wie flink Vampire waren.
    »Wer bist du?« Die Stimme erklang irgendwo hinter mir.
    Ich drehte mich so schnell um, dass sich mein Kleid an den Beinen verhedderte, wodurch ich das Gleichgewicht verlor und fiel. Mein Haar löste sich aus dem schicken Chignon, den Sal zustande gebracht hatte, und rutschte mir in die Augen. Ich strich es zurück, tastete auf dem Asphalt nach den Haarklammern und erinnerte mich daran, dass ich Sal gesagt hatte, es würde nicht Happen.
    Eleganz und ich waren nicht per du.
    Schließlich fand ich einige Klammern, stand auf und versuchte dabei, meine überladene Handtasche gerade zu halten, damit sie ihren Inhalt behielt.
    Marlowe hatte in der Schatzkammer des Senats herumgesucht und war mit einem Beutel Juwelen zurückgekehrt, deren Gewicht sich derzeit bemühte, mir die Schulter auszukugeln. »Ein tragbares Vermögen«, hatte er auf meine Frage erklärt, warum ich einige Steine mit mir herumschleppen sollte, neben denen der Hope-Diamant winzig erschien. »Bei einer Revolution wollen die Leute etwas, das leicht aus dem Land gebracht werden

Weitere Kostenlose Bücher