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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Schuld.
    »Du kannst wieder gehen«, sagte ich mit zittriger Stimme. »Es gibt nichts, das ich tun könnte.«
    Rafe schüttelte erneut den Kopf, diesmal so heftig, dass seine schwarzen Locken in Bewegung gerieten. Er sah sich in der Bar um, mit hin und her huschenden Blicken, als befürchtete er, dass sich etwas heranschlich. Mit seinen Nerven schien es ebenfalls nicht zum Besten zu stehen. Nervosität war eine Schwäche von ihm; sie hatte ihn mehr als nur einmal in Schwierigkeiten gebracht.
    Rafes Aufmerksamkeit kehrte zu mir zurück, und in seinen Augen bemerkte ich eine Mischung aus Verzweiflung und Entschlossenheit. »Es geht mir nicht gut«, sagte er und zögerte, als wartete er auf etwas.
    Ich blinzelte und war sicher, nicht richtig verstanden zu haben. Vampire erkrankten nicht. Sie wurde verbrannt, von Pflöcken durchbohrt und geköpft, ja, aber die Grippe… nein.
    »Soll ich einen Heiler holen?«, fragte ich. Im Dante’s war man durchaus an Zwischenfälle gewöhnt. Einmal hatten einige hungrige Gargoyles beschlossen, bei den Akteuren einiger Tiershows vom Abend zuvor zu naschen, nur um festzustellen, dass die dressierten Wölfe gar keine Wölfe waren. Das Ergebnis war ein fast apokalyptischer Kampf im Keller gewesen, der den Heilern für den Rest der Nacht reichlich Arbeit gegeben hatte. Und eigentlich konnte man so etwas nicht als ungewöhnlich bezeichnen.
    »Ich glaube nicht, dass mir ein Heiler helfen könnte«, sagte Rafe langsam, und die Furcht wich aus seinen Augen, als keine erkennbare Strafe erfolgte. Er richtete einen erwartungsvollen Blick auf mich, und mir wurde seine neue Taktik klar: Indem er vorgab, über sich selbst zu sprechen, wich er dem Verbot aus. Offenbar ließ Mircea nach, dachte ich. Welche andere Erklärung gab es dafür, dass seine Anweisungen ein solches Schlupfloch enthielten?
    »Es spielt keine Rolle«, sagte ich und hoffte, einer schmerzlichen Erklärung zuvorzukommen. »Wenn ich etwas tun könnte…Glaubst du nicht, dass ich es dann schon getan hätte?« Der Geis, der mir eine ganz persönliche Hölle bescherte, stellte mit Mircea noch Schlimmeres an. Der Zauber wurde mit der Zeit stärker, und aufgrund eines kleinen Unfalls mit der Zeitlinie hatte Mircea ihn länger ertragen müssen als ich. Hundert Jahre länger.
    Meine frühere Rivalin auf das Amt der Pythia, eine Verrückte namens Myra, hatte beschlossen, sich mit kreativem Mord der Konkurrenz zu entledigen. Sie konnte mich nicht töten, denn eine Regel verbot, dass die Mörderin einer Pythia oder ihrer Erbin selbst die Macht erbte. Aber Myra hatte sich mit allen Zeit-Dingen gut ausgekannt und einen anderen Weg gefunden. Wenn Mircea starb, bevor Tony und ich aneinandergerieten, verlor ich seinen Schutz; dann konnte Tony die schmutzige Arbeit für Myra erledigen.
    Das einzige Problem des Plans bestand darin, dass er Manipulationen der Zeitlinie erforderte, und das gefiel meiner Macht ganz und gar nicht. Immer wieder schickte sie mich in die Vergangenheit, damit ich dort Mordanschläge vereitelte. Bei einer dieser Reisen war ich Mircea in einer Epoche vor dem Geis begegnet. Der Zauber erkannte ihn sofort als die andere Hälfte, die er für seine Vollständigkeit brauchte, und sprang von mir zu ihm. Das gab ihm den Geis nicht nur ein Jahrhundert früher, sondern sorgte auch dafür, dass er den Zauber gleich in zweifacher Ausfertigung bekam, als er ein Jahrhundert später seine ursprüngliche Version auf uns beide legen ließ. Und eine war schlimm genug, wie ich bezeugen konnte.
    »Aber… es gibt sonst niemanden!« Meine Weigerung weckte offenbar neue Verzweiflung in Rafe. Außerdem wirkte er überrascht. In mir regten sich Schuldgefühle, und das war absolut ungerecht. Für diese Sache trug Mircea die Verantwortung, nicht ich.
    »Wenn ich den Gegenzauber wüsste, hätte ich längst Gebrauch davon gemacht«, sagte ich mit mehr Schärfe, als ich Rafe gegenüber normalerweise verwendete. Was dachte er denn, womit ich die vergangene Woche verbracht hatte?
    Der Codex Merlini war das Buch mit dem einzigen bekannten Gegenzauber, eine Zusammenstellung von altem magischen Wissen, das vor langer Zeit verloren gegangen war – falls es überhaupt jemals existiert hatte. Die meisten Leute, mit denen Pritkin und ich Kontakt aufgenommen hatten, waren der Meinung gewesen, dass der Codex nichts weiter war als ein Mythos, wie der Rest der Artussage, hatte uns ein arroganter Magier nach dem anderen versichert. Camelot, so behaupteten sie, habe

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