Für immer untot
hinweisen konnte, wie dumm infantile Attitüden waren, ging die Tür auf, und ein Kopf sah herein. Nick schien zu glauben, dass er bei dem wilden Durcheinander weiter oben vielleicht bei uns besser aufgehoben war.
Vorsichtig kam er mit einem Servierwagen herein und wich dem Buch auf dem Boden aus. »Es hat aufgehört, Frösche zu regnen. Aber da oben müssen so um die zweitausend herumliegen.« Es klang fast bewundernd.
»Was hat den Froschregen verursacht?«, fragte Pritkin.
»Augustine vermutet, dass ihm einer seiner Konkurrenten die Modenschau vermasseln wollte.«
Pritkin wirkte noch ernster. »Davon ist mehr zu erwarten, solange das Corps mit dem Krieg beschäftigt ist.«
»Was meinen Sie mit ›davon‹?«, fragte ich.
»Rachsüchtige Magier, die beschließen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen«, erklärte Nick.
»Das Corps kann nicht im Krieg kämpfen und gleichzeitig alle Magier überwachen, die einen Groll gegen irgendjemanden hegen«, sagte Pritkin grimmig und deutete auf den Servierwagen. »Was ist das?«
»Eine Mahlzeit für uns. Auf dem Rückweg bin ich einem Kellner begegnet, der diesen Wagen schob.« Nick kramte zwischen Sandwiches, Obst und Keksen herum. »Möchten Sie was, Cassie? Es ist genug da.«
»Nein, ich hab keinen Hunger.«
»Sie wird etwas essen«, sagte Pritkin.
»Ich sagte…«
»Es würde meiner beruflichen Reputation schaden, wenn Sie verhungern.«
»Nichts für mich.«
»Mit ähnlichen Folgen müsste ich rechnen, wenn ich mich aus verständlichem Ärger dazu hinreißen ließe, Sie zu erwürgen.«
»Ich nehme ein Sandwich«, sagte ich zu Nick. »Ohne Fleisch.«
Er fand eins mit harmlos aussehendem Eiersalat und gab es mir zusammen mit einem Karton Apfelsaft. Ich bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick. Im Gegensatz zu seinem Freund genoss er beim Kreis noch immer gutes Ansehen.
Er konnte vielleicht für mich herausfinden, was mit Tami geschehen war, vorausgesetzt, die Silbernen hatten sie. Andererseits wusste ich nicht, was er von dieser Angelegenheit mit den Misfits und so hielt. Vielleicht stand er ihnen mit der gleichen Mischung aus Verlegenheit und Mangel an Interesse gegenüber wie alle anderen und glaubte, dass Tami es nicht wert war, einige Fragen zu stellen.
Doch wer nicht wagt…
»Da Sie vor sieben Jahren bei ihr untergekommen sind, nehme ich an, dass sie kein Teenager ist, oder?«, fragte er, nachdem ich das Problem geschildert hatte.
»Sie war Ende zwanzig, als ich sie kennenlernte. Jetzt müsste sie also Mitte dreißig sein. Wieso?«
»Dann ist sie viel zu alt für die Ernter«, sagte Nick mit vollem Mund. Er aß ein Sandwich mit Hühnchen – ich hoffte jedenfalls, dass es Hühnchen war. »Sie würden ihre Zeit nicht vergeuden, erst recht nicht, wenn sie auch noch schwach war.«
Pritkin bemerkte meinen Gesichtsausdruck. »Er spricht von den Leuten, die Nullbomben machen.«
Nick nickte. »Das sind…«
»Ich weiß, was es damit auf sich hat«, sagte ich matt. Nullbomben waren sehr begehrt, denn sie konzentrierten die Wirkung eines Nullers und neutralisierten für eine gewisse Zeit jede Magie in einem bestimmten Umkreis – auch meine.
Ich hatte erst vor kurzer Zeit ihre Bekanntschaft gemacht; Tami hatte sie damals nie erwähnt. Was eigentlich kaum verwunderlich war, denn um Nullbomben herzustellen, musste Nullern ihre Lebenskraft genommen werden, und das tötete sie.
»Keine Sorge«, sagte Nick und klatschte Senf aufs nächste Sandwich. »Wie die meisten Magier erreichen Nuller ihre volle Kraft mit der Pubertät. Dann werden sie so stark, wie sie jemals werden können. Ernter erwischen sie gern kurz danach, um möglichst viel Lebenskraft zu bekommen. Sie hätten kein Interesse an Ihrer Freundin.«
»Warum sollte es der Kreis dann auf sie abgesehen haben?«
Nick zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht verfügt sie über wichtige Informationen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Tami weiß nichts dergleichen.«
»Aber sie kennt jemanden«, sagte Pritkin und seufzte, als ich einen verwunderten Blick auf ihn richtete. »Der Kreis weiß nicht, wo Sie sind – das lässt sich aus der Bereitschaft schließen, ein hohes Kopfgeld auszusetzen. Vielleicht dient Ihre Freundin als Köder, der Sie anlocken soll.«
»Sie glauben, Tami könnte wegen mir verschleppt worden sein?« Das Sandwich war ohnehin recht fade gewesen, und jetzt verlor es den letzten Rest von Geschmack.
»Das ist durchaus möglich«, sagte Nick und erwärmte sich für die
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