Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
schmutzige Gesicht und wollte ihn erneut küssen. Nicht aufgrund eines Drangs, sondern weil er bereits vertraut schmeckte, weil ich mehr von der Wärme wollte, die meine Haut immer dann aufzunehmen schien, wenn wir uns berührten.
    Aber ich konnte nicht. Dieser Mircea befand sich in der Zeit zwei Wochen hinter mir. Für ihn war der Geis gerade erst erwacht. Und je mehr Kontakt wir hatten, desto schneller wuchs er. Was für meinen armen Mircea noch mehr Qual bedeutete.
    Mit einem Ruck wich ich zurück, und er hielt mich nicht fest. Sein verwirrter Blick ging zu Françoise und Radella. »Gibt es etwas, das du mir sagen möchtest, Dulceaß?«
    Ich sah zu Françoise, aber ihre Antwort auf meine stumme Frage bestand aus einem dieser französischen Achselzucken, aus denen ich nie schlau geworden bin. Ich wandte mich wieder an Mircea und schluckte. »Ich fühle mich nicht gut«, sagte ich, was der Wahrheit entsprach. »Können wir später reden?«
    Mircea nickte nach einer fast unmerklichen Pause. Er stand auf und sah mich an, als er Befehle erteilte und die Vampire, die viel zu spät erschienen waren, wie ängstliche Ameisen umherlaufen ließ. Ich saß auf dem Boden, beobachtete sie und fragte mich, was sie machten, bis ich sah, dass einer von ihnen eine Art großen Staubsauger hatte. Damit saugte er die Überbleibsel der Magier auf, die dem »Lots Frau« genannten Zauber zum Opfer gefallen waren. Ein anderer Vampir folgte ihm und steckte Schuhe und Dinge, die sich nicht in Sand verwandelt hatten, in einen Müllbeutel.
    Mir tat nicht mehr der ganze Körper weh, aber ich war noch immer erschöpft und fühlte mich von allem getrennt. Hatte der Kuss diese Wirkung auf mich?
    Oder die Leere, die ihm gefolgt war? Was auch immer der Fall sein mochte, ich war so apathisch wie nach einer durchzechten Nacht, und es war bestimmt nicht klug, unter solchen Bedingungen einen Sprung zu versuchen.
    Ein anderer Vampir begann damit, die beiden verhutzelten Leichen zu zerbrechen. Sie waren so alt, dass die Knochen, spröde wie trockene Zweige, sofort nachgaben. Immer wieder knirschte und knackte es, als die Reste in einem Müllbeutel verschwanden. Ich sah zu und fühlte mich noch immer halb betäubt. Ein Zauber, der für mich bestimmt gewesen war, hatte die Magier getötet, aber das schien im Moment nicht wichtig zu sein. Es gelang dem Vampir, beide Leichen in einen Beutel zu stecken. Offenbar hatte er sich einen von guter Qualität besorgt: Das Ding beulte zwar aus, riss aber nicht.
    Plötzlich lief ein anderer Vampir schreiend über den Parkplatz – er hatte versucht, das Feuer des brennenden Pinto zu löschen, und dabei war er selbst in Brand geraten. Mircea verzog wie angeödet das Gesicht, ging aber los, um zu helfen. Wahrscheinlich hätte er das auch getan, wenn es nicht einer von seinen Leuten gewesen wäre. Er war Senator und musste sich an das inoffizielle Motto des Senats halten: Räum deine Sauerei auf.
    Ich fühlte ein kurzes Stechen im Handgelenk, wie einen Hinweis darauf, dass die schmerzstillende Wirkung von dem, was Mircea gemacht hatte, allmählich nachließ. Vielleicht hätte ich es zum Anlass nehmen sollen, mir ein Aspirin zu besorgen, aber ich rührte mich nicht, blieb sitzen und beobachtete die Szenen, die es nie ins Kino schaffen, weil sie nicht aufregend sind. Sie betreffen nur Leute, die ihren Job erledigen. Nach der Action wird das Feuer gelöscht, die Straße gefegt und den Familien erklärt, dass jemand nicht nach Hause kommt.
    Den letzten Teil allerdings konnte man sich in diesem Fall sparen. Niemand wusste, wer die dunklen Magier gewesen waren und woher sie stammten. Wenn der von mir erschossene Mann eine Familie hatte, so würde sie nichts erfahren und sich nur fragen, warum er nicht heimkehrte.
    Der Gedanke traf mich wie ein Pfeil, dessen sehr scharfe Spitze sich mir zwischen die Rippen bohrte. All die Teile von mir, über die ich nicht sprach und nicht nachdachte, bedrängten mich plötzlich, und für einen Moment sah ich eine andere Szene.
    Mac, ein Freund von Pritkin und für kurze Zeit auch von mir, hatte uns ins Feenland begleitet und war dort für mich gestorben. Ich hatte deshalb noch immer Albträume, in denen mir meine Phantasie surreale Bilder von ihm zeigte: die Hände an den Stamm eines Baums gepresst, dessen Rinde sich verflüssigte und zwischen seinen Fingern hervorquoll. Sie floss ihm über die Handgelenke und lähmte ihn, breitete sich auf seinem ganzen Körper aus, der schon nach kurzer Zeit

Weitere Kostenlose Bücher