Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)
Buhrufen quittiert wurde.
„Den hätte ich nicht durchgelassen“, behauptete Jinxy und reckte sich, sodass sie im Stehen vermutlich beinahe 1,60 Meter groß gewirkt hätte. Ich versuchte mir meine belatzhoste Freundin zwischen all den durchtrainierten Jungs da unten vorzustellen und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Meine Heiterkeit verflog allerdings rasch, als das Spiel voranschritt und die Situation für das Galilei-Team immer hoffnungsloser wurde. Das Ende des ersten Viertels nahte, und die Hawks hatten noch keinen einzigen Korb geworfen. Sogar mir fiel auf, dass die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Spielern einfach nicht funktionierte: Eric war nicht bereit, zu Rasmus zu passen oder von ihm den Ball anzunehmen, weshalb sich die beiden meistens im Alleingang abrackerten. Zu allem Überfluss begann Eric, seine Gegner derart penetrant zu blocken, dass der Schiedsrichter immer wieder in seine Trillerpfeife blies. Durch die Freiwürfe der gefoulten Gegner wurde der Spielstand natürlich nicht gerade rosiger.
Was hingegen eine zunehmend rötliche Färbung annahm, war Coach Rodriguez‘ Gesicht. Seine Rufe vom Spielfeldrand konnte man wirklich nicht als pädagogisch wertvoll bezeichnen – sie führten allerdings dazu, dass die ohnehin schon schweißgebadeten Spieler noch einen Zahn zulegten. Besonders Rasmus hatte es sich offenbar in den Kopf gesetzt, in der zweiten Spielhälfte aufzuholen, aber trotzdem mussten sich die Hawks mit 52:95 geschlagen geben.
„Puh!“, machte Jinxy mit einem Schaudern, nachdem die Mannschaften das Feld verlassen hatten. „Ich nehme alles zurück, das war ja grauenhaft.“ Sie hievte sich und ihre Riesenlatzhose von der Bank hoch und zog mich in Richtung Ausgang, doch kurz vor der Tür stoppte ich.
„Geh du ruhig schon nach Hause, ich will hier noch auf Rasmus warten. Ich glaube nicht, dass es für sein Team heute die übliche Pizza geben wird.“
Jinxy knuffte mich freundschaftlich in die Seite, und ich bog zu den Umkleideräumen ab. Als ich die halb offenstehende Tür erreicht hatte, wurde mir klar, wie richtig ich mit meiner Vermutung lag: Coach Rodriguez war gerade dabei, das Team nach Strich und Faden fertigzumachen.
„Was war denn das für ein jämmerliches Schauspiel da draußen? Ihr habt verdammt nochmal gespielt wie dressierte Affen … nein, das kann ich so nicht sagen, weil die verdammten Affen das Ding mehr gerockt hätten als ihr! – Was ist eigentlich mit dir los, Superboy?“, wandte er sich nun direkt an Rasmus. „Wohl schlecht geschlafen, ha?“
Rasmus hob die Schultern, was den Coach nur noch mehr in Rage versetzte.
„Deine Nachtruhe ist mir scheißegal! Gerade du solltest doch eigentlich keinen Schönheitsschlaf mehr brauchen, oder?“
Eric kicherte, woraufhin der Trainer zu ihm herumfuhr. „Und du hast wirklich keinen Grund zum Lachen, Mr. Wenn-ich-nicht-weiterweiß-begehe-ich-halt-ein-paar-Fouls ! Ohne Superboy hätten sie heute Abend den Boden mit euch gewischt, ist das klar? Also noch mehr, als sie es sowieso schon getan haben. Das war eine verdammt schwache Leistung, und zwar von euch allen!“
Die Tür flog auf, und der Trainer stampfte wie ein wütendes Rhinozeros auf den Flur. Dabei nahm er mich überhaupt nicht wahr, doch Rasmus entdeckte mich sofort.
„Hey!“ Er schnappte seine Sporttasche und kam zu mir herüber. „War es sehr grausam mit anzusehen?“
„Nur so wie jedes andere Basketballspiel auch“, versuchte ich zu witzeln, aber Rasmus schien für Scherze zu erschöpft zu sein. Er umwickelte seinen Hals mit dem grobgestrickten Schal, der neuerdings sein ständiger Begleiter war, und zog den Reißverschluss seiner grauen Jacke zu. „Dann lass uns hier verschwinden, ehe der Coach noch mit mir zu flirten beginnt.“
Hand in Hand gingen wir aus dem Nebengebäude der Schule und zum Parkplatz, der sich schon fast vollständig geleert hatte.
„Ich finde die Reaktion von Rodriguez total überzogen“, meinte ich, während wir auf Rasmus‘ Schrottkarre ganz am anderen Ende des Platzes zusteuerten. „Du bist doch immer noch überdurchschnittlich schnell.“
„Allerdings nicht übermenschlich.“
„Schon, aber das kann er nicht von dir ver…“ Weiter kam ich nicht, weil eine vermummte Gestalt hinter einem Wagen hervortrat und mich zu Tode erschreckte.
„Herrgott, Lily, es ist wirklich keine Art, jedes Mal zur Begrüßung so herumzukreischen“, sagte Sam.
„Du“, zischte ich, sobald ich mich von meinem Schock
Weitere Kostenlose Bücher