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Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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reicht’s, ich hau ab“, schnaufte sie, immer noch etwas außer Atem. „Lily, pass bloß auf dich auf. Und wir reden dann morgen, ja?“ Sogar noch etwas schneller, als sie gekommen war, flitzte sie nach draußen.
    „Danke, dass du meiner Freundin Angst einjagst“, sagte ich spitz.
    „Ja, sorry“, antwortete Sam, der echt durch den Wind sein musste, wenn ihm eine ernsthafte Entschuldigung über die Lippen kam. „Aber mich macht das gerade einfach fertig. Könntest du mit mir ein paar Runden um die Wette laufen, nur so zur Probe?“
    „Das kann ich ganz gewiss nicht. Hör mal, Sam, ich bin müde. Wieso fährst du nicht zu deiner Jugendherberge und überredest dort ein paar Mädchen, sich im wahrsten Sinne des Wortes von dir abschleppen zu lassen?“
    Was als sarkastische Bemerkung gedacht gewesen war, schien auf Sam wie ein vernünftiger Vorschlag zu wirken. „Na schön. Unterwegs besorge ich mir am besten noch Pflaster. Und Jod. Und eine Tetanusspritze. Wenn ich nur daran denke, was man sich als Mensch so alles einfangen kann …“ Wie ein gebrochener Mann schlurfte er aus dem Wohnzimmer. Ich hörte ihn noch „Wundbrand“ nuscheln und irgendetwas, das vage nach „Lepra“ klang, bevor er verschwand.
    Kopfschüttelnd starrte ich noch einen Moment lang in Richtung Flur, dann ließ ich mich erschöpft aufs Sofa zurückfallen. Gerade war ich wieder am Eindösen, als mein Handy auf dem Couchtisch vibrierte. Ich streckte ächzend einen Arm danach aus – und war augenblicklich hellwach, als ich den Namen auf dem Display sah.
    „Ja?“
    „Hey, Kleines.“
    „Hallo“, sagte ich kehlig und musste schlucken.
    „Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass wir gut heimgekommen sind, und – danke für das, was du mit meinem Apartment gemacht hast.“
    „Sag ihr, die Kekse sind echt lecker!“, drang Serafinas Stimme aus dem Hintergrund. Dann murmelte Rasmus etwas, das ich nicht verstehen konnte, und ich hörte eine Tür schlagen. Anscheinend war er mit dem Handy nach draußen gegangen.
    „Hey, bist du noch dran?“
    „Sicher.“ Ich richtete mich auf und zog die Knie eng an meinen Körper.
    „Und? Gibt’s was Neues bei euch?“
    Ich wollte schon antworten, als Sams Stimme in meinem Gedächtnis widerhallte: Wenn Raziel das erfährt, rastet er aus. Natürlich musste ich ihm bald von unserer Enttäuschung mit dem Buch erzählen, aber wenigstens heute konnte ich ihm noch ein bisschen Ruhe gönnen. Also sagte ich mit gespielter Beiläufigkeit: „Sam ist jetzt verwundbar.“
    „Im Ernst? Erinnere mich daran, dass ich ihm eine reinhaue, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.“
    „Stell dich hinten an.“
    Rasmus lachte. „Also“, sagte er danach ein bisschen zögernd, „jedenfalls wollte ich mich bei dir bedanken. Ich glaube, ich kann echt froh sein, dass ich dich hab.“
    In meinen Ohren begann es zu rauschen, und das lag ganz bestimmt nicht am Empfang. „Das glaube ich auch“, brachte ich hervor. Dann meldete sich nach einer kurzen Verschnaufpause mein Verstand zurück. „Ähm, ich meine – du weißt schon, ich glaube, dass ich froh sein kann, dass ich dich … “
    „Lily“, sagte Rasmus, und ich konnte sein Grinsen hören, „schlaf gut.“
    Gleich danach klickte es in der Leitung.
    Ich presste meine Hand auf die Stelle unter meinen Schlüsselbeinen, wo ich ein Flattern spürte – fast, als ob etwas aus mir herausbrechen wollte. Warum war ich nur so unglaublich dämlich? Wieso konnte ich nicht antworten wie ein ganz normaler Mensch?
    Jammernd vergrub ich das Gesicht in einem Sofakissen und blieb in unveränderter Haltung liegen, bis meine Eltern nach Hause kamen. Sie waren völlig geschafft von ihrer Reise, und meine Mutter fragte mich etwas neidisch, ob ich während ihrer Abwesenheit eine schöne, gemütliche Zeit gehabt hätte. Anschließend warf sie meinem Vater einen Blick zu, der wohl bedeutete: „Unsere Tochter wird ein wenig wunderlich“ – weil ich in trockenes Gelächter ausbrach.
     
    ***
     
    „Süße“, posaunte Jinxy, „ich hab Wahnsinnsneuigkeiten für dich.“
    „Ich auch für Sie: Der Unterricht hat begonnen.“ Professor Scotts strenger Tonfall ließ meine Freundin tatsächlich verstummen. Wie vor jeder ersten Schulstunde nach dem Wochenende war das Klassenzimmer von besonders lautem Stimmengewirr erfüllt gewesen, aber unser Englischlehrer sorgte mühelos für Ordnung. Resolut eröffnete er seinen Vortrag über Jane Eyre , dem ich trotz meiner Sorgen gespannt lauschte. Ich

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