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Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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so viel stand fest. Trotzdem erkannte man ihr Heim schon von Weitem – nur hier hing neben dem Eingang ein klimperndes Windspiel, ein Pentagramm prangte an der Tür, und außerdem war am Zaun des Vorgartens ein handförmiges Schild mit ihrem Namen befestigt.
    Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich das Symbol anstelle des „D“s wiedersah. „Sollen wir einfach reingehen, was meint ihr?“, fragte ich gedämpft und nickte zu der Gartenpforte, die nur mit einer Drahtschlinge verschlossen war. Sam riss sie ohne zu zögern auf, marschierte über den kurzen Steinplattenweg und hämmerte dann an die Haustür. Wie auf Kommando hielten wir alle den Atem an, aber nichts rührte sich.
    „Man möchte meinen, sie hätte vorhergesehen, dass sie heute Besuch bekommt“, spottete Sam.
    Jinxy schüttelte ärgerlich den Kopf. „So funktioniert das doch nicht!“
    „Ach ja, aber generell funktioniert es schon?“
    „Seid mal kurz ruhig“, unterbrach Serafina den sich anbahnenden Streit. „Ich glaube, ich hör‘ was.“
    Wir verharrten wieder alle regungslos. Die ballspielenden Kinder waren inzwischen verschwunden, und es hatte sich eine so vollkommene Ruhe über die Siedlung gelegt, dass es schon fast unheimlich wirkte.
    Plötzlich ertönte ein Rumpeln hinter der Tür, das mich zusammenfahren ließ. „Weissagungen erst ab sechzehn Uhr!“, drang es ungehalten zu uns nach draußen.
    „Wieso?“, fragte Sam laut. „Sind die Geister, die Sie anzurufen pflegen, etwa Morgenmuffel?“
    Abermals krachte es, und die kleine Messingklappe in der Tür flog auf. Ein Paar wasserblauer Augen wurde dahinter sichtbar. „Ihr seid ja Kinder!“, stellte die raue Stimme fest, und es klang beinahe vorwurfsvoll.
    „Bald nicht mehr, wenn Sie uns noch lange hier herumstehen lassen“, erwiderte Sam, der seine Sterblichkeit immer noch nicht ganz verkraftet hatte. Ich für meinen Teil fand es merkwürdig, so betitelt zu werden, aber vermutlich wirkten wir wegen des großen Altersunterschieds jünger auf die Wahrsagerin: Zahllose Runzeln umrahmten ihre Augen, und am Rand der Öffnung waren auch ein paar weiße Haarsträhnen zu erkennen.
    „Geht nach Hause. Es gibt hier nichts für euch zu holen!“ Die Messingklappe begann sich zu schließen, da nahm ich Rasmus das Buch aus der Hand und trat vor.
    „Bitte warten Sie! Wir sind gar nicht wegen einer Weissagung hier. Verraten Sie uns nur, ob Sie das hier lesen können …?“ Ich hielt das Buch an die Luke.
    Hinter der Tür blieb es still. Hilflos drehte ich mich zu Rasmus um, der bloß mit den Schultern zuckte. Serafina machte bereits Anstalten zu gehen, da erklang ein Rasseln, so als würden mehrere Ketten gelöst. Gleich danach schwang die Tür auf und gab den Blick auf die Wahrsagerin frei. Sie war großgewachsen und schlank, nicht hager, wie man es bei ihrem Alter erwartet hätte. Obwohl ihre Haut so aussah wie zerknittertes Pergament, konnte man noch gut ihre hohen Wangenknochen erkennen, die geschwungenen Lippen und dass sie früher einmal schön gewesen war. Allerdings machte sie auch einen leicht verwahrlosten Eindruck – aus ihrem weißen Zopf hatten sich mehrere Strähnen befreit, die wirr um ihr Gesicht hingen, und der Saum ihres Kleides war ausgefranst. Außerdem trug sie keine Schuhe.
    „Wo hast du das her, Mädchen?“, fragte sie, die ungewöhnlich hellen Augen auf das Buch gerichtet. Ihr Tonfall brachte mich dazu, meine Arme zu senken und einen Schritt zurückzutreten. Jetzt erst sah ich, dass sie eine grellgelbe Dose mit schwarzer Aufschrift in einer Hand hielt, bereit, den Auslöser zu drücken. Als sie meinen Blick bemerkte, schob sie das Pfefferspray – denn nichts anderes konnte es sein – in eine Tasche ihres Kleides. „Es gibt Leute, die es gar nicht gerne sehen, dass ich hier bin“, erklärte sie, und in ihrer Stimme schwang tatsächlich Panik mit.
    „Tarot-Trudi und der Handlesende Henk, was? Tja, die Konkurrenz schläft nicht!“, sagte Sam, dann wandte er sich zu uns. „ Wow“ , formte er mit den Lippen, die Augen höhnisch verdreht.
    „Hör schon auf“, zischte ich, obwohl ich ihm insgeheim Recht geben musste: Dina schien nicht nur etwas kauzig zu sein, sondern total verrückt. Jetzt streckte sie ihre dünnen Finger in meine Richtung, und kurz sah es so aus, als wollte sie mir das Buch mit Gewalt entwenden.
    „Ich habe dich was gefragt“, beharrte sie stattdessen. „Wie bist du an dieses Schriftstück gekommen?“
    „Das ist eine lange Geschichte,

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