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Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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Sache übelnehmen“, versicherte sie mir, während sie Strähne um Strähne miteinander verband. „Und kein Mädchen ließe sich einen Mann wie Raziel freiwillig entgehen.“
    Obwohl sie nicht direkt ausgesprochen hatte, dass sie mich für eine Lügnerin hielt, traf mich die Anschuldigung wie ein Schlag ins Gesicht. „Ich habe ihn nie dazu überredet, für immer hier zu bleiben, wirklich nicht!“, entgegnete ich heftig. „Das ist es, was er selbst möchte! Weil er mich liebt!“ Sofort merkte ich, wie hohl und künstlich das klang. Wie etwas aus einem seichten Hollywoodfilm, den man gleich nach dem Abschalten wieder vergisst.
    „Natürlich tut er das“, meinte Serafina ohne auch nur einen Anflug von Spott. „Das ist die Art, wie Raziel empfindet – schnell, leidenschaftlich, kompromisslos. So war es schon damals mit Sophie. Er würde bereitwillig das Himmelreich aufgeben für ein Mädchen, dem sein Herz gehört. Aber ich frage mich bloß … ob ein zufriedenes Menschenleben ausreicht, um ihn für all seine Verluste zu entschädigen.“
    Während sie sprach, hatte sich meine Brust immer enger zusammengezogen, und nun bekam ich kaum noch Luft. Verzweifelt suchte ich nach einer Erwiderung, mit der ich die Schuld von mir weisen konnte. Ich wollte ihr sagen, dass ich nicht einfach ein Ersatz für Sophie war, dass ich alles tun würde, um Rasmus genauso glücklich zu machen wie er mich, aber dass es nicht allein in meiner Verantwortung lag, ihn festzuhalten oder fortzuschicken – doch als ich zu einer Antwort ansetzte, huschte Serafinas Blick an mir vorbei. Ich drehte mich hastig um und bemerkte Rasmus, der am Eingang der Lobby stand, eine Falte vom Kissen quer über der Wange.
    „Ach, hier bist du. Ich hab mir schon …“ Er stockte und sah stirnrunzelnd von Serafina zu mir. „Ist irgendwas?“
    Mit einer fließenden Bewegung erhob sich Serafina von ihrem Stuhl. „Nur ein kleines Gespräch unter Frauen“, erklärte sie, so als hätten wir gerade Blutschwesternschaft geschlossen. Sie ging in Richtung Flur, hielt aber vor Rasmus an, um ihm einen Kuss direkt auf den Polsterabdruck zu geben. „Schlaft gut, ihr beiden. Und Lily? Ich will nur, dass du darüber nachdenkst, das ist alles. Du hast mehr Einfluss, als du glaubst.“ Damit verschwand sie in ihrem Zimmer.
    „Soll ich fragen, worum es da eben ging?“, erkundigte sich Rasmus, aber als ich nicht reagierte, lachte er. „Schon gut, ich muss nicht alles wissen. Kommst du?“
    Er streckte die Hand nach mir aus, und ich verschränkte stumm meine Finger mit seinen. Plötzlich war das Gefühl, jederzeit in Tränen ausbrechen zu können, wieder da – doch nun war nichts Schönes mehr daran.
     
    ***
     
    Am nächsten Morgen brachen wir früh auf. Es war sehr still im Auto: Jinxy hatte ihren Zoff mit Sam vorübergehend eingestellt, um sich ihrem unerschöpflichen Proviant zu widmen, und die anderen schienen noch nicht ganz wach zu sein. Was mich anging, so hatte ich die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan. Die Müdigkeit ließ mich frösteln, und als Rasmus das bemerkte, legte er mir einen Arm um die Schultern. Obwohl sich seine Wärme tröstlich anfühlte, war sie nur ein schwacher Ersatz für alles, was ich ihm gerne gesagt und von ihm gehört hätte. Gleich nach dem Aufwachen hatten Sam und Jinxy unser Zimmer gestürmt (taktvoll, wie die beiden nun mal waren), sodass uns keine Zeit mehr geblieben war, unter vier Augen miteinander zu sprechen. Dabei wünschte ich mir seit dem Zusammentreffen mit Serafina nichts sehnlicher als irgendeine Art von Bestätigung – ihre Worte brannten noch in mir wie präzise ausgesandte Giftpfeile. Immer wieder schaute ich zu Rasmus hoch, um mich davon zu überzeugen, dass sich sein Zustand nicht verschlechtert hatte. Er lächelte mich jedes Mal entspannt an, aber mir kam es so vor, als wären die Schatten unter seinen Wangenknochen tiefer, sein Gesicht noch etwas schmaler geworden. Zwar versuchte ich mir einzureden, dass das blasse Morgenlicht meinen Augen einen Streich spielte, aber die Sorgen ließen sich nicht vertreiben.
    Nach knapp zweistündiger Fahrt hatten wir unser Ziel erreicht: eine Siedlung, die sich an den äußersten Rand einer Stadt drängte. Die Häuser waren baufällig, und bei einigen hatte man sogar die Fenster mit Brettern vernagelt. Ein paar Kinder in verschlissenen Jogginghosen spielten mitten auf der Straße Ball, ansonsten wirkte alles wie ausgestorben. Laufkundschaft hatte die Wahrsagerin hier nicht,

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