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Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Titel: Fuer immer zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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genau.“
    Ich stöhnte, aber mir war klar, dass ich diese Diskussion nicht gewinnen konnte. Um Jinxy von einer fixen Idee abzubringen, brauchte es mindestens einen Bulldozer und einen Eimer voll Schokomousse. Vor allem benötigte man dafür jede Menge Zeit, die ich nicht hatte.
    „Na schön! Sehen wir zu, dass wir wieder ein Taxi kriegen“, sagte ich resigniert, und schon war Jinxy zur Tür draußen.
     
    ***
     
    Als wir erneut vor dem grauen Betonklotz standen, war die Sonne längst untergegangen. Dichte Wolkenfetzen trieben über den Mond, sodass sich milchiges Licht und Finsternis abwechselten und unsere Schatten zu flackern schienen. Ansonsten ging nur ein wenig Helligkeit von einer entfernten Straßenlaterne aus; die Fenster des Gebäudes, auch die der Hausmeisterwohnung, waren dunkel. Bei dem Gedanken daran, dass hinter einem dieser schwarzen Quadrate Rasmus eingeschlossen war, wollte sich mir der Magen umdrehen. Ich konzentrierte mich darauf, tief zu atmen, damit ich einen klaren Kopf behielt.
    Vorsichtig, um diesmal keine der leeren Bierdosen ins Rollen zu bringen, stieg ich erneut die Stufen zum Haupteingang hoch. Ich drückte gegen den Türgriff, erst zaghaft, dann legte ich mein ganzes Körpergewicht hinein, aber da bewegte sich gar nichts: Wie ich befürchtet hatte, war die Tür verschlossen.
    Jinxy hüpfte voller Tatendrang die Treppe hinauf. „Ich habe mir schon gedacht, dass du mich brauchen wirst, wenn mehr Gewalt als Grips erforderlich ist!“ Sie hob ihren Doc-Martens-bewehrten Fuß und trat mit der Stahlkappe genau dorthin, wo die spinnwebartigen Risse im Glas zu einem kleinen Loch zusammenliefen. Mit einem durchdringenden Klirren zerbrach die Scheibe. Danach herrschte erst einmal Totenstille, bis uns das ferne Brummen eines Motorrads aus unserer Starre erlöste.
    „Aber dass das so einen Lärm machen würde, habe ich nicht gedacht“, sagte Jinxy etwas kleinlaut.
    Ich lauschte noch einige Sekunden lang, dann zog ich den Jackenärmel über meine rechte Hand und drückte vorsichtig die Überreste des Glases aus dem Rahmen. „Scheint niemand gehört zu haben, und immerhin kann ich jetzt hinein.“
    Jinxy hatte sich neben mich auf den mit Scherben übersäten Boden gehockt. „Was ist mit mir? Du hast versprochen, dass ich dir helfen darf!“
    „Du hilfst mir am besten, indem du dich auf der anderen Straßenseite versteckst und die Hausmeisterwohnung im Auge behältst. Sobald Serafina ankommt, schreibst du mir eine SMS, okay? Dann weiß ich, dass ich so schnell wie möglich da raus muss.“
    Unwillig verzog Jinxy das Gesicht, aber sie schien einzusehen, dass eine Wache notwendig war. Anstatt zu protestieren, wisperte sie nur: „Pass auf dich auf, ja?“
    Ich würgte den Kloß herunter, der sich in meiner Kehle gebildet hatte, und nickte ihr zu. Bevor mich der Mut verlassen konnte, duckte ich mich, um auf Händen und Knien durch das klaffende Loch in der Scheibe zu kriechen. Hinter mir hörte ich das Trappeln von Jinxys Füßen, als sie wieder die Stufen hinuntersprang.
    Die Einsamkeit legte sich wie ein Gewicht auf meine Schultern. Noch nie hatte ich die Laute meines eigenen Körpers so deutlich wahrgenommen – das Rauschen in meinen Ohren, das dumpfe Hämmern meines Herzens. Obwohl durch die Glastür genug Mondlicht hereinfiel, um ein gewöhnliches Foyer mit Pförtnerloge erkennen zu lassen, sträubte sich alles in mir dagegen, weiter vorzudringen. Ich setzte mich erst in Bewegung, als ich nur wenige Schritte von der Tür entfernt ein kleines orangefarbenes Licht glimmen sah. Ein Schalter? So geräuschlos, wie die Sohlen meiner Turnschuhe es erlaubten, schlich ich darauf zu und legte einen Finger auf das hervorstehende Stück Plastik. Volltreffer: Nach einem leichten Druck flammten die Deckenlampen auf und tauchten den Raum in unerwartete Helligkeit, die mich die Augen zusammenkneifen ließ. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass der Strom hier noch angestellt war.
    Etwas beherzter ging ich an der Pförtnerloge vorbei und steuerte auf einen breiten Flur zu, der von der Eingangshalle zu den einzelnen Büros führte. Wer auch immer für die Räumung dieses Gebäudes verantwortlich gewesen war, hatte seinen Job offenbar nicht sehr ernst genommen: Am Anfang des Flurs hing eine Pinnwand, die mit verblichenen Zetteln übersät war, und als ich die erste Tür aufstieß, sah ich im Halbdunkel die Silhouetten von Schreibtischen und Stühlen. In einer Ecke stand sogar eine vertrocknete

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