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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Reaktionären leider nicht möglich. Nicht mal, wenn es vegetarische Vampire gäbe.«
    »Unsinn«, sagte Lakritze. »Sie sind nur betrunken. Meine Schuld!Ich hätte wissen sollen, dass ihr jungen Leute überhaupt nichts vertragt.« In ihrem Büro drückte sie mich erneut auf einen Stuhl und begann, Heftromane mit Fledermäusen und fiesen Fratzen auf dem Cover in eine Jute-Tasche zu packen. Ich sah ihr dabei zu, baumelte mit den Beinen und überlegte, ob ich mich vielleicht übergeben musste. Wenn, dann hatte ich schlechte Karten: Der Papierkorb war einer von diesen Metalldingern mit lauter Löchern drin.
    Während ich ihn anstarrte, überlegte ich, was dieser Adrian wohl von mir denken musste. Ich hatte mich nicht gerade besonders vorbildlich oder geistreich verhalten. Da traf man endlich mal einen gutaussehenden Mann und war voll wie eine Strandhaubitze.
    Wer oder was war eigentlich eine Strandhaubitze? Und warum war sie immer betrunken? Ich musste das dringend mal im Internet recherchieren.
    Jemand betrat ohne anzuklopfen den Raum.
    Es war eine dunkelhaarige Frau, ganz in Schwarz gekleidet, mit auffallend weißer Gesichtsfarbe.
    »Die Vampir-Lady«, flüsterte ich. Es stimmte also: Sie konnten sich auch bei Tageslicht frei bewegen, ohne zu Staub zu zerfallen.
    Die Vampir-Lady beachtete mich gar nicht. »Ich habe gerade von der Personalabteilung erfahren, dass Frau, äh, Dingsbums gleich für zwei Monate krankgeschrieben wurde, diese hypochondrische Zimtzicke«, sagte sie. »Also werden Sie die, äh, Dingsda-Reihe betreuen, Frau, äh, Dingenskirchen.«
    »Krietze«, sagte Lakritze. »Das habe ich mir schon gedacht und bereits damit angefangen. Darf ich Ihnen bei dieser Gelegenheit gleich einmal eine unserer neuen Ronina -Autorinnen vorstellen? Das ist Gerri Thaler, Gerri, das ist Marianne Schneider, die Programmleiterin von Aurora.«
    »Oh! Die Programmleiterin«, sagte ich und streckte der Vampir-Lady voller Interesse die Hand hin. Das also war der Typ Frau, auf den dieser Adrian stand. Fehlten nur noch die spitzen Eckzähne. »Nett, Sie kennen zu lernen. Wissen Sie vielleicht, was eine Strandhaubitze ist?«
    »Ein Vogel, würde ich sagen«, sagte die Programmleiterin, berührte kurz meine Hand, ließ sie aber sofort wieder los. Obwohl ihre weiße Haut außergewöhnlich faltenfrei war, schätzte ich sie auf Ende dreißig, Anfang vierzig. Dieser Adrian stand also auf ältere Frauen, interessant, interessant. »Oder eine Abdeckhaube für Strandkörbe. Was spielen wir denn hier: Wer wird Millionär während der Arbeitszeit?«
    »Ich wollte es nur aus Recherchegründen wissen«, sagte ich eingeschüchtert. Dumme Pute. Eine Abdeckhaube für Strandkörbe. Dass ich nicht lachte.
    Die Vampir-Lady wandte sich wieder Lakritze zu. »Kommen Sie mir nicht auf die Idee, sich auch noch krankschreiben zu lassen, Frau, äh, Dingenskirchen, dieser Schuss geht nämlich nach hinten los, sagen Sie mal, sind das Sektflaschen? Sie veranstalten hier doch keine Trinkgelage während der Arbeit, Frau, äh, Dingsbums?«
    »Krietze«, sagte Lakritze gelassen. »Nein. Die Flaschen benutze ich als Blumenvasen.«
    »Gut! Denn auch wenn Sie hier seit hundert Jahren arbeiten, heißt das noch lange nicht, dass Sie auch für die nächsten hundert Jahre unkündbar sind. Das können Sie auch gerne Ihren scheintoten Kollegen und Kolleginnen weitersagen, die sich hier in Arbeitsverweigerung üben«, sagte die Frau, drehte sich auf dem Absatz ihrer schwarzen Vampir-Stilettos um und verließ das Büro genauso grußlos, wie sie es betreten hatte.
    »Uuu, die will sich bestimmt zur beliebtesten Vorgesetzten des Jahres wählen lassen«, sagte ich.
    »Das ist wirklich eine selten blöde Kuh«, sagte Lakritze, zum ersten Mal heute deutlich verärgert. »Ich weiß nicht, was der Junge an der findet.«
    »Wahrscheinlich steht der auf SM«, sagte ich. »Und auf Taillen, so schmal wie mein Hals. Dass die dabei trotzdem noch Körbchengröße C hat – manchen Menschen wird einfach alles geschenkt.«
    »Alles unecht«, sagte Lakritze. »Silikon in der Brust, Botox in der Stirn, und die Zähne sind auch komplett überkront. Aber wir dürfenuns von dieser Person nicht aus dem Konzept bringen lassen.« Sie reichte mir einen Schnellhefter. » Ronina – Abenteuer einer Vampir-Lady. Bitteschön. Das ist nun unser beider düstere Zukunft.«
    Ich starrte eine Weile darauf.
    »Das ist ja unerhört«, sagte ich. »Unsere Norina ist von dieser Vampir-Lady transformiert worden,

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