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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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von Normalsterblichen optisch nicht zu unterscheiden. Ihre Geschichte geht weit zurück und hängt eng zusammen mit der der Elfen und Feen und anderer Wesen der magischen Welt, wobei man hier die Unterscheidung in Licht- und Dunkelvölker kennt. Weder Vampire noch Werwölfe sind grundsätzlich böse Wesen, auch wenn es leider unter ihnen einige Ausnahmen gibt.« Er machte eine Pause und sah mich erwartungsvoll an.
    Ich kämpfte ernsthaft gegen den Drang, über den Schreibtisch zu langen, den Mann beim Kragen zu packen und zu schütteln. »Hömma, du, Grünauge, ich materialisiere dich gleich auch in der Zwischenwelt, wenn du nicht mit dem dämlichen Gequatsche aufhörst!« Aber dafür hätte ich das stützende Regal in meinem Rücken verlassen müssen und wäre vermutlich bäuchlings auf den Schreibtisch gekippt.
    »Natürlich wird nicht jeder zum Vampir, der von einem Vampir gebissen wird«, setzte Adrian noch hinzu. »Eine Transformation ist eine weitaus kompliziertere Angelegenheit. In Särgen schläft im Übrigen auch keiner, das sind alles Fantasien von Film und Fernsehen.«
    »Aha«, sagte ich. »Und das, was Sie mir hier erzählen, sind nackte Tatsachen, oder was?«
    »Äh, ja«, sagte Adrian und wurde ein wenig rot. »Das sind die Hintergründe, die wir für unsere Vampir-Lady-Reihe recherchiert haben. Vampire sind absolut im Kommen, sie sind gruselig, übersinnlich und erotisch, genau, was unser Publikum will.«
    »Was daran erotisch ist, habe ich wohl nicht mitbekommen«, sagte ich. »Das ist doch der größte Schei…«
    »Ist das mit dem Knoblauch auch eine Fantasie von Film und Fernsehen, oder hilft er wirklich?«, fiel mir Lakritze ins Wort.
    »Nein«, sagte Adrian. »Nur wenn er mithilfe von Magie in ein Schutzamulett eingearbeitet wird.«
    »Jetzt reicht’s aber«, sagte ich, ehrlich aufgebracht. »Schutzomelette, ich glaub, es hackt!«
    »Das ist ja alles hochinteressant«, sagte Lakritze. »Kommen Sie, Gerri, wir wollen Herrn Adrian nun nicht länger stören.«
    »Wie schnell können Sie ein Exposé schreiben?«, fragte Adrian.
    »Über eine asiatische Kampfsportarten ausübende, blutsaugende Person und ihre erotischen Abenteuer in der Zwischenwelt?«, fragte ich. »Mit Sicherheit nie …«
    »Nicht vor nächsten Freitag«, fiel Lakritze mir wieder ins Wort und zog mich am Ellenbogen hinaus in den Flur. »Frau Thaler ist ein Profi, sie wird sich blitzschnell in die neue Materie einarbeiten.«
    »Dann freue ich mich schon auf Ihre Ideen«, sagte Adrian. »War nett, Sie kennen gelernt zu haben.«
    »Sie mich auch«, sagte ich, aber da hatte Lakritze schon die Tür hinter uns geschlossen.
    Damit war also meine letzte Bastion gegen die Depression gefallen. Mein Job, das einzige Licht, das in meinem Leben geleuchtet hatte, war futsch. Ernsthaften Selbstmordabsichten stand nun nichtsmehr im Weg. Wenn ich tot war, würden sie vielleicht alle endlich begreifen, dass jeder Mensch nur ein begrenztes Leidenskontingent aufzuweisen hatte.
    Meins war hiermit endgültig erschöpft.
    ***
    Ich wollte nur noch nach Hause und in Ruhe im Internet nach der besten Selbstmordmethode suchen. Einer möglichst unblutigen.
    »Lief doch gar nicht so schlecht«, sagte Lakritze. »Wenn der Junge über Vampire reden darf, ist er immer ganz glücklich. Er kennt sich da aus, den Pilot zu Vampir-Lady Ronina hat er höchst persönlich geschrieben.«
    »Nie im Leben schreibe ich so einen Müll!«, sagte ich. »Ich gehe da jetzt wieder rein und sag ihm, er soll sich schleunigst ein Knoblauchschutzomelette backen, sonst beiße ich ihn höchstpersönlich in den Hals« – die Vorstellung brachte mich vorübergehend aus dem Konzept, deshalb vollendete ich den Satz etwas lahm: »Und dann, äh, gehe ich nach Hause …«
    »Nicht so voreilig«, sagte Lakritze. »Erst einmal wäre es doch eine Möglichkeit, den finanziellen Engpass zu überbrücken. Man muss nehmen, was man kriegen kann. Zumindest, wenn es um die Arbeit geht. Im Privatleben gilt diese Regel nicht, aber heutzutage kann man sich erst erlauben, ein Angebot abzulehnen, wenn man ein besseres hat. Also werden Sie diese Vampirromane schreiben.«
    »Was? Aber ich kann so was gar nicht«, sagte ich. »Ich habe kein Wort von dem verstanden, was er mir über Zwischenwelten und Transvestitenwerwölfe erzählt hat.«
    »Natürlich können Sie das«, sagte Lakritze. »Sie müssen sich nur in die Materie einarbeiten.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist mir als notorisch deprimierter

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