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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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schicken, und da war sie hoch erfreut.
    »Schnell und zuverlässig wie immer! Und ich dachte schon, Sie würden mich hängen lassen«, sagte sie. »Ohne Sie wäre ich nämlich wirklich aufgeschmissen. Die Manuskripte, die ich bisher vorliegen habe, sind grauenhaft. Es scheint unmöglich zu sein, auf etwas höherem Niveau Blut saugen zu lassen.«
    Lakritze stand nicht auf der Liste derjenigen, die einen Abschiedsbrief von mir bekommen würden. Ich konnte ja schließlich nicht allen schreiben. Deshalb (und weil ich gerade aus Trainingsgründen zwei Gläser Wodka mit Orangensaft getrunken hatte), nutzte ich die Gelegenheit und sagte: »Sie sind mir sehr, sehr sympathisch, Lakritze. Und ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute.«
    Lakritze nahm meinen Gefühlsausbruch ziemlich gelassen: »Also, Sie sind mir auch sehr, sehr sympathisch, Gerri. Es ist mir eine Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
    Ach, wie nett! Beinahe wären mir vor Rührung die Tränen gekommen. »Auf Wiedersehen in einer besseren Welt«, sagte ich feierlich.
    »Ja«, sagte Lakritze. »Daran wollen wir arbeiten.«
    Auch meine Mutter rief an, und ich war sicher, wenn sie gewusst hätte, dass dies das letzte Mal war, dass sie mit mir sprach, hätte sie sicher andere Dinge gesagt.
    »Ich wollte nur kurz fragen, was du an Alexas Silberhochzeit anziehen willst, Kind«, sagte sie.
    »Tja, puh …«
    »Bitte nicht schon wieder diesen uralten Samtblazer. Du kannst dir für diese Gelegenheit ruhig mal etwas Neues kaufen. Die Hanna, du weißt schon, die Hanna vom Klaus, Klaus Köhler, die hatte neulich auf Annemaries Sechzigstem einen sehr schicken Hosenanzug an. Mit einer Weste unter dem Blazer. So etwas würde dir auch stehen. Ich könnte die Annemarie fragen, ob sie die Hanna fragt, wo sie den gekauft hat, dann könnten wir zusammen losziehen und auch so einen für dich kaufen.«
    »Ich, äh, habe mir bereits ein sehr schönes rotes Kleid gekauft«, sagte ich. »Und passende Schuhe dazu.«
    Meine Mutter schwieg ein paar Sekunden offenkundig verblüfft. Dann sagte sie: »Rot? Muss das denn sein? Rot ist so auffällig. Das können auch nur die wenigsten tragen. Ich dachte mehr an ein schönes Beige. Der Hosenanzug von der Hanna war beige.«
    »Das Kleid ist sehr hübsch, Mama. Es steht mir ausgezeichnet. Das hat sogar die Verkäuferin gesagt.«
    »Ach, die sagen doch alles, um ihre Ladenhüter loszuwerden. Weißt du nicht, dass die Prozente bekommen? Wie wäre es denn, wenn du dir was Hübsches von deinen Schwestern leihst, hm?«
    »Du meinst, so einen Laura-Ashley-Kittel von Tine, oder ein schwarzes Kostüm von Lulu? Nein, Mama, das Kleid ist toll, du wirst sehen. Es hat vierhundertdreißig Euro gekostet.«
    »Vierunddreißig Euro? Das sieht dir ähnlich, du sparst immer am falschen Ende, ich sehe das billige Fähnchen schon vor mir …«
    »Vierhundertdreißig«, sagte ich. »Und es war von achthundert runtergesetzt.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte meine Mutter. »Das sagst du jetzt nur so.«
    Ich seufzte.
    »Ich meine es doch nur gut, Riluge«, sagte meine Mutter. »Du wirst dich auch selber besser fühlen, wenn du gut angezogen bist. Sonst heißt es am Ende, kein Wunder, dass meine Jüngste keinen Mann abkriegt, so wie die sich gehen lässt.«
    Ich seufzte noch einmal.
    »Weißt du, dass in der Verwandtschaft bereits das Gerücht herumgeht, du seiest nicht ganz – na, normal?«, fragte meine Mutter.
    »Wie bitte, was?«
    »Eben nicht normal«, sagte meine Mutter. »Du weißt schon, anders .«
    »Anders als was?«
    »Ach, jetzt stell dich doch nicht dümmer, als du bist«, sagte meine Mutter. »Anders. Andersartig. Andersherum. Vom anderen Ufer.«
    » Lesbisch? Die Verwandtschaft denkt, ich sei lesbisch?«
    »Kind, ich mag nicht, wenn du solche Ausdrücke benutzt.«
    »Mama, lesbisch ist die korrekte Bezeichnung, andersartig, andersherum und vom anderen Ufer sind dagegen unkorrekte Ausdrücke«, sagte ich.
    »Wenn man dich so reden hört, könnte man glatt denken, du wärst wirklich …«
    »… lesbisch? Nein, bin ich nicht, Mama. Dafür müsste ich nämlichauf Sex mit Frauen stehen. Und im besten Fall auch welchen haben. Aber ich habe überhaupt keinen Sex, weder mit einer Frau noch mit einem Mann. Ich glaube aber nicht, dass das irgendjemanden was angeht. Es fragt ja auch keiner, ob es Tante Alexa und Onkel Fred noch miteinander treiben.«
    »Tigelu!«, rief meine Mutter empört.
    »Siehst du«, sagte ich. »Solche Fragen sind indiskret und

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