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Für Leichen zahlt man bar

Für Leichen zahlt man bar

Titel: Für Leichen zahlt man bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sich ihre kalten schwarzen
Augen auf mich.
    »Haben Sie gefunden, was Sie
suchten, Mr. Boyd ?« fragte sie mit ihrer spröden,
männlich-harten Stimme.
    »Nein, Madame Choy «, antwortete ich höflich. »Wir wurden unterbrochen .«
    Sie hob ganz leicht ihre rechte
Hand, und Tremaine tat seine zwei Schritte nach vorn,
so daß er jetzt neben ihrem Stuhl stand.
    »Mr. Boyd beliebte zu
scherzen«, sagte sie kühl.
    Tremaine sah mich einen Augenblick an,
dann schüttelte er betrübt den Kopf, und die dünne silberblonde Haarsträhne,
die ihm in die Stirn fiel, wippte im Takt.
    »Ein sehr unbesonnener junger
Mann«, piepste er in den höchsten Tönen.
    »Das ist auch meine Meinung .« Madame Choy nickte kurz.
»Wonach, wenn ich fragen darf, haben Sie mit der sachkundigen Hilfe meiner
Privatsekretärin gesucht ?«
    Judith wurde sehr bleich und
zitterte wie Espenlaub.
    »Nach Akten, Madame Choy ! Nach schriftlichen Unterlagen über Ihre regelmäßigen
Geschäfte mit Stammkunden wie Falk, Raddon und
vielleicht auch Jonathan Cook.«
    »Haben Sie die Absicht, ins
Jade-Geschäft einzusteigen, Mr. Boyd ?«
    »Mich interessiert mehr Ihr
zweites Betätigungsfeld, Madame Choy «, antwortete ich
gelassen. »Ich nehme an, die Gewinnspanne ist dort wesentlich höher .«
    »Mein zweites Betätigungsfeld,
Mr. Boyd?«
    »Ja — ein Gebiet, das die
Kenner auf den Plan ruft, Männer, die ihrerseits über ein großzügiges Netz zur
Verteilung Ihrer Ware, in handliche Einzelportionen aufgeteilt, verfügen.«
    »Wenn Sie wollen, können Sie
sofort das ganze Gebäude durchsuchen. Wir werden hier warten, bis Sie fertig
sind — mit Ausnahme von Mr. Blair, der Sie begleiten wird«, sagte sie. »Wenn
Sie etwas anderes als Jade und Antiquitäten finden, Mr. Boyd, zahle ich Ihnen
5o ooo Dollar .«
    »Vielen Dank für Ihr
großzügiges Angebot! Ich weiß, daß meine Suche ergebnislos wäre. Hier befindet
sich die Gehirnzelle Ihres Unternehmens, das Hauptquartier, von wo aus Sie Ihre
Organisation lenken. Niemals würden Sie das Risiko eingehen, dieses Gebäude —
und die Gesellschaft der Schönen Künste, die eine so wundervolle Tarnung für
Ihre wahren Geschäfte ist — zu verlieren, indem Sie Ihre Ware hier lagern.«
    »Wovon sprechen Sie eigentlich,
Mr. Boyd ?«
    »Von Heroin, Madame Choy .«
    Ihre rechte Hand bewegte sich
kaum merklich, und Tremaine schüttelte wiederum
kummervoll den Kopf. »Vielleicht leidet er unter Wahnvorstellungen ?«
    »Er leidet eher an
unersättlicher und höchst ungesunder Neugierde«, sagte sie scharf. »Worauf
gründen Sie Ihre Vermutungen, Mr. Boyd ?«
    »Wenn Sie einen Berufsverbrecher
wie Lucas Blair bei sich beschäftigen und von ihm einen Geschäftspartner wie
Jonathan Cook ermorden lassen, weil er einen Fehler gemacht hat, liegt es auf
der Hand, daß Ihr Unternehmen nicht nur einträglich, sondern auch
allgemeingefährlich ist«, sagte ich freundlich. »Die Tatsache, daß Sie Kunden
vom Schlage eines Augie Falk haben, bestätigt das
nur. Natürlich handelt es sich um Heroin !«
    Wieder spielte sie
gedankenverloren mit dem Jadering , und sekundenlang
bemerkte man einen Zug der Erschöpfung in dem schmalen Gesicht. »Jonathan Cook
war also der Ausgangspunkt Ihrer Überlegungen ?«
    » Laka Tong war der Ausgangspunkt«, verbesserte ich. »Sie kam hierher, um sich an dem
Mann zu rächen, der ihren Vater verleumdet und ins Unglück gestürzt hat und der
ihrer Meinung nach schuld daran war, daß er Selbstmord beging. Jonathan Cook
war nicht nur der Geschäftspartner von Lakas Vater,
sondern auch einer Ihrer Agenten, Madame. Laka Tongs
Vater war durch Zufall Cooks heimlichem Treiben auf die Spur gekommen. Er mußte
zum Schweigen oder wenigstens so sehr in Mißkredit gebracht werden, daß niemand ihm mehr Glauben schenken würde, wenn er es wagen
sollte, den Mund aufzutun. Diese Aufgabe löste Cook glänzend. Dann aber riefen
Sie ihn zurück nach New York. Er hatte einen Fehler begangen — und wie ich
höre, Madame Choy , verlangen Sie von Ihren
Mitarbeitern vor allen Dingen absolute Zuverlässigkeit !«
    »Weiter !« forderte sie kurz.
    »Je mehr ich über Ihre Kunden
und Ihre Geschäfte hörte, Madame Choy , desto klarer
wurde das Bild. Die Heroinkäufer kamen aus dem ganzen Land hierher, um die
Einzelheiten der Geschäfte zu besprechen, aber weder Geld noch Ware wechselten
hier ihren Besitzer. Sie mußten also über ein Verteilernetz verfügen, das sich
über den ganzen Kontinent erstreckte. Cook jedoch, einer

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