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Für Leichen zahlt man bar

Für Leichen zahlt man bar

Titel: Für Leichen zahlt man bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    Ich sah auf die Uhr. »Ja,
natürlich. Laß nur, ich mach’ das schon. Was möchtest du haben ?«
    »Einen Liter Whisky on the rocks «, sagte sie grimmig.
»Was hast du vor, wenn wir das Haus betreten haben, Danny ?«
    Ich ging hinüber zur Hausbar
und machte mich an den Drinks zu schaffen. »Ich möchte mir einmal das vierte
Stockwerk genauer ansehen, besonders die Registratur, die so selten von euch
benutzt wird .«
    »Und direkt über uns schläft
Madame Choy !« stöhnte Judith
auf. »Wenn Lucas Blair dich vorige Nacht fertiggemacht hätte, wären mir diese
Sorgen erspart geblieben .«
    »Ja, aber Lucas Blair wäre dir
nicht erspart geblieben«, sagte ich eisig, »und du hättest keinen Danny Boyd
mehr gehabt, der dich vor ihm hätte schützen können .«
    »Vor ihm?« Sie lachte laut auf.
»Bevor du dich in mein Leben gedrängt hast, brauchte ich überhaupt keinen
Schutz, du Supermann! Du kommst mir vor, wie eine wandelnde Reklame für
Vitaminpillen: >Mit Schwung in jeden neuen Tag !< «
Sie nahm mir ungeduldig das Glas aus der Hand und trank einen tüchtigen
Schluck. »Wenn deine Theorie falsch ist und Madame Choy uns auf frischer Tat ertappt, bin ich meine Stellung los. Ist dir das auch klar ?« Sie setzte das Glas an die Lippen, wurde plötzlich ein
bißchen weiß um die Nasenspitze und fügte hinzu: »Aber wenn doch etwas an
deiner Theorie ist, wird es morgen keine Madame Choy mehr geben, und ich bin trotzdem meine Stellung los.«
    »Tja, Glück muß der Mensch
haben«, sagte ich mitfühlend.
    »Du bist ein Ekel, Danny Boyd !« fauchte sie.
    »Das muß wohl an meinem Profil
liegen«, erläuterte ich bescheiden. »Es ist nachweisbar unwiderstehlich. Ich
habe ein Meinungsforscher-Team durch ganz Amerika gehetzt und den
repräsentativen Durchschnitt unserer amerikanischen Weiblichkeit befragen
lassen. Nur zwei Minderheitsgruppen zeigten sich immun gegen mein Profil:
kleine alte Damen aus Pasadena und kurzsichtige Oberprimanerinnen aus Bronx. Es
ist mir manchmal direkt unangenehm, aber was kann ich gegen die verheerende
Wirkung, die mein Profil nun einmal ausübt, schon tun ?«
    Sie nickte verständnisvoll.
»Das kann ich dir nachfühlen, Danny! Mir ist dein Profil manchmal auch
unangenehm. Nur in völliger Dunkelheit ist es einigermaßen zu ertragen. Aber
was kannst du schließlich dafür? Du trägst es jetzt so lange in der
Weltgeschichte herum, daß es schon als Antiquität einen Wert hat, und
deshalb...«
    »Jetzt sprechen wir lieber über
die Akten im vierten Stock«, fauchte ich. »Zuerst möchte ich mir die Vorgänge
ansehen, über die du heute nachmittag berichtet hast .«
    Sie sah mich verständnislos an.
»Ich habe doch heute nachmittag nicht über Akten
gesprochen ?«
    »Natürlich hast du! Wie ist es
mit Augie Falk, mit Jonathan Cook und mit Clifford Raddon aus Chicago ?«
    »Das waren Namen, Danny«, sagte
sie nachsichtig, »keine Akten .«
    »Aber ich dachte bestimmt, daß
du —«
    »Da hast du eben falsch
gedacht, Freundchen. Du hast mich gefragt, ob wir noch andere Stammkunden vom
Schlage Falks hätten. Und darauf habe ich dir eine Antwort gegeben .«
    »Das stimmt«, sagte ich
niedergeschlagen. »Aber es müssen ja irgendwo Akten aufbewahrt sein, und die
werden wir schon finden .«
    »Haben wir noch Zeit für einen
ganz kleinen Drink ?« fragte sie hoffnungsvoll. Ein
Blick auf die Uhr zeigte mir, daß es schon nach zehn war. »Nein«, entschied
ich. »Wir hätten schon längst weg sein sollen .«
    »Ich komme mir geradezu
lächerlich vor mit diesem albernen Schießeisen, das mich unter dem Arm
kitzelt«, sagte sie ärgerlich, »und du hast den Gurt so festgezerrt, daß ich
wahrscheinlich als erstes Mädchen in die Geschichte eingehe, das sich mit ihrem
eigenen Büstenhalter erdrosselt hat .«
     
     
     

9
     
    Ich schlug den Aktendeckel zu
und betrachtete ihn wütend. Meine Hände sahen aus, als hätte ich acht Tage lang
Kohlen geschaufelt. Vor einer Viertelstunde hatte ich es aufgegeben, mir immer wieder
den Staub von den Fingern zu klopfen. Sobald ich eine neue Akte aufschlug,
sahen sie wieder aus wie vorher. Die Registratur der »Chinesisch-Amerikanischen
Gesellschaft der Schönen Künste« war die unübersichtlichste Ablage, die ich je
gesehen hatte. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, daß wir schon eine halbe
Stunde in diesem Raum verbracht hatten, und wenn man das bisherige Ergebnis
betrachtete, so hätten wir genausogut zu Hause
bleiben können. Wir waren so vorsichtig wie

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