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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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was von dir kommt, wohlschmeckend und bekömmlich«, knurrte Nadeshda. »Tritt ein, steh nicht im Flur
     rum.«
    »Ich verstehe.« Nika nickte und ging ins Zimmer. »Ich stelle Ihnen nur ein paar Fragen, dann verschwinde ich wieder. Darf
     ich rauchen?«
    »Bitte«, erlaubte Nadeshda.
    Die Zigaretten waren noch in ihrer Tasche. Nika lief zurück in den Flur. Zusammen mit den Zigaretten geriet ihr das Telefon
     in die Hand. Sie starrte das kleine Ding im Lederetui einige Sekunden lang an. Nein, ihr fiel daran nichts Besonderes auf.
     Aber sie erinnerte sich plötzlich, wie der fürsorgliche Kostik sie gebeten hatte, das Handy zu behalten, als sie mit Petja
     Lukjanow im Restaurant saß. Nika hatte es achtlos in ihre Handtasche geworfen. In ebendiese Tasche. Später mußte es daraus
     verschwunden sein, denn nun hatte Kostik es ihr erneut in die Hand gedrückt – »für alle Fälle«.
    Sie überlegte nicht lange, öffnete die Wohnungstür, lief hinaus, ging eine halbe Treppe tiefer und legte das Handy aufs Fensterbrett.
    »Setz dich, steh nicht rum wie eine Salzsäule«, sagte Nadeshda. »Du siehst schlecht aus. Ganz blaß und hast rote Augen.«
    »Wissen Sie, was ich Sie fragen wollte: Hat man Ihnen bei der Identifizierung nur das Kreuz gezeigt? Mehr nicht?«
    Schlagartig veränderte sich der Gesichtsausdruck der alten Frau.
    »Geh!« rief sie mit hoher, zitternder Stimme. »Verschwinde, sofort!«
    »Habe ich Sie verletzt?« fragte Nika vorsichtig. »Ich habe doch nur gefragt …«
    »Verletzt hast du mich vor zehn Jahren. Du hast mit Nikita nichts zu schaffen. Nichts, verstehst du? Also laß das Theater.
     Nur gefragt! Aber wie es Nikita ging, als er erfuhr, wen du heiratest, das fragst du nicht, nein? Du hast sein ganzes Leben
     zerstört, und nun fragst du nach dem Trauring? Du trägst deinen bestimmt nicht mehr, oder?«
    »Wieso? Doch.« Nika streckte die rechte Hand vor. Am Mittelfinger steckte ein schmaler Goldring mit einem kleinen rechteckigen
     Saphir. Daneben, am Ringfinger, ein glatter Ring ohne Stein.
    »Der hier ist wohl von Grischa, ja? Ein richtiger Trauring, wie es sich gehört. Am Ringfinger«, bemerkte Nadeshda.
    »Nikitas ist zu groß für den Ringfinger«, murmelte Nika hastig.
    »Na schön, mir doch egal, was du an welchem Finger trägst.« Nadeshda runzelte die Stirn. »Deine Hände sind eiskalt. Frierst
     du etwa?«
    »Ein bißchen«, bekannte Nika.
    »Hier, nimm.« Die Alte warf ihr ein großes Wolltuch zu.
    »Danke.«
    »Keine Ursache. Du willst also wissen, ob Nikita deinen Ring getragen hat? Ja, stell dir vor, er hat ihn nicht abgenommen.
     Aber nicht deinetwegen. Er ging einfach nicht mehr ab, nicht mal mit Seife.«
    »Eben«, sagte Nika bedächtig, »er ging nicht mehr ab. Deshalb hätte man Ihnen bei der Identifizierung zusammen mit dem Kreuz
     auch den Ring vorlegen müssen. Und – hat man?«
    »Selbstverständlich.« Nadeshda nickte, ohne Nika anzusehen. »Schluß jetzt. Geh, Nika. Es fällt mir schwer, mit dirzu reden. Und nimm deinen Kaviar wieder mit. Ich esse ihn sowieso nicht.«
    »Sina Resnikowa hat aber gesagt, da war kein Ring«, sagte Nika nachdenklich, «nur das Kreuz. Übrigens, was meinen Sie, warum
     ist er plötzlich zu Sina gezogen? Konnte er etwa bei sich zu Hause nicht arbeiten? Und woran hat er überhaupt gerade gearbeitet?«
    »Worauf willst du hinaus, Nika?« fragte die Alte und seufzte schwer. »Von mir erfährst du gar nichts. Ich traue dir nicht,
     Nika. Ich kann nicht.«
    »Ich verstehe Sie.« Nika nickte. »Würde ich an Ihrer Stelle auch nicht tun.«
    »Gehst du nun endlich? Wenigstens aus Respekt vor meinem Alter.«
    »Alles Gute, Nadeshda Semjonowna!« Nika ging zur Tür, blieb aber noch einmal stehen und sagte ganz leise: »Die Leiche trug
     also keinen Ring …«
    Trotz ihrer Schwerhörigkeit hatte Nadeshda das mitbekommen; sie antwortete ebenso leise: »Das habe ich dir nicht gesagt.«
    »Gut, ich habe verstanden. Aber wenn Sie mir doch noch etwas sagen wollen … Haben Sie meine Telefonnummer?«
    »Was soll ich damit?«
    »Ich lasse sie Ihnen trotzdem da. Für alle Fälle.« Sie sah sich im Flur um, entdeckte auf dem Telefontischchen einen Kalender
     und schrieb auf die aufgeschlagene Seite groß ihren Namen mit Adresse und Telefonnummer.
     
    Eine halbe Treppe tiefer saß Kostik auf dem Fensterbrett und rauchte, das Mobiltelefon in der Hand.
    »Wohin jetzt, Veronika Sergejewna?« fragte er und sprang munter herab.
    »Nach Hause«, antwortete Nika

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