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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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aus seiner Wohnung, sondern überhaupt aus deinem Blickfeld, dann sei ich selber schuld. Dann könne ich was erleben, dafür
     werde er sorgen.«
    »Wofür will er sorgen?«
    »Dafür, daß ich verhaftet werde. Die Miliz wird in die Wohnung kommen und mich auf frischer Tat stellen, als Diebin. Sie würden
     mir sogar was in die Taschen stopfen, als Beweis. Hör mal, warum hast du bloß so ein Vieh geheiratet, Jelagina? Weißt du,
     was er außerdem gesagt hat? Daßer mich überall findet und daß wir uns noch sprechen werden.«
    »Gut, machen wir Schluß. Ich komme nach Hause.«
    »Ja, bitte, sei so gut, ich fühle mich hier nämlich schon ganz einsam und unglücklich.«
    Nika steckte das Handy ein und lief zur Metro. Kostik war seltsamerweise nicht zu sehen.
    Grischa, was ist nur los mit dir? Das waren ein bißchen zu viele Entgleisungen in letzter Zeit, dachte sie. Erst das nächtliche
     Geschrei am Telefon, das nach Banditenabrechnung klang, dann die Lügen, die endlosen Lügen, und nun dieser unverschämte Ausfall
     gegen Sina.
    Nika war sich bewußt, daß ihr Mann kein Unschuldslamm war. Man konnte nicht Politiker sein und gleichzeitig sauber, redlich
     und kultiviert. Sie mischte sich nie in seine beruflichen Angelegenheiten ein, ließ sich bei offiziellen und inoffiziellen
     Gelegenheiten nur selten blicken und interessierte sich nicht für seine diversen Konflikte und Manipulationen, die in der
     Regel schon unsauber rochen.
    Es hatte ihr genügt, daß er zu Hause, mit ihr allein, ganz anders war. Doch nun, zum erstenmal seit vielen Jahren, verschmolzen
     der Politiker Russow und der liebe, häusliche Grischa plötzlich zu einer Person, und etwas Widerlicheres konnte sie sich nicht
     vorstellen.
    Warum gerade jetzt? Ganz einfach, erschreckend einfach: wegen Nikita. Das Treffen auf der Datscha vor drei Monaten war kein
     Zufall gewesen. Grischa hatte sich irgendeinen neuen schlauen Schachzug ausgedacht, und dafür brauchte er den Schriftsteller
     Godunow. Aber Nikita war für schlaue Schachzüge denkbar ungeeignet, er war aus anderem Holz.
    Früher einmal hatte Grischa ein Gefühl gehabt für solcheDinge, doch in den langen Jahren politischen Kleinkriegs, in denen er hauptsächlich von hölzernen Marionetten umgeben war,
     hatte er sich daran gewöhnt, alle mit einem Maß zu messen. Er hatte sich daran gewöhnt, daß mit Geld oder mit Angst jeder
     zu manipulieren war, man mußte nur genau wissen, wieviel so eine Holzpuppe jeweils wert war, wieviel Geld oder wieviel Angst
     man brauchte, damit sie parierte.
    Nika war so in Gedanken versunken, daß sie alles ganz mechanisch erledigte: Sie kaufte sich ein paar Metrojetons, lief die
     Rolltreppe hinunter, stieg in die Metro und zuckte heftig zusammen, als jemand ihre Schulter packte.
    »Veronika Sergejewna, so geht das wirklich nicht.« Direkt hinter ihr stand der massige Bodyguard Kostik. »Ich hab Sie nur
     mit Mühe eingeholt. Was soll dieses Versteckspiel?«
    »Das Telefon also«, sagte Nika ruhig und nachdenklich.
    Kostik machte nur unbestimmt »Hmhm!«
    »Du weißt doch, daß ich auf dem Weg nach Hause bin. Ihr hättet vor der Tür auf mich warten können«, sagte Nika.
    »Wir müssen aussteigen, Veronika Sergejewna.«
    »Also, folgendes, Verehrtester« – Nika seufzte, als sie die Treppe des Fußgängertunnels hinaufstiegen –, »entweder ich bekomme
     jetzt von dir eine einigermaßen plausible Erklärung für das, was hier vorgeht, oder ich verspreche dir, daß ich dir weiter
     weglaufen werde.«
    Schweigend verließen sie den Metroeingang und bogen in die menschenleere Gasse.
    »Also? Ich höre«, sagte Nika düster.
    »Rufen Sie Grigori Petrowitsch an. Soll er es Ihnen sagen, ich kann nicht.«
    Ohne ihre Schritte zu verlangsamen, nahm Nika das Telefon aus der Tasche.
    »Mein Mädchen, verzeih mir«, sagte Russow mit sanfter, zärtlicher Stimme, »verzeih mir, ich weiß, das ist scheußlich, aber
     ich wollte dich nicht erschrecken.«
    »Was ist los?«
    »Hinter dir ist ein Triebtäter her. Ein Irrer. Aber mach dir keine Sorgen. Er verfolgt dich schon seit Sinedolsk. Er hat dich
     zum Flughafen gefahren. Wir haben herausgefunden, wem der Saporoshez gehört, wir haben auch die Identität des Irren geklärt,
     konnten ihn aber bislang noch nicht schnappen.«
    »Grischa, was ist das für ein Schwachsinn?« Sie lachte nervös. »Wenn er ein Verbrecher ist, dann muß man die Miliz verständigen.«
    »Das haben wir. Er wird bereits gesucht. Aber ich konnte

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