Für Sloane ging sie durchs Feuer
Leinen.
»Ich möchte ein Zimmer mieten«, sagte Lassiter und tippte grüßend an seinen Hutrand. »Dick Brown von der Dallas Overland Mail hat Sie mir wärmstens empfohlen, Miss Katy. Mein Name ist Lassiter.«
Aus braunen Rehaugen musterte sie ihn. »Willkommen, Mr. Lassiter«, sagte sie zurückhaltend. »Sind Sie eben erst angekommen?«
»Ganz recht, vor einer halben Stunde.«
»Was hat Sie hierhergeführt?«, forschte sie. »Sind Sie geschäftlich hier oder privat?«
Lassiter sah keinen Anlass, seiner Wirtin etwas vorzumachen. Er wollte sie sowieso wegen Martha ins Gebet nehmen.
»Offen gestanden bin hier, um eine junge Dame namens Martha Coffins zu treffen.«
Katy Warlock wich zurück und starrte ihn an wie ein Wesen von einem anderen Stern.
»Mr. Brown von der Dallas Overland sagte mir, Sie und Martha wären gute Bekannte.« Lassiter senkte seine Stimme. »Ich habe erst vor ein paar Minuten von den schrecklichen Ereignissen gehört, die hier geschehen sind. Ich hätte da einige Fragen, die ich Ihnen gern stellen würde.«
Katy Warlock ging nicht darauf ein. Auf einmal war ihr Gesicht verschlossen wie eine Auster. Das Thema Martha Coffins schien ihr äußerst unangenehm zu sein.
Übergangslos wechselte sie das Thema. »Kommen Sie. Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer«, sagte sie und legte die Schere aus der Hand.
Lassiter folgte ihr über den Hinterhof zum Haupthaus. Katy Warlock schloss die Hintertür auf und geleitete ihn in eine Stube, die nicht viel größer als die Besenkammer eines durchschnittlichen Hotels war. Es gab gerade mal genug Platz für die Pritsche und eine Truhe mit Eisenbeschlägen. Als Tisch fungierte ein ungestrichenes Brett, das unter das winzige Fenster geschraubt und klappbar war. Über der Bettstelle mit der bestickten Kissenrolle hing eine Konsole, auf der eine Bibel mit abgeriebenem Einband stand.
»Ganz nett«, sagte Lassiter leidenschaftslos.
»Wie lange wollen Sie bleiben, Mister?«, erkundigte sich die Vermieterin.
»Darüber habe ich noch nicht nachgedacht«, bekannte Lassiter. »Aber wahrscheinlich nicht länger als zwei, drei Tage. Ich muss dies und jenes in Erfahrung bringen. Ein Telegrafenamt gibt es doch, oder?«
»Ja, gleich neben der City Hall.«
Er trat über eine knarrende Diele, legte den Reisesack auf die Pritsche, prüfte kurz die Matratze und drehte sich dann zur Tür um. Von Katy Warlock war nichts mehr zu sehen. Die Schneiderin schien heute nicht ihren besten Tag zu haben. Vermutlich knabberte sie noch an der Tatsache, dass ihre Freundin nun eine verurteilte Mörderin war.
Lassiter verließ das Haus und begab sich wieder zur Schneiderstube. Wie erhofft saß Katy Warlock vor ihrem Arbeitstisch, der mit zugeschnittenen Stoffbahnen, Nadelkissen, Garnrollen und Linealen bedeckt war.
Sie sah nicht auf, als er auf die Schwelle trat.
»Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen, Miss Warlock«, sagte er höflich.
Sie nähte weiter, ohne aufzusehen.
»Hallo?« Er pochte gegen die Tür.
»Ich bin beschäftigt. Sehen Sie das nicht?«
Er sah, wie ihre Hände bebten. »Nun gut, dann warte ich, bis sie fertig sind.«
»Das kann dauern.«
»Wie lange, so ungefähr?«
»Lange.«
Er schmunzelte. »Sehr lange?«
»Ja, sehr lange.«
Lassiter zerquetschte einen Seufzer. »Warum geben Sie sich so kratzbürstig, Miss? Habe ich Ihnen etwas getan?«
Sie mahlte mit den Zähnen. »Was wollen Sie wirklich? Sie wissen genauso gut wie ich, was passiert ist. Martha ist nicht mehr in der Stadt. Sie ist im Gefängnis.«
»Ja, leider«, sagte er. »Sie glauben gar nicht, wie ich das bedaure. Nun, eigentlich bin ich nach San Carlos gekommen, um Martha eine erfreuliche Nachricht zu überbringen, aber nun ist alles so verzwickt geworden …« Er brach ab, spekulierte auf die Neugierde der Frau und lag damit goldrichtig.
»Eine Nachricht für Martha?« Katys Stimme klang nicht mehr so abweisend wie vorhin. »Was soll denn das für eine Nachricht sein, noch dazu erfreulich? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in den nächsten Jahren für Martha erfreuliche Nachrichten gibt. Beileibe nicht. Sie sitzt im Frauengefängnis in Dallas. Da gibt es keine erfreulichen Nachrichten, es sei denn, man hat seine Strafe abgesessen.«
»Wunder gibt es immer wieder.« Lassiter verschränkte die Arme über der Brust. »Man könnte das Urteil anfechten, und eine Neuaufnahme des Verfahrens in Gang setzen. Allerdings müssten neue, entlastende Beweise her.«
»Die Sie beschaffen
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