Für Sloane ging sie durchs Feuer
wem die Fußspur wohl zuzuordnen war. Katy Warlock lebte allein. Außer ihr und ihm hatte niemand Grund, das Gehöft zu betreten, schon gar nicht in der Nacht.
»Katy, komm mal her!« Er winkte ihr.
Sie stellte sich zu ihm, und als er ihr den Abdruck zeigte, hielt sie ihren Fuß vergleichsweise daneben. Er war kleiner, das erkannte selbst ein Blinder.
»Was hat das zu bedeuten, Lassiter?«
Er fuhr sich durchs Haar. »Sieht so aus, als hätten wir gestern Nacht einen ungebetenen Gast hier.«
Sie erschrak. »Du meinst, jemand hat uns belauscht, als wir …?«
Lassiter hob eine Achsel. »Wer weiß? Spanner gibt es überall – ups!« Wie ein Blitz durchzuckte ihn ein Gedanke.
Kurz nachdem der Tisch in der Schneiderstube zu Bruch gegangen war, hatte er ein kurzes, metallisches Geräusch gehört. Vielleicht war es auch nur Einbildung, immerhin hatte er einen gehörigen Schreck bekommen, als er urplötzlich die Bodenhaftung verlor.
Die Warnung von Rod Starkey klingelte ihm im Kopf. Er sah die betreffende Zeile in dem Brief vor seinem geistigen Auge entlangziehen. Der Anwalt vermutete, dass Belinda McDermott ein Komplott schmiedete. Reichte der Arm dieser Lady etwa bis nach San Carlos in Texas? Wollte sie nicht nur Martha schaden, sondern auch ihm?
Je länger er über die Vorstellung daran nachdachte, desto lauter schlug seine innere Alarmglocke. Wenn sein Verdacht tatsächlich stimmte, war auch Katy Warlock in Gefahr. Kein Mensch wusste, wie weit Belinda McDermott in ihrem Hass auf Martha Coffins gehen würde.
Er riss den Kopf herum, blickte seine Wirtin schmaläugig an.
»Lassiter!« Sie wich zurück. »Jessusmaria! Wie guckst du denn? Du machst mir Angst.«
»Ich möchte dir eine Frage stellen«, sagte er ruhig.
»Ja, frage nur.« Sie blieb auf Abstand.
»Was hältst du davon, mich nach Dallas zu begleiten?«
Katy brachte kein Wort heraus. Vor Überraschung klappte ihr der Kiefer eine Etage tiefer. Ihre Augen wurden zu großen, dunklen Murmeln.
Dann, mit einem Mal, hatte sich Katy wieder in der Gewalt. Sie strahlte über das ganze Gesicht.
»Bei Gott, natürlich komme ich mit!«, rief sie aus.
Lassiter warf sich das Handtuch über die Schulter. »Dann solltest du schleunigst anfangen zu packen, meine Liebe.«
Katy Warlock schoss wie eine Kanonenkugel ins Haus.
***
Batista hingegen ließ es ruhiger angehen.
Er lehnte am Geländer vor der Kutschenstation der Dallas Overland Mail , rauchte eine Zigarre und wartete geduldig auf den Mann, der an oberster Stelle seiner Abschussliste stand.
Von Dick Brown, dem Stationsvorsteher, hatte er erfahren, dass Lassiter zwei Tickets für die Mittagskutsche gekauft hatte. Der Revolverhai hatte vor, mit seiner Stoßdame zur Haltestelle der Bahnstation zu fahren. Man brauchte kein Hellseher zu sein, um zu wissen, wohin die beiden wollten.
Bis jetzt hatte Batista noch keinen genauen Plan, wie er weiter vorgehen sollte. Okay, sein Anschlag gestern Nacht war ein Schuss in den Ofen gewesen. Doch er war verdammt nahe dran gewesen, Martha Coffins’ Verbündeten in die Ewigen Jagdgründe zu schicken. Er war felsenfest davon überzeugt, dass sein nächster Versuch erfolgreicher verlaufen würde. Es war ja nur ein dummer Zufall gewesen, dass dieser verfluchte Tisch zusammengebrochen war. Lassiter hatte keine Ahnung, dass er, Batista, ihm bereits an den Hacken klebte.
Yago Batista liebte es, wenn seine Gegner nicht wussten, mit wem sie es zu tun hatten. Diese Konstellation gab ihm die Freiheit, jederzeit zu handeln, sobald die Zeit reif war.
Die Vorstellung daran, gemeinsam mit seinem nichtsahnenden Opfer nach Dallas zu reisen, bereitete ihm diebisches Vergnügen. In der Kabine der Kutsche würden sie stundenlang auf engstem Raum zusammengepfercht sein. Mit Gottes Hilfe könnte es sogar klappen, Lassiter schon unterwegs den Todesstoß zu versetzen.
Damit wäre endlich Ruhe im Schiff.
In Dallas könnte er anschließend zu Martha Coffins ins Gefängnis gehen und sich als ihr Freund ausgeben. Natürlich brauchte er dann ein Mitbringsel. Einen Gefangenen besuchte man nicht mit leeren Händen. Das gehörte sich nicht.
Im nächsten Moment durchfuhr Batista ein Geistesblitz.
Wie aus heiterem Himmel war ihm eingefallen, wie er Martha trotz strengster Bewachung abservieren konnte. Dazu brauchte er gar nicht mal so viel: nur eine nette kleine Phiole mit Gift und eine Flasche Apfelmost. Diese Zutaten würde er in jedem x-beliebigen Drugstore bekommen.
Toll!
Batista nahm die
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