Für Sloane ging sie durchs Feuer
Zigarre aus dem Mund. In seiner Fantasie ging die Aktion schon über die Bühne. Ganz deutlich sah er, wie sich eine Frau in Gefängniskleidung einen Becher Saft eingoss, ihn genüsslich austrank und dann vom Hocker kippte und in krampfartige Zuckungen verfiel. Danach sah er sich selbst, wie er von diesem hochnäsigen, englischen Butler in den Salon der reichen Belinda McDermott geführt wurde, die schon den Rest des Blutgeldes für ihn bereithielt.
Tief in Gedanken, schnalzte er mit der Zunge. Vielleicht spendierte ihm die gute Belinda noch einen kleinen Obolus. Jetzt, wo sie ohne Ehemann auskommen musste, hatte sie eventuell bestimmte Gelüste.
Batista leckte sich über die Lippen. Wenn sie auf mein Angebot eingeht, werde ich das Miststück gleich vor ihrem Kamin flachlegen , dachte er lüstern.
Gleich darauf bemerkte er, wie Lassiter mit seiner Gespielin die Straße entlang kam.
Er schob sich die Zigarre in den Mund. Die Frau, die der Kerl anschleppte, war wirklich ein Leckerbissen, fast so begehrenswert wie Belinda McDermott.
Dick Brown, der Vorsteher, kam aus dem Haus. Er begrüßte Lassiter wie einen alten Bekannten.
»In einer Viertelstunde geht es los«, verkündete er. »Die Kutsche fährt gleich vor. Meine Jungs sind noch dabei, die Achsen zu schmieren.«
»Okay, Dick.« Lassiter wandte sich an die Frau. »Nehmen wir noch einen Drink, Katy?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich möchte nicht. Aber wenn du willst, bitte sehr.«
Gefolgt von Dick Brown, verschwand Lassiter im Haus. Die Frau setzte sich auf die Bank neben der Tür, nahm ihren Reisesack auf den Schoß und schnippte sich nervös eine herabfallende Locke aus der Stirn.
Batista beäugte sie amüsiert. Jetzt saß sie da, sittsam wie eine Nonne, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Doch in der Hütte hatte sie Geräusche von sich gegeben, als wäre sie bei lebendigem Leibe gepfählt worden. Insgeheim hoffte Batista, dass Belinda McDermott ebensolche Leidenschaft entwickelte, wenn er vor dem Kamin Luft an ihren Hintern ließ – vorausgesetzt, sie ließ sich auf ihn ein.
Die Kutsche rollte um die Ecke. Es war eine dieser klobigen Abbott-Downing-Kaleschen, mit sechs Pferden im Gespann. Vor der Sitzbank, auf der Lassiters Gespielin saß, brachte der Fahrer den Wagen zum Stehen.
»Wenn Sie wollen, können Sie schon einsteigen, Ma’am«, sagte er zu der Frau.
Sie lächelte. »Ich warte, bis mein Begleiter so weit ist.«
»Alles klar.« Der Kutscher ging in die Baracke.
Batista griff nach seinem Gepäck, balancierte die Zigarre in den anderen Mundwinkel, stand auf und kletterte in die Kutsche. Kaum hatte er Platz genommen, ging der gegenüberliegende Schlag auf, und ein Mann mit kantigem Gesicht und großen Händen zog sich auf die Sitzpolster. Auf der linken Seite seiner Lederweste funkelte der Sechszack eines Sternträgers.
»Howdy«, grunzte er.
Batista tippte grüßend an seinen Hutrand, während er einen stummen Fluch zerbiss. Ein gottverdammter Marshal war so ziemlich der Letzte, den er sich als Reisegefährten wünschte.
»Ich bin Hank Stafford«, sagte der Hüne.
»Yago Batista.«
Der Marshal betrachtete ihn kritisch. »Ich will verdammt sein, wenn ich Sie nicht schon einmal gesehen habe«, sagte er. »Schon mal drüben in Arizona gewesen?«
»Nein, noch nie«, log Batista und warf den Zigarillo aus dem Fenster.
Der Marshal rieb sich am Ohr. Er taxierte Batista noch immer, doch sein Gedächtnis ließ ihn im Stich. Seine Gafferei wurde jäh unterbrochen, als die Tür auf Batistas Seite aufschwang.
Das hübsch anzusehende Gesicht von Lassiters Begleiterin erschien.
Sie schwang sich empor und ließ sich neben Batista auf das Polster fallen. »Hallo, ich bin Katy Warlock«, sagte sie und nickte den beiden Männern freundlich zu.
Der Sternträger nannte seinen Namen, auch Batista stellte sich höflich vor. Kurz darauf hievte sich Lassiter in den Wagen. Batista vermied es, seine Zielperson anzusehen. Er kreuzte die Arme über der Brust und senkte den Kopf.
Draußen brandete wütendes Gebrüll auf. Ein Mann schrie sich die Seele aus dem Hals. »Bleib hier! Verdammt! Hierbleiben, habe ich gesagt!«
»Rutsch mir den Buckel runter, Al!«, kreischte eine Frau in höchsten Tönen.
»Wo zum Teufel willst du eigentlich hin?«
»Das geht dich einen feuchten Kehricht an! Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.«
Batista sah verwundert auf. Lassiter und der Marshal, die beide außen saßen, steckten wie auf Kommando den
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