Für Sloane ging sie durchs Feuer
drückte ihre Schultern auf die Pritsche.
»Nimm ihren Ring, Jane!«, keuchte Dish.
Martha mobilisierte das letzte Quäntchen Kraft. Sie bäumte sich auf, riss den Kopf von einer Seite auf die andere, aber Dish war stark wie ein Bulle. Mit dem ganzen Körpergewicht legte sie sich auf Marthas Brust.
Halb benommen spürte Martha, wie Jane Fox ihr den Ring vom Finger drehte. Tränen der Verzweiflung schossen ihr in die Augen. An dem Ring hingen all ihre Hoffnungen. Morgen brachte McPray ihr das Messer. Er erwartete dafür eine Gegenleistung. Wen sie jetzt den Ring verlor, war alles verloren. Dish würde ihr die nächsten Jahre die Hölle auf Erden bereiten. Und McPray würde sie auf dem Kieker haben, weil sie das Geschäft vermasselt hatte.
»Ich hab ihn!«, rief Jane Fox und lachte.
Prompt spürte Martha, wie sich der Würgegriff um ihren Hals lockerte. Sie bekam wieder ausreichend Luft. Ihr Blick klarte auf, und sie erkannte, wie ihre Peinigerin sich zu der Giftmörderin umdrehte.
»Zeig mal her, das Ding«, sagte Dish.
Martha setzte alles auf eine Karte. Gedeih oder Verderb! Sie riss ihre Rechte hoch, stach Dish ihre gespreizten Finger in die Augenhöhlen und trat ihr mit aller Kraft ein Knie in den Leib.
Dish taumelte aufbrüllend zurück.
Martha sah rot. Sie setzte nach. Mitleid war jetzt fehl am Platz. Zögern konnte die Fahrkarte ins Jenseits sein. Wenn ihre Rivalin jetzt wieder die Oberhand bekam, würde Dish sie zum Krüppel schlagen oder töten.
Mit einem wuchtigen Kopfstoß unter das Kinn schleuderte sie die taumelnde Dish gegen den Abtritteimer. Es schepperte blechern, als das zerbeulte Behältnis umfiel und der stinkende Inhalt sich über den Boden ergoss.
Dish schlug schützend die Hände vors Gesicht. »Meine Augen, oh Gott, meine Augen!«
»Wer Wind sät, wird Sturm ernten«, zitierte Martha.
Sie packte die um einen Kopf Größere bei den Haaren hämmerte sie mit dem Schädel gegen die Steinwand. Nach einer Weile sackte Dish zusammen, als wären ihre Beine aus schmelzendem Schnee.
Wimmernd aalte sie sich am Boden. Ihr kurz geschorenes Haar war voller Blut. Auch zwischen ihren Fingern sickerte ein Rinnsal hervor.
Jane Fox schrie wie am Spieß. »Hilfe! Hilfe! Hilfe!«
Martha zitterte am ganzen Leib. Noch nie in ihrem Leben hatte sie einen anderen Menschen auf so abscheuliche Weise misshandelt. Sie wusste auch nicht, was ihr auf einmal in den Kopf geschossen war. Es war der blanke Selbsterhaltungstrieb.
Die Giftmörderin trommelte gegen die Tür und schrie aus vollem Halse.
Martha setzte sich auf ihre Pritsche und starrte auf die Frau, die in ihrem Blut lag. Dish war vollkommen erledigt.
Martha hob den Blick. »Gib mir meinen Ring zurück«, sagte sie zu Jane Fox.
Da trampelten hallende Schritte auf dem Gang. Ein Schlüssel knirschte im Schloss, und zwei Wärter stürzten herein. Der Ältere, ein Graukopf mit Namen Beckett, trug einen großen Revolver, Foster, sein Kollege, schwenkte einen Schlagstock aus Metall.
Jane Fox wies anklagend auf Martha. »Das Weib hat Dish überfallen! Sie wollte sie umbringen!«
Die Wärter waren sichtlich verblüfft. Offensichtlich hatten sie nicht damit gerechnet, die großmäulige Dish als Opfer vorzufinden.
Der Mann mit dem Revolver trat an Marthas Pritsche. »Ist das wahr, was Fox da faselt?«, erkundigte er sich.
Martha schüttelte den Kopf. »Die beiden haben meinen Ring gestohlen, als ich schlief. Ich wollte ihn mir wiederholen. Das ist die Wahrheit.«
»Stimmt das, Fox?«, hakte Foster nach.
»Sie lügt das Blaue vom Himmel!«, schnappte Jane Fox, die unauffällig eine Hand auf den Rücken schob.
Der ältere Wärter trat zu Dish, die noch immer ihr Gesicht bedeckt hielt und kläglich winselte. »He, Dish, altes Mädchen! Was ist los mit dir? Hast dir wohl die Falsche für deine Spielchen ausgesucht, was?«
Die Frau am Boden zerquetschte einen Fluch.
Ungerührt traten die Wärter links und rechts neben sie, hievten sie auf die Beine und geleiteten sie zur Tür.
»He, wo wollt ihr mit ihr hin?«, schnappte Jane Fox.
»Ins Krankenrevier, wohin sonst?«
»Das geht nicht!« Jane Fox klammerte sich an Fosters Ärmel. »Ihr könnt mich doch nicht mit dieser Verrückten allein in der Zelle lassen!«
Foster schüttelte sie ab wie eine lästige Schmeißfliege. »Sag mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe, Fox! Gib Coffins den Ring zurück und mach’, dass du in deine Flohkiste kommst! Es ist Nachtruhe, verdammt nochmal!«
Die Tür schlug
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