Für Sloane ging sie durchs Feuer
Hauses, um die Verfolger in Schach zu halten. Auf dem Vorplatz zerrten drei gesattelte Pferde an den Leinen, mit denen sie am Haltegeländer fixiert waren.
Stafford fluchte. »Na wartet, ihr Galgenvögel! Ich werde euch die Suppe versalzen!«
Mit einem ohrenbetäubenden Quietschton kam die Kutsche am Rand des Platzes zum Stillstand.
Lassiter beobachtete, wie die Banditen mit den Säcken ihre Pferde losbanden. Der dritte Mann saß in der Hocke und feuerte unter Unterlass.
Auf dem Bahndamm tauchten zwei uniformierte Eisenbahner auf. Beide eröffneten das Feuer auf die Banditen am Zügelholm, ohne einen der Desperados zu treffen.
Der dritte Bandit erwies sich als besserer Schütze. Er schwenkte seine Waffe herum, nahm kurz Maß und schoss einen der Uniformierten nieder. Daraufhin ließ sich der andere Eisenbahner auf den Schotter fallen.
Lassiter riss die Tür auf und sprang aus dem Wagen.
Der Marshal rannte bereits auf den Vorplatz zu. »Waffen weg!«, brüllte er und gab einen Warnschuss ab.
Die Banditen am Zügelholm ignorierten das Kommando. Sie kümmerten sich auch nicht um ihren Kumpan, der ihnen die Verfolger vom Leib hielt. Beide rissen ihre Pferde herum und sprengten querfeldein davon.
Stafford rannte auf den letzten Banditen zu.
»In Deckung, Marshal!«, brüllte Lassiter, als er sah, dass der Gesetzlose auf Stafford anlegte.
Der Marshal warf sich auf den Boden. Keine Sekunde zu früh. Die Kugel des Banditen pfiff dicht über seinen Hut hinweg.
Lassiter zielte genau und verwundete den Desperado an der Schulter. Der Bandit setzte sich auf den Hintern. Doch im Nu hatte er sich wieder aufgerappelt. Er fuhr in die Höhe und hastete in das Bahngebäude zurück.
Er lief einem Uniformierten in die Arme, der ihn mit dem Gewehrkolben niederschlug. Der Bandit blieb reglos am Boden liegen.
Von Stafford gefolgt, jagte Lassiter zum Haus.
Der Eisenbahner kochte vor Wut. »Die Saukerle haben den Schaffner erschossen«, knurrte er und gab dem Mann zu seinen Füßen einen Tritt in den Leib.
Auf einmal füllte sich der Vorplatz mit Menschen. Jetzt, wo die Gefahr gebannt war, kamen die Reisenden aus ihren Verstecken hervor. Sogar zwei Frauen und ein kleines Mädchen waren darunter. Alle bildeten einen Halbkreis vor der Tür. Sie lärmten, dass man sein eigenes Wort nicht verstand.
Eine Stimme stach besonders aus dem Radau heraus. Die wohlbekannte Stimme einer Frau!
Lassiter fuhr der Schreck in die Glieder.
Katy Warlock!
Alarmiert bahnte er sich eine Gasse durch die im Wege stehenden Reisenden. Als er ihre Phalanx durchbrochen hatte, hatte er freie Sicht auf die Concord-Kutsche.
Was er sah, ließ ihm die Haare zu Berge stehen.
Die Fahrer waren auf dem Kutschbock zusammengesunken und bewegten sich nicht. Der Kopf des Beifahrers lag auf dem Schoß des Kutschers. Ein Zugpferd war verschwunden.
Lassiter fiel es wie Schuppen von den Augen. Batista hatte den Überfall auf die Station ausgenutzt und war geflohen, und diese dämliche Clara Pettigrew hatte ihm dabei geholfen!
So schnell er konnte, rannte Lassiter zur Kutsche.
Für die beiden Männer auf dem Kutschsitz kam jede Hilfe zu spät. Auf ihrer Hemdbrust klafften große Schusswunden, die Austrittslöcher der Kugeln, die sie ins Jenseits verfrachtet hatten.
Lassiter fand Katy Warlock in der Gondel, zusammengerollt wie ein schutzsuchendes Kleinkind. Bluse, Rock und Gesicht waren mit Blutspritzern bedeckt. Katy stand unter Schock und zitterte am ganzen Körper.
»Clara«, wimmerte sie. »Clara …«
Lassiter rammte seinen Colt ins Holster. Er schob sich neben seine verängstigte Reisegefährtin. Sie krallte sich wie eine Katze in sein Hemd. Hemmungslos begann sie zu schluchzen. Er nahm sie behutsam in den Arm und tröstete sie.
»Wo ist sie?«, fragte er, als er merkte, dass Katy wieder ruhiger atmete.
Katy wischte sich die Tränen von den Wangen. »Ich hätte es wissen müssen«, keuchte sie. »Mein Gott, ich hätte es wissen müssen!«
»Ist sie mit Batista gegangen?«, fragte Lassiter.
Katy nickte stumm.
»Dieser Bastard!«
»Ich hätte es wissen müssen«, flüsterte Katy. »Als Clara mit Batista auf dem Hügel war, muss es zwischen ihnen gefunkt haben. Sie hat sich von dem Kerl um den Finger wickeln lassen.«
Lassiter dachte sich sein Teil. Er musste sich eingestehen, dass er Batistas Einfluss auf die labile Clara unterschätzt hatte. Aber wie hätte er das voraussehen sollen? Bei Antritt der Reise waren Clara und Batista noch Fremde
Weitere Kostenlose Bücher