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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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Zweifel,
ein Wetterumschlag kündigt sich an.

     
    48
    D ie Sonne scheint, aber draußen weht es
heftig. Die Windstöße lassen die Verandatür klappern, und Josefin hat schöne
Steine auf das Tischtuch gelegt, damit es nicht davongepustet wird. Das
Frühstück ist bereit, es gibt selbst gemachte Dickmilch mit Zimt und Zucker,
frisch gemahlenen Kaffee, gut gereiften Käse, Beeren und ein eigens für diesen
Morgen gebackenes Brot mit Rosinen und Apfelstückchen.
    »Wie schön, dass du wieder da bist.«
    Dankbar nickt Pelle mit vor Müdigkeit geschwollenen Augen Josefin
zu, die gerade das saftige Brot aufschneidet. Sie lächelt breit, legt eine
Scheibe auf Pelles Teller und reicht ihm die Butter dazu.
    »Wie schön, nicht mehr freihaben zu müssen.«
    Karin sitzt in einem Jogginganzug schweigend da. Sie hat die Hände
um eine Tasse geschlossen, ihre Haare wehen im Wind und landen andauernd in
ihrem Mund.
    »Möchtest du nicht auch ein Brot?«
    Jens hält ihr ein Stück von dem dampfenden Brot hin. Karin schüttelt
den Kopf.
    »Etwas von den Beeren vielleicht? Oder von der Dickmilch?«
    Karin schüttelt wieder den Kopf.
    »Ich kann nichts essen. Du weißt ja, warum.«
    »Dann mache ich uns ein paar Brote für unterwegs. Hinterher wirst du
hungrig sein, das verspreche ich dir. Und dann sollst du mir nicht irgendwelche
trockenen Krankenhaussandwiches essen müssen.«
    Jens nimmt zwei große Brotscheiben, bestreicht sie mit Butter und
legt ein paar Scheiben geräucherten Schinken und etwas Paprika darauf.
    »Was macht ihr im Krankenhaus?«, fragt Alex, der mit gutem Appetit
isst, sich eine halbe Brotscheibe auf einmal in den Mund schiebt, Saft
hinterherschickt und dann noch eine halbe Tomate verschlingt.
    Karin schluckt, sieht Jens an und schluckt noch einmal.
    »Wir werden meinen . . . meinen Vater besuchen.«
    »Echt? Liegt der hier im Krankenhaus? In Duvköping?«
    »Ja.«
    »Was hat er denn?«
    »Er stirbt.«
    Die Brotkrümel stieben nur so, als Alex mit vollem Mund erwidert:
»Ach, Scheiße.«
    Maja sitzt zwischen Alex und Pelle. Sie spürt die Wärme von Alex’
Körper und die frostige Kälte von Pelle. Zurzeit würde sich kein Koalabär an
ihm festklammern können, und es würden keine warmen Worte in der Dunkelheit
geflüstert werden. Karin auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches sieht
blass und winzig aus in dem zu großen Jogginganzug. Er kann nicht von ihr sein.
Maja würde gern etwas Kluges oder Freundliches zu ihr sagen, irgendwas über
Krankheit und Tod, aber sie bringt nichts heraus. Sie nickt Karin, die auch
nicht sonderlich empfänglich zu sein scheint, nur mitfühlend zu.
    Um den Tisch kehrt Schweigen ein, der Wind lässt Haare flattern, das
Tischtuch schlagen und die trockenen Blätter der großen Bäume rascheln. Alex
ist der Einzige, der eine irgendwie geartete Energie oder sogar Freude
verströmt. Er verspeist noch eine halbe Tomate.
    »Üben wir heute bei dieser Insel, Maja?«
    Maja zuckt zusammen.
    »Ja, genau«, sagt sie dann. »Alex und ich werden drüben im Duvsund
trainieren, da gibt es ein paar tolle Klippen, die wie Naturtreppen ins tiefe
Wasser führen. Er muss jetzt in tiefem Wasser üben. Das ist wichtig.«
    »Aber der Wind wird immer stärker, wollt ihr wirklich raus auf den
See und schwimmen üben?«
    Josefin stapelt das schmutzige Geschirr auf ein Tablett und weist
mit dem Kopf auf das unruhige Wasser. Maja beißt nervös ins Apfelbrot, dreht
sich um und blickt über den See.
    »Ach, das ist kein Problem. Die Sonne scheint doch, und es ist warm,
das geht schon.«
    Josefin zuckt mit den Schultern und gießt Jens noch etwas Kaffee
ein.
    »Ich werde Jens und Karin nach dem Frühstück ans Festland bringen
und bei der Gelegenheit noch ein bisschen einkaufen. Für alle, die hierbleiben,
steht ein Mittagessen im Kühlschrank. Jens, wollt ihr eine Thermoskanne Kaffee
mitnehmen?«
    Jens nickt Josefin dankbar zu, die mit dem schweren Tablett in die
Küche geht.
    »Ja, dann werde ich wohl als Einziger hierbleiben«, seufzt Pelle und
nimmt einen Schluck von seinem Kaffee.
     
    Alex ist wie besessen. Er will los, und zwar jetzt! Hier herumsitzen und mit Pelle, Jens und dieser
hysterischen Karin rumlabern, nein danke. Er will Maja an der Hand nehmen, in
dieses Boot hüpfen und einfach nur los. Seit sie ihm gestern von der Tour
erzählt hat, hat er einen Dauerständer. Einen ganzen Tag nur zu zweit, vielleicht
sogar eine Nacht. Sie hat gesagt, dass sie vielleicht dort

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