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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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er zusammen mit seinem
Vater, dann mit seinen Freunden, und als seine Freunde aufhörten, so viel zu
trinken, fand Kjell jüngere Freunde mit einem größeren Hang zur Flasche. Obwohl
er gut aussehend und in vielerlei Hinsicht charmant war, blieb natürlich keine
vernünftige Frau bei ihm. Nur Karins verrückte Mutter, die blieb, da hatten
sich zwei einsame Seelen gefunden, die sich aneinander festklammerten.
    Und dann kam Karin, ein Mädchen, so dunkelhaarig wie die Mutter, so
schüchtern wie der Vater. Auch da hatte Kjell eigentlich nicht die Spur einer
Chance. Karins Großvater kam einigermaßen klar, denn der hatte ja die
Großmutter, die spülte, kochte, die leeren Flaschen wegräumte, die schmutzigen
Kleider wusch und zumindest eine Fassade aufrechterhielt.
    Karins Mutter tat all das nicht, denn sie war vollauf mit ihren
Psychosen und Depressionen beschäftigt. Und Karins Vater war vollauf mit sich
selbst beschäftigt und mit dem Alkohol, der alles betäubte. Für Karin waren die
Bücher die einzige Fluchtmöglichkeit, bis sie Brüste bekam und anfing, ihre
Angst mit Sex zu betäuben. Später kamen der Wein und die Arbeit dazu.
    Ach, Papa.
    Karin drückt Jens’ Hand. Durch die Tränen versucht sie, ihren
röchelnden Vater anzusehen.
    »Ich kann nicht länger böse sein, Papa, das frisst mich von innen
auf. Ich bin leer, denn die Wut auf dich hat alles weggefressen. Alles.«
    Sie wischt sich mit dem Handrücken die Tränen ab, mit der anderen
hält sie Jens’ Hand, ganz fest.
    »Du bist . . . ich . . .« Karin verstummt. Jens streicht ihr mit
seiner freien Hand über den Rücken. Dann räuspert sie sich und sagt: »Ich
verzeihe dir, Papa.«
    Ihr Gesicht verzieht sich vor Schmerz. Ihr Atem kommt stoßweise. Sie
schließt die Augen, kneift sie ganz fest zu. Dann lässt sie die Tränen fließen,
Ströme von Tränen, die in ihrem Innern gewartet haben. Jens lässt ihre Hand
nicht los. Rotz, Tränen und Spucke laufen über Karins Schwimmweste, als sie
plötzlich die Augen öffnet, zwei rote Augen mitten in dem nassen Gesicht.
    »Jetzt brauche ich . . . jetzt brauche ich eine Umarmung.«
    Jens kniet sich auf den Boden, umarmt Karin und hält sie ganz fest.
     
    Maja hält mit dem Boot direkt auf das Ufer zu. Sie wirft
sich über die Reling und steht bis zur Taille im Wasser, doch das merkt sie gar
nicht, sondern pflügt durchs Wasser, über den Uferstreifen und hinauf zum
Schloss. Alex sieht Maja verschwinden, klettert etwas langsamer an Land und
zieht das Boot ein Stück weiter hoch, damit die Wellen es nicht wieder
zurückholen können.
    »Neeein!«
    Atemlos bleibt Maja auf dem Kiesplatz stehen und sieht zu, wie die
meterhohen Flammen die Schlosswand emporlecken.
    »Pelle! Wo bist du? Pelle! «
    Auch Alex ist jetzt auf dem Kiesplatz angekommen, er sieht das
Feuer, meine Güte, die Flammen lodern sicher fünf Meter hoch. Maja rennt
panisch auf dem Kies hin und her und schreit verzweifelt: »Du musst das Feuer
löschen, Alex! Du musst es löschen! Ich versuche, Pelle zu finden!«
    Alex zeigt auf die riesigen Flammen.
    »Das kann ich nicht löschen! Wir müssen die Feuerwehr rufen!«
    »Die Feuerwehr? Wie soll die denn herkommen? Hol den Schlauch aus
dem Seitenflügel am See, den kannst du auf der anderen Seite des Schlosses
anschließen. Ich muss Pelle finden!«
    Maja hastet ins Schloss und lässt Alex ratlos stehen. Das Feuer
sprüht und knackt, dazu sind überall die gellenden, panischen Schreie der
Damhirsche zu hören. Alex eilt zum Seitenflügel, um den Wasserschlauch zu
holen, rutscht auf dem Gras herum, stützt sich im letzten Moment mit der Hand
ab und kommt wieder auf die Füße. Er reißt die Tür auf. Verdammt, wie soll er
in dem Chaos hier etwas finden? Das Adrenalin pumpt durch seinen Körper, Alex
wirft Stühle, Rasenmäher, Bälle, Schwimmwesten und Angeln durcheinander.
Nirgends ein verdammter Gartenschlauch. Scheiße!
    Schweißnass rast er wieder zum Schloss hinauf. Noch sind die
Fensterscheiben nicht zersprungen, das Feuer hat seinen Weg noch nicht ins
Gebäude gefunden, aber lange wird es nicht mehr dauern. Die Hitze ist
unbeschreiblich, dazu die Schreie der Tiere, die dicken schwarzen Wolken und
der Ruß, der wie schwarzer Regen vom Himmel fällt.
    Wo ist denn jetzt Maja? Alex rennt ins Hauptgebäude, da ist es jetzt
heiß, so richtig heiß.
    »Maja! Maja! Du musst hier raus!«
    Alex steht im Flur und brüllt in die erste Etage hinauf.
    Maja kommt leichenblass die Treppe heruntergelaufen.
    »Ich

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