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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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Neues erschaffen.
    Doch als sie hierherzogen, ging alles in die Brüche. Maja war
künstlerisch nicht mehr produktiv, ihre Freunde kamen nie, denn sie hatten
keine Zeit. Dann die Einsamkeit und das Schweigen. Sie haben aufgehört,
miteinander zu schlafen. Oder besser gesagt, er hat aufgehört, Maja hat weitergekämpft.
Und ihre Ateliers . . . Maja hat in ihrem hauptsächlich geschlafen. Und er? Er
hat in seinem den reinen Wahnsinn angestellt. Gruselig.
    Das Schloss ist richtig gut versichert, wegen der Kunst und all der
kulturellen Werte. Pelle wird viel Geld bekommen, wenn es abbrennt, mindestens
fünf Millionen Kronen. Für fünf Millionen kann er die Schulden an München zurückzahlen,
dann ist er in der Hinsicht schon mal aus dem Schneider.
    Ein letztes Mal schaut Pelle über die rosa verputzte Fassade, die
lindgrünen Fensterrahmen, das Birnenspalier, das sich an der Schlossmauer
entlangrankt, den Apfelhain, die Kletterrosen, den Granittisch, die
Walnussbäume und die Damhirsche, die am Ende des Apfelhains grasen.
    Dann zündet er ein Streichholz an, schützt es vor dem heftigen Wind
und legt es ganz zuunterst in den Reisighaufen, der sofort Feuer fängt.
     
    Alex hat seinen Arm um Maja gelegt. Sie schreien, um sich
über Wind und Motorengeräusch hinweg verständigen zu können.
    »Ist es noch weit?«, will Alex wissen.
    Maja nickt. »Wir sind doch gerade erst gestartet!«
    »Was? Dir ist schon langweilig?«
    Maja lacht und winkt abwehrend mit der Hand. Bei dem Geräuschpegel
kann man sich ja nur missverstehen.
    Der Wind peitscht ihr entgegen, das ist schön. Das Boot schlägt in
den Wellen, und es kitzelt im Bauch, wenn sie in ein Wellental krachen. Die
Gischt spritzt in Majas Gesicht.
    Alex sitzt neben ihr und betrachtet ihr Profil. Die gerade Nase, die
dunklen Augenbrauen, die Lippen. Die so überirdisch weichen Lippen, die ihn so
gerne küssen. Ja, das hat sie schließlich gesagt! Sie wollte mehr küssen, sie
hat gesagt, dass er sie gut küssen würde. Er kann küssen.
    »Ich liebe dich.«
    »Was? Nein, es ist noch ein ganz schönes Stück!«
    »Ich liebe dich.«
    Maja wendet sich Alex zu und begegnet seinem glücklichen Blick. Sie
stellt den Motor aus, und ohne sein Gebrumme ist es plötzlich ziemlich still.
Das Boot schaukelt auf den sich auftürmenden Wellen. Maja betrachtet Alex, die
braunen Augen und das helle Haar, sonnengebräunte Haut, weiße Zähne. Er lächelt
und sieht Maja an, die nicht so richtig weiß, was sie machen soll. Und er
lächelt einfach weiter, voller Erwartungen und Hoffnungen.
    »Ich liebe dich, Maja.«
    »Das ist schön, Alex.«
    »Ja, aber ich tue es wirklich. Und jetzt habe ich nachgedacht.«
    Maja streicht ihm über die weiche Wange. Herzchen. Liebes Herzchen.
    Er beugt sich vor und umarmt sie, flüstert in ihr Ohr: »Ich hab
jetzt schon einen ganzen Tag einen Dauerständer, verstehst du? Aber ich habe
ihn nicht angerührt, denn ich dachte, dass du ihn . . .«
    »Verdammt . . . Was ist denn das?«
    »Das ist nur mein Schwanz, der Hallo sagen möchte.«
    Alex drückt sich enger an Maja, nimmt ihre Hand und legt sie über
seine Hose, aber Maja springt im Boot auf und sieht zurück Richtung
Hjortholmen.
    »Mein Gott . . . Es brennt!«

     
    51
    J ens hält Karin ganz fest, und obwohl
sie richtig schwer ist, würde er sie nie im Leben loslassen. Um das
Gleichgewicht nicht zu verlieren, lehnt er sich leicht an die hellgelbe Wand
des Krankenhausflures.
    »Jetzt gehen wir hinein, und es wird nicht hässlich sein, und es
wird auch nicht übel riechen. Alles wird schön sein, hab keine Angst.«
    Karin klammert sich mit den Armen an Jens’ Hals.
    »Wie kann es denn schön sein?«
    »Vertrau mir.«
    »Du darfst mich da drinnen nicht allein lassen.«
    Eine Putzfrau kommt mit ihrem Wagen vorbei und blickt erstaunt zu
dem Mann, der eine Frau trägt. Karin zerrt ein Blatt Papier aus der Tasche der
Kapuzenjacke.
    »Ich habe einen Brief dabei, den ich vorlesen werde.«
    Sie hält Jens das zerknitterte Papier vors Gesicht.
    »Okay.«
    »Und wenn ich den vorgelesen habe, dann gehen wir wieder raus.«
    »Okay.«
    »Und dann muss ich nie wieder hierherkommen.«
    »Nie wieder. Sollen wir jetzt gehen?«
    Karin nickt stumm. Seit der Bootsfahrt stehen Jens die lockigen
Haare noch mehr vom Kopf ab. Karin ist bleich im Gesicht. Jens trägt sie über
den grünen Linoleumfußboden den Flur entlang, vorbei an schief hängenden
Häkelbildern mit maritimen Motiven, vertrockneten Blumensträußen und

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