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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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ihm zu bekommen, aber das scheint nicht so einfach zu sein.
Maja hält seine Hand und pult an dem Mörtel, der auf seiner Haut klebt,
versucht, das lehmige Haar zu ordnen, und streicht ihm über die Wangen.
    Als sie Pelle entdeckt hatte, ging alles ganz schnell. Sie lief zum
Schloss zurück, rief den Notarzt und versuchte zu erklären, wo auf der Insel
Pelle lag. Sie holte weiße Laken und breitete sie am Ufer aus, damit der Helikopter
sie im Rußnebel finden konnte, und noch während des Telefonats machte sich der
Rettungshubschrauber auf den Weg, denn es war Eile geboten. Trotzdem dauerte
es, bis sie da waren, weil es so regnete. Und Pelle lag einfach nur da, lehmverschmiert
mit dem aufgerissenen Hemd. Atmete er überhaupt noch?
    Maja nahm ihn fest in den Arm. Er wurde nass vom Regen, und die
graue Leinenhose war wie festgeschweißt an seinen dünnen Beinen. Maja konnte
nicht aufhören, die Beine zu betrachten, die so einsam aussahen, so
verletzlich. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie die Beine umarmt, sie getröstet
und ihnen gesagt, dass alles gut werden würde.
    Mitten in dem Durcheinander war Josefin auf die Insel
zurückgekommen, sie brachte Decken, die sie über sie beide legte, auch über die
Beine. Dann saß Maja in dem peitschenden Regen mit Pelle im Arm. Sein krauses
Haar breitete sich auf ihrem Bein aus. Sie versuchte, mit ihm über alles
Mögliche zu reden, über lustige Dinge, aber es ging nicht, also begann sie zu
singen, aber das Einzige, was ihr einfiel, waren Kinderlieder. »Hej, Pippi
Langstrumpf«, »Idas Sommerlied«, »Ein Männlein steht im Walde«. Klatschnass.
    Der Rettungshubschrauber landete mitten auf dem alten
Dampferanleger, Menschen in knallgelben Overalls, die herumliefen, einander
etwas zuriefen, Pelle mit kleinen Taschenlampen in die Augen leuchteten, ihn
auf einer Trage festschnallten, und Regen, Regen, Regen.
    Maja saß noch immer im Schlamm, jemand nahm ihre Hand und sagte,
dass sie mitfahren solle, also rannte sie los, duckte sich unter den
Rotorblättern durch. Rein, rauf, hoch, festgeschnallt, Ohrenschützer auf.
Nehmen Sie seine Hand, er muss spüren, das Sie da sind.
    Ganz fest hält sie Pelles Hand, unten sieht sie Hjortholmen
verschwinden, sie verlassen das Wasser und fliegen über Duvköping hinweg.
Straßen, die die Stadt durchziehen, Autos, die fahren, als sei nichts
geschehen, dann die großzügiger verteilten Höfe und Scheunen, Reihenhaussiedlungen,
Viertel mit Einfamilienhäusern, die Brücke über den Vänersee, die die Stadt in
zwei Teile teilt, die Marina, der Stadtpark, die Stadtmitte und schräg hinter
dem Bahnhof das Krankenhaus. Es ist, als würde ihr altes Leben Revue passieren.
     
    Josefin reicht Alex eine Tasse heißen Kamillentee. Sie haben
sich die nassen Kleider ausgezogen und trockene angezogen. Alex durfte sich
etwas aus Pelles Schrank leihen, weil seine eigenen Klamotten noch draußen im
Boot liegen und vermutlich klatschnass sind. In seiner unbändigen Sehnsucht,
niemals auf die Insel zurückzukehren, hatte er tatsächlich all seine Sachen
eingepackt. Wie idiotisch.
    Jetzt sitzt er in einem Holzfällerhemd, einer viel zu großen
Strickjacke, Wollsocken und einer Leinenhose in der Küche. Hier ist alles wie
immer, als wäre nichts geschehen. Die schönen Schränke, die Kupfertöpfe, die
zusammen mit Kellen und Schöpfern von der Decke hängen. In der Nische am
Küchenfenster der kleine runde Tisch, zwei Stühle, die Kochbücher auf dem
Fensterbrett und der verschnörkelte Kerzenständer von einem befreundeten
Künstler, in dem die Kerzen ruhig runterbrennen. Der Regen pladdert inzwischen
etwas sanfter an die Scheiben.
    Josefin schaut Alex an, der vorsichtig am Tee nippt. Er pustet,
versucht zu trinken, verbrennt sich, pustet noch ein wenig.
    »Bist du sehr verliebt in sie?«
    Alex sieht auf. »Wie bitte?«
    »Maja. Bist du sehr verliebt in sie?«
    Alex versucht, sich eine gute Antwort einfallen zu lassen, die klug
klingt und alles wegradiert, was nicht . . .
    »Ja.«
    Was Besseres ist ihm nicht eingefallen. Vorsichtig pustet er in die
Tasse, nur um etwas zu tun zu haben, damit er nicht anfängt zu heulen.
    »Das habe ich mir gedacht.«
    Schweigend rühren sie in ihren Tassen, was einen hübschen Klang
ergibt. Wie ein Glockenspiel.
    »Wir wollten zu dieser Insel fahren und . . . einfach mal eine Weile
allein sein. Aber wir haben es nicht mal halbwegs hin geschafft, da . . .
Verdammt, jetzt heul ich gleich.«
    Verlegen stellt Alex seine Tasse auf den

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